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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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Trotzdem weiß ich, was du meinst. Aber Schuldgefühle sind nun wirklich überflüssig, Alexander. Niemand hätte ahnen können, dass es zu so etwas kommt.«
    Â»Trotzdem, er war schon immer eigenartig«, erklärte Alexander, der es im Rückblick besser zu wissen glaubte und betrübt den Kopf schüttelte. »Solche Typen erkenne ich bereits aus einer Meile Entfernung.«
    Â»Wie habt ihr euch überhaupt kennengelernt?«
    Â»Hm.« Alexander überlegte. »Gareth und mein jüngerer Bruder haben zusammen studiert. In den Semesterferien war er des Öfteren bei uns zu Hause. Dann ging Daniel nach Burma. Vor zwei Jahren bin ich Gareth wieder über den Weg gelaufen, auf der Chiswick High Street. Wir haben über die alten Zeiten gesprochen, uns danach dann und wann getroffen, und mit der Zeit ist so etwa wie Freundschaft zwischen uns entstanden. Meistens haben wir uns zum Dinner verabredet, und ich dachte sogar, wir wären verwandte Seelen. Keiner von uns hat viel mit seinem Leben angefangen, jeder hat versucht, wie ein Dandy zu leben, ohne die Mittel dazu zu haben. Wir haben oft über Daniel gesprochen. Er hat uns wohl beiden gefehlt.«
    Â»Hast du bei ihm jemals Anzeichen entdeckt, die auf so etwas hingewiesen haben?«
    Â»Nein, nicht in diesem Ausmaß. Ich wusste, dass er ein Problem mit dem Trinken hat. Offenbar reicht es in seine Schulzeit zurück. Da gab es wohl einen Zwischenfall, der unter den Teppich gekehrt worden ist.«
    Â»Ja, den hat er mal erwähnt.«
    Â»Die Einzelheiten kenne ich nicht, aber anscheinend wurde ein Junge aus seiner Klasse recht schwer verletzt. Gareths Vater hat dafür gesorgt, dass es nie publik gemacht worden ist. Aber sonst wüsste ich nichts. Vielleicht hat er sich in den letzten Jahren ja geändert. Muss er wohl, denn wenn wir früher ausgingen, trank er drei- oder viermal so viel wie ich, bestand aber darauf, dass ich die Runden bezahle. Und dann trank er plötzlich gar nichts mehr und sagte, er habe eine neue Seite aufgeschlagen.«
    Â»Das mit dem Alkoholproblem war mir bekannt«, sagte Montignac. »Das ist mir gleich zu Anfang aufgefallen.«
    Â»Als wir uns an seinem Geburtstag abends im Unicorn getroffen haben, habe ich ihn erstmals seit einiger Zeit wieder trinken sehen. Aber da dachte ich, er hätte es im Griff, denn nach ein paar Gläsern hat er Schluss gemacht. Und er ist auch schon ziemlich früh gegangen. Er hat dich draußen eingeholt, nicht?«
    Â»Ja.«
    Â»Wie kommt denn Stella mit der ganzen Sache zurecht?«, fragte Alexander und schlug einen angemessen besorgten Tonfall an.
    Â»Nicht sehr gut«, antwortete Montignac, obwohl er sie seit Raymonds Tod kaum gesehen hatte.
    Â»Die Ärmste. Standen die beiden sich sehr nah?«
    Montignac sah ihn verdutzt an. »Sie wollten heiraten. Also gehe ich mal davon aus.«
    Â»Sicher doch«, sagte Alexander. »Ich hoffe nur, dass wir in die Sache nicht hineingezogen werden«, fügte er vorsichtig hinzu.
    Â»Was soll das heißen?«
    Â»Ich denke an den Prozess.« Alexander beugte sich vor. »Es ist klar, dass man dich als Zeugen aufrufen wird. Du warst an dem fraglichen Abend doch dabei, oder nicht?«
    Â»Nur anfangs. Ich habe Gareth relativ frühzeitig in ein Taxi gesetzt.«
    Â»Und dann ist es in deiner Wohnung passiert?«
    Â»Ja, mein Fehler war, ihm einen Schlüssel zu geben.«
    Â»Dann wirst du auf jeden Fall als Zeuge auftreten müssen. Glaubst du, man wird dich fragen, wie du Gareth kennengelernt hast?«
    Montignac zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Könnte sein. Aber wieso ist das wichtig?«
    Â»Wenn es geht, versuche, meinen Namen herauszuhalten, ja? Das Letzte, was ich brauche, ist einen Chefredakteur, der mir noch mehr Ärger macht. Er wird es nicht schätzen, wenn der Buchkritiker, den er am wenigsten mag, mit den Unicorn Ballrooms in Verbindung gebracht wird, einem Club, der bekanntlich nicht den besten Ruf hat, oder, noch schlimmer, mit einem Mordfall. Meine Hoffnung ist, demnächst die Biografien toter Autoren zu schreiben, denn denen kann ich nicht mehr begegnen, und Essays über Bücher, die ich nie gelesen habe. Und das möchte ich nicht gefährden.«
    Â»Ich werde mein Bestes tun«, versprach Montignac. »Ich habe ihn übrigens besucht.«
    Â»Wen?«
    Â»Gareth.«
    Â»Du hast ihn besucht?«, fragte Alexander verblüfft und

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