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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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›etwas getan werden muss‹. Er glaubt, die Monarchie sei eine Einrichtung, an der das Volk teilhaben soll, und hat von unseren Sitten keine Ahnung. Und das geht einfach nicht. Baldwin dagegen versteht uns. Er sieht den Schaden, den dieser Mann anrichtet.«
    Â»Aber das Volk liebt ihn.«
    Â»Das Volk!«, schnaubte Keaton. »Wen interessiert schon, was das Volk will. Das Volk ist ein ungebildeter Haufen ohne Sinn und Verstand. Leute, die geführt werden wollen – geführt werden müssen, doch dann sehen sie diesen Laffen, der durchs Land stolziert, ihnen den Kopf tätschelt, vor Mitleid zerfließt und in ihren winzigen Katen Tee mit ihnen trinkt, und schon glauben sie, er wäre einer von ihnen. Oder sie wären einer von uns. Was auch hieße, ich wäre einer von ihnen, und das bin ich nicht. Wissen Sie, was der letzte König über ihn gesagt hat? Sein eigener Vater? Er hat gesagt, sechs Monate nach seinem Tod hätte dieser Sohn die Monarchie zerstört. Glauben Sie mir, wenn man diesem verfluchten Mann nicht die Hände bindet, reißt er sämtliche Schlösser in unserem Land ab, verteilt unsere Vermögen an arme Männer und Frauen und gibt noch jedem hungernden Herumtreiber etwas ab.«
    Â»Wäre das so schlimm?«, fragte Montignac belustigt.
    Â»Das wissen Sie selbst ganz genau. Tun Sie nicht so, als wären Sie anderer Ansicht. Deshalb muss dem Mann Einhalt geboten werden. Seine lächerliche Leidenschaft für diese Wallis Simpson hat uns die beste Munition geliefert. Dennoch braucht der Premier die Unterstützung der obersten Richter. Dabei helfe ich ihm, und er ist bereit, mir seinerseits zu helfen.«
    Montignac runzelte die Stirn. »Inwiefern? Was soll er denn für Sie tun?«
    Â»Wurde Ihnen jemals etwas geraubt?«, fragte Keaton, überlegte, ob er Montignacs Frage beantworten solle, und kam zu dem Schluss, dass sein Mitverschwörer eine Erklärung verdient hatte.
    Â»Man hat mir einiges weggenommen, von dem ich dachte, dass es mir gehört«, sagte Montignac.
    Â»Dann können Sie meine Gefühle ja nachvollziehen. Wenn jemandem etwas genommen wurde, das ihm von Geburts wegen zustand, und zwar von Menschen, die dazu kein Recht hatten, dann weiß man, wie bitter so etwas sein kann.«
    Â»Das kenne ich«, sagte Montignac. »Mein Großvater hat meine Eltern verstoßen, und mein Vater wurde enterbt. Der Besitz ging an meinen Onkel. Der Witz war, dass er darüber nie hätte verfügen dürfen. Er war ihm in die Hände gefallen, aber er stand ihm nicht zu. Von Rechts wegen wäre alles an meinen Vater gegangen und danach an mich. Eine andere Entscheidung hätte es nie geben dürfen. Man hat uns bestohlen.«
    Â»Umso besser werden Sie mich verstehen«, erwiderte Keaton nachdenklich. »Aber wenn ich York auf den Thron setze, bekomme ich das Meine zurück.«
    Â»Das klingt, als wären wir im Mittelalter.«
    Â»Es geht immer noch um dieselben Prinzipien«, betonte Keaton. »Ein Monarch repräsentiert nicht nur sein Land, Owen. Er ist nicht nur dazu da, Kirchenfeste zu eröffnen, mit dem Premierminister ein Mal wöchentlich Tee oder Kaffee zu trinken und bei jeder passenden Gelegenheit vom Balkon des Buckingham-Palast herabzuwinken. Denken Sie an die Geschichte, mein Lieber, dann wissen Sie, dass ein Monarch größere Verantwortung hat. Erinnern Sie sich an die Kriege, die im Namen der Krone geführt wurden, die Leben, die für diese geopfert wurden. Unser kleiner Mr Davis ist nicht mehr als ein weiteres Kriegsopfer. Glauben Sie mir, bis Weihnachten habe ich einem Mann den Thron abgenommen und einem anderen gegeben. Danach wird unser Land wieder sicher sein, und Sie können an meine Worte denken. Wenn der jetzige König weiter regierte, würde das unser aller Untergang bedeuten. Er würde die Leute zu Kommunisten machen, unser ganzes System zu Fall bringen und in seiner Dummheit nicht erfassen, dass die Trümmer als Erstes seinen Kopf zerschmettern werden. Natürlich beginnt meine Belohnung erst nach seinem Abgang, aber das ist nebensächlich. Ich diene einem höheren Ziel als meinem eigenen.«
    Â»Ist es nicht genug Belohnung, einen König zu krönen?«
    Â»Du lieber Himmel, nein. Der ruhmreiche Tag gehört dem armen York allein, und für Baldwin wird es ein Triumph sein. Meine Belohnung speist sich aus dem, was der neue König

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