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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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habe dir schon vor zehn Jahren gesagt, dass ich über diese Geschichte nie wieder diskutieren möchte, und daran wird sich auch jetzt nichts ändern.«
    Â»Ist ja schon gut. Deshalb musst du doch nicht gleich wütend werden. Ich sage ja nur, wenn du die Dinge von seiner Warte aus siehst, dann kannst –«
    Â»Das habe ich seit Jahren getan, und es nützt mir nicht das Geringste«, erwiderte Margaret, die sich zunehmend aufregte. »Du ahnst ja nicht, wie viele Sorgen ich mir um diesen Jungen gemacht habe. Ihr beide, nein, ihr drei, einschließlich Andrew, wart für mich wie eigene Kinder. Ich war für euch wie eine zweite Mutter.«
    Â»Natürlich warst du das.«
    Â»Allerdings eine zweite Mutter, die zum Personal gehörte und jederzeit entlassen werden konnte. Jahrelang habe ich mir um Owen Gedanken gemacht. Was ich vor zehn Jahren getan habe, geschah nicht nur aus Sorge um dich, sondern ebenso um ihn. Ich habe es für euch beide getan.«
    Â»Vielleicht haben deine guten Absichten uns beide zerstört.«
    Margaret ignorierte diese Bemerkung. »Was danach aus Owen geworden ist, ist nicht meine Schuld. Falls es ihm nicht passt, dass er von deinem Vater enterbt wurde, hat auch das nichts mit mir zu tun. Falls er darüber verbittert ist, dass es mit euch beiden schiefgegangen ist, kann er es nicht mir anlasten. Die Verantwortung für seine Missgeschicke lehne ich ab.«
    Â»Margaret«, begann Stella leise, »warum hat Vater Owen nichts vermacht?« Für einen Moment verschlug es Margaret die Sprache, und sie starrte Stella an.
    Â»Wie bitte?«
    Â»Ich habe gefragt, warum Vater Owen nichts vermacht hat. Er war immer so leidenschaftlich, wenn es um Fragen der Tradition ging. Und eine dieser Traditionen verlangte, dass die Montignacs ihr Erbe nur an männliche Mitglieder ihrer Familie weitergeben.«
    Â»Vielleicht hat er einen Sinneswandel durchgemacht«, sagte Margaret mit unsteter Stimme. »Vielleicht wollte er sein Vermögen seinem einzigen noch lebenden Kind vermachen.«
    Â»Wusste er es, Margaret?«, fragte Stella und überlegte, ob Margarets Gesichtsausdruck ihr verraten würde, ob sie die Wahrheit sagte oder nicht. »Hast du es ihm erzählt?«
    Daraufhin entstand Schweigen. Die beiden Frauen sahen einander an. Stella fragte sich, ob sie zufällig über ein Geheimnis gestolpert war, wohingegen Margaret sich fragte, ob sie dieser undankbaren Sippe zuliebe ihr Leben verschwendet hatte.
    Margaret gab Stella keine Antwort. Frustriert wandte Stella sich von ihr ab. Als sie sich gleich darauf wieder umdrehte, war Margaret verschwunden und hatte die Tür hinter sich offen gelassen. Am ungewöhnlichsten war jedoch, dass sie das Frühstückstablett zurückgelassen hatte, um klarzumachen, Stella könne es selbst hinunter in die Küche tragen.

7
    Sogar von der anderen Straßenseite her, der Cork Mews, erkannte Montignac, dass sein junger Assistent eine Besucherin der Galerie anstarrte, woraufhin er unwillkürlich lächelte und den Kopf schüttelte. Jason Parsons hatte die Angewohnheit, sich in ältere Kundinnen zu verlieben, doch wenn sie begannen, ihm Fragen zu stellen oder er ihnen ein Gemälde erläutern sollte, wurde er konfus und konnte ihnen nicht in die Augen sehen. Trotz seiner sehnsüchtigen Blicke war es ihm noch nie gelungen, eine von ihnen für sich einzunehmen, aber das gesellschaftliche Leben seines Assistenten hielt Montignac ohnehin für kümmerlich. Bei dieser Frau schien er sich jedoch tapfer zu schlagen. Selbst aus der Distanz erkannte Montignac, dass es sich um eine äußerst attraktive Dame mittleren Alters handelte, der Typ, der durch die Kunstgalerien der Cork Street streifte, sich jedoch nur umschaute und nie etwas kaufte.
    Er trat seinen Zigarettenstummel aus, just in dem Augenblick, als Arthur Hamilton die Clarion-Galerie verließ. Innerlich fluchend, zog Montignac sich in den Eingang des Pollen House zurück, doch da hatte der ältere Mann ihn schon entdeckt und hob grüßend die Hand. Montignac hatte keine andere Wahl, als die Straße zu überqueren.
    Â»Hallo, Owen«, sagte Hamilton, »Sie habe ich ja schon seit einer Weile nicht mehr hier gesehen.«
    Â»Ich hatte zu viel anderes zu tun«, entgegnete Montignac. »Familienprobleme, um die ich mich kümmern musste.«
    Â»Ach ja, richtig.« Hamilton runzelte die Stirn und senkte die

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