Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
Vom Netzwerk:
Rollen wieder angenommen, mit Margaret als Kinderfrau und Stella als bockigem Kind. Stella gab nach, drehte den Wasserhahn zu und setzte sich an den Tisch. Um weitere Diskussionen über das Thema zu vermeiden, griff sie nach der Gabel.
    Â»Eben ist mir durch den Kopf gegangen«, begann sie, »wie viel Raymond aus dem Grundstück gemacht hätte, wenn wir geheiratet hätten. Er hat es mir einmal beschrieben. Wie er den Park neu gestalten und welche Bäume er gern pflanzen würde. Er wollte auch ein Treibhaus errichten, um eigene Tomaten zu ziehen, und hat von einem Kräutergarten unter unserem Schlafzimmerfenster gesprochen. Ich glaube, es wäre wunderschön geworden.«
    Â»Jetzt ist daran auch nichts verkehrt«, wandte Margaret ein und ärgerte sich über Raymonds Anmaßung. »Die Gärten hat deine Großmutter angelegt, und wenn man mich fragt, hat sie das fabelhaft gemacht.«
    Â»Schon, aber es wäre doch mal eine nette Abwechslung gewesen. Im Moment wirkt alles so konstruiert. Jedenfalls wäre es ein interessantes Projekt gewesen, findest du nicht?«
    Â»Vielleicht kannst du es ja selbst tun«, schlug Margaret vor. »Es würde dich auf andere Gedanken bringen.«
    Stella schüttelte den Kopf. »Das könnte ich nicht ertragen. Außerdem wüsste ich nicht einmal, wo ich anfangen sollte. Raymond hatte die Pläne ja nur im Kopf. Abgesehen davon weiß ich nicht, wie lange ich überhaupt noch hierbleibe.«
    Margaret sah sie verblüfft an. »Was soll das heißen?«
    Â»Ich habe darüber nachgedacht.« Stella zuckte mit den Schultern. »Weshalb sollte ich ein so großes Haus nur für mich allein unterhalten? Kann sein, dass ich es schließe und fortziehe.«
    Vor Entsetzen blieb Margaret der Mund offen stehen.
    Â»Das kann nicht dein Ernst sein.«
    Â»Doch.«
    Â»Und was hast du vor? Willst du nach London ziehen?«
    Â»Niemals«, sagte Stella hastig. »Das hielte ich gar nicht aus. Zu viele Menschen. Ich dachte, ich könnte vielleicht reisen. Außer England und der Schweiz habe ich ja kaum etwas gesehen. Ich weiß, dass ich Leyville nicht verkaufen darf, aber ich könnte es einer Stiftung überlassen. Es könnte in ein Museum umgewandelt werden.«
    Â»Zurzeit kannst du nicht klar denken, Stella«, entgegnete Margaret, die plötzlich eine Vision hatte, wie sie wegen der Laune eines trauernden Mädchens aus ihrem Haus gejagt wurde. »So etwas darfst du nicht tun. Du würdest es dein Leben lang bereuen.«
    Â»Ich fand es hier immer schön«, sagte Stella verträumt. »Aber in diesem Haus hat es zu viel Leid gegeben, und dem würde ich gern den Rücken kehren. Wenn man bedenkt, was Großvater getan hat, als er Owens Vater verstoßen hat – das muss eine schreckliche Zeit gewesen sein. Und dann hat Vater alles übernommen, und Owen musste bei uns leben. Weißt du noch, wie verängstigt er anfangs war?«
    Â»Sicher«, entgegnete Margaret leise und entsann sich des Ausdrucks von Panik auf dem Kindergesicht.
    Â»Und dann ist Andrew umgekommen«, fuhr Stella fort. »Und Mutter. Dann Vater. Und jetzt Raymond.«
    Â»Raymond ist nicht in Leyville gestorben. Er hat mit dem Haus nichts zu tun.«
    Â»Wenn er mich nicht kennengelernt hätte, wäre er Owen nicht begegnet. Und dann wäre er an dem Abend nie zu dessen Wohnung gegangen und wäre noch am Leben. Es ist meine Schuld, dass er tot ist.«
    Â»Unsinn«, sagte Margaret streng, »du hattest damit nichts zu tun. Schuld ist allein der junge Mann, der ihn ermordet hat.«
    Â»Gareth Bentley«, murmelte Stella.
    Â»Jawohl. Aber er muss dich nicht mehr kümmern, denn er sitzt hinter Schloss und Riegel und wird zweifellos schuldig gesprochen werden. Dann ist der Fall erledigt.«
    Stella verzog das Gesicht. Die Vorstellung, dass ein Mensch hingerichtet wurde, war ihr zuwider. Es hatte etwas Mittelalterliches.
    Â»Das möchte ich nicht.«
    Â»Danach wird es wohl nicht gehen. Gesetz ist Gesetz.«
    Â»Falls er Raymond getötet hat, möchte ich, dass er lange, lange lebt und all diese Zeit im Gefängnis verbringt. Wenn er hängt, würde er zu schnell erlöst.«
    Â» Falls er ihn getötet hat?«, fragte Margaret und wunderte sich über die Einschränkung. »Was meinst du mit falls ?«
    Â»Immerhin ist er noch nicht schuldig gesprochen worden,

Weitere Kostenlose Bücher