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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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oder?«
    Â»Das ist nur eine Frage der Zeit.« Margaret hatte den Fall in den Tageszeitungen verfolgt, die sie vor Stella versteckte; denn sie wusste, Stella würde sich nur aufregen, wenn sie die Einzelheiten erfuhr.
    Stella seufzte und stocherte in ihrem Frühstück herum, von dem sie kaum etwas angerührt hatte.
    Â»Hast du in letzter Zeit mit Owen gesprochen«, fragte sie nach einer Weile.
    Â»Ich habe ihm Nachrichten hinterlassen, aber bisher hat er sich noch nicht gemeldet.«
    Â»Würdest du mir einen Gefallen tun, ihn noch einmal anrufen und bitten, übers Wochenende hierherzukommen. Da ist etwas, über das ich mit ihm sprechen möchte.«
    Â»Sicher, wenn das dein Wunsch ist. Aber du sprichst mit ihm nicht über deine alberne Idee, Leyville zu verlassen, oder?«
    Â»Nein. Es geht um etwas anderes.«
    Margaret betrachtete Stella misstrauisch. »Um was?«
    Stella wich ihrem Blick aus. Das erinnerte Margaret an die Zeit vor zehn Jahren, als Stella ein Teenager gewesen war, diese grässliche Zeit, ehe sie nach Genf geschickt wurde. An den Tag, als sie sich mit den beiden zusammengesetzt hatte, sie ihr alles gestanden und sie die Sache in die Hand genommen hatte.
    Â»Es ist nichts Besonderes«, sagte Stella. »Nur etwas, das ich mit ihm besprechen möchte.«
    Â»Gut, ich rufe ihn an. Unter der Bedingung, dass du ihm gegenüber auf der Hut bleibst.«
    Stella starrte sie an. »Weswegen? Owen wird mir nicht schaden. Er ist mein Cousin.«
    Â»Richtig«, sagte Margaret mit großem Nachdruck, »genau das ist der springende Punkt. Er ist dein Cousin. Vielleicht solltest du ihn in London sein Leben führen lassen und mit deinem hier unten weitermachen.«
    Â»Man könnte meinen, du willst uns nicht zusammen sehen.«
    Â»So ist es.«
    Â»Margaret, bitte.«
    Â»Du erwartest doch nicht im Ernst, dass ich etwas anderes behaupte, oder?«
    Stella schüttelte den Kopf. »Also wirklich. Man könnte ja glauben, du wärst diejenige gewesen, die ihn –«
    Â»Kein Wort mehr.« Margaret schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Hör sofort auf. Du weißt, dass ich nicht gern über diese Zeit spreche.«
    Â»Du fühlst dich schuldig«, sagte Stella, um Margaret zu verletzen.
    Â»Natürlich nicht. Weshalb sollte ich mich schuldig fühlen?«
    Stella hob die Brauen, stand auf, trat an die niedrige Steinbrüstung und legte ihre Arme darauf.
    Â»Ich frage mich, ob Owen und ich überhaupt Freunde geworden wären, wenn alles anders gekommen wäre. Ob wir uns überhaupt kennengelernt hätten.«
    Â»Was soll dass denn jetzt heißen?«
    Â»Na, wenn Großvater die Ehe von Onkel Henry akzeptiert hätte und er mit seiner Frau hier geblieben wäre. Wenn Owen in Leyville und nicht in Frankreich geboren wäre. Dann wären Andrew und ich nicht hier aufgewachsen. Womöglich wäre Vater nach London gezogen. In eine Wohnung oder vielleicht auch ein Haus. Alles wäre genau andersherum als jetzt. Dann wäre ich diejenige, die hierher zu Besuch kommt. Leyville wäre Owens Zuhause, und Andrew und ich wären die armen Verwandten.«
    Â»In einem solchen Fall wäre Owen vielleicht auch nicht der geworden, der er jetzt ist.«
    Â»Du hast ihn nie gemocht, Margaret, oder?«
    Â»Das ist nicht wahr«, erwiderte Margaret gekränkt. Sie hielt inne und dachte zurück. »Als er hier ankam, habe ich ihn wie alle anderen auch willkommen geheißen. Ich habe mich ihm sogar ganz besonders gewidmet, um zu verhindern, dass er sich hier als Außenseiter fühlte.«
    Â»Und doch hat er sich immer so gefühlt.«
    Â»Niemand war zu dem Jungen so freundlich wie ich. Wenn du mich fragst, verdankt er deiner Familie sehr viel. Insbesondere deinem Vater. Denk an das, was er für Owen getan hat: Er hat ihn aufgenommen, als er kein Zuhause hatte, ihm eine anständige Ausbildung und ein angenehmes Leben ermöglicht. Und wie hat Owen es ihm gedankt?«
    Â»Das war nicht nur Owen«, sagte Stella und drehte sich um. »Mein Gott, Margaret, warum bist du nie bereit, das zu akzeptieren? Du siehst ihn immer nur als beutehungriges Tier, das –«
    Â»Du warst damals erst sechzehn Jahre alt, Stella.«
    Â»Und er fast fünfzehn. Er war jünger als ich! Wenn jemand beutehungrig war –«
    Â»Das höre ich mir nicht länger an.« Margaret stand auf. »Ich

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