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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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wohl zu viel gesagt«, erwiderte er und dachte an den ihm nur zu bekannten Charakter seines Vorgesetzten. »Unter uns gesagt, er würde es vorziehen, sie zur Königin zu machen und ihre Kinder zu seinen Erben, aber –«
    Â»Kommt nicht infrage«, rief Keaton. »Völlig ausgeschlossen.«
    Â»Hört, hört«, rief Altringham.
    Â»Ich habe gesagt, was er vorziehen würde«, stellte Monckton klar. »Das heißt nicht, dass er darauf besteht. Er weiß, dass die Regierung dergleichen nie zuließe, obwohl die britische Bevölkerung offenbar auf seiner Seite steht. Daher ist er bereit, sich den Wünschen der Regierung zu beugen, wenn sie ihm diese Ehe erlaubt.«
    Â»Unter diesen Bedingungen könnte man sich wohl einig werden«, sagte Roderick.
    Â»Halt«, sagte Keaton und richtete sich auf, »welche Funktion hat unsere Gruppe? Wir sollen den Premierminister beraten, habe ich recht.«
    Â»Ja, natürlich«, sagte Lord Hailsham.
    Â»Der unseren Rat an die Minister weitergibt, woraufhin sie dem König klipp und klar sagen, was er tun kann und was nicht.«
    Â»Das ist zwar ein wenig salopp ausgedrückt«, meinte Hailsham, »aber im Großen und Ganzen läuft es wohl darauf hinaus.«
    Â»In dem Fall glaube ich nicht, dass wir heute aus einer Laune heraus entscheiden können, ob sein Vorschlag akzeptabel ist oder nicht. Immerhin sprechen wir hier über den Thron von England, nicht darüber, ob der König die Sommerferien an der italienischen Riviera verbringen soll oder nicht.«
    Â»Das wissen wir«, entgegnete Monckton. »Aber im Prinzip wäre die Idee doch annehmbar, oder?«
    Â»Für mich schon«, sagte Roderick.
    Â»Für mich nicht«, widersprach Altringham.
    Â»Auch von mir kommt ein entschiedenes Nein«, sagte Keaton. »Begreifen Sie denn nicht, dass sein Vorschlag uns zurück ins Mittelalter führt?«
    Monckton verschränkte die Arme vor der Brust. »Ins Mittelalter? Wie kommen Sie denn darauf?«
    Â»Indem ich mir vorstelle, dass der Vorschlag des Königs angenommen wird, und an seine Kinder denke, die später vielleicht irgendwo ihr Lotterleben führen und von Pflichten keine Ahnung haben. Nur, wer sagt mir, dass es auch so kommen wird?«
    Â»Na, wir sagen es Ihnen«, erwiderte Hailsham. »Deshalb sitzen wir ja hier.«
    Â»In vierzig Jahren sind wir tot und vergessen«, rief Keaton aufgebracht. »Nehmen wir an, der König stirbt, und sein Thron geht an York und später an dessen Tochter.«
    Â»Und weiter?«
    Â»Doch dann kommt der Sohn des Königs, sollte er einen haben, und erklärt, er selbst habe nie eine Verzichtserklärung unterschrieben und der Thron gehöre ihm.«
    Â»Das wäre gegen das Gesetz«, warf Monckton ungeduldig ein. »Wir setzen ein Dokument auf, das dergleichen untersagt.«
    Â»Mein Gott, Monckton, haben Sie Ihre Geschichtsbücher nicht gelesen? Glauben Sie, ein solches Dokument wäre dann noch von Wert? Jeder Sohn von Edward dem Achten wird sich einen eigenen Hof samt Gefolgschaft aufbauen und nicht im Traum daran denken, sein Geburtsrecht wegen seiner amerikanischen Mutter aufzugeben. Vielmehr wird er es einfordern. Menschen, die ihres Geburtsrechts beraubt werden, setzen sich über alles hinweg, wenn es darum geht, dieses Recht zurückzugewinnen. Dann haben wir wieder die Zeiten von Lancaster gegen York und erleben den zweiten Rosenkrieg.«
    Â»Aber doch nicht in unserem Zeitalter, Keaton«, sagte Hailsham. »Finden Sie nicht, dass Sie ein wenig übertreiben?«
    Â»Nein, ganz und gar nicht. Kriege um den Thron hat es von jeher gegeben, Hailsham, und es gibt sie immer noch. Und in unserem Fall geht es um ein Empire. Glauben Sie denn ernsthaft, der Sohn des Königs, mit anderen Worten: der natürliche Thronerbe, würde nicht alles daransetzen, um an diesen Thron zu gelangen? Würden Sie es an seiner Stelle nicht tun?«
    Die Männer schwiegen und dachten über Keatons Worte nach.
    Â»Es könnte zu einer Situation kommen, in der der Sohn des Königs eine Armee anführt und Prinzessin Elizabeth eine andere.«
    Â»Jetzt machen Sie aber einen Punkt, Keaton.«
    Â»Warum? Was ist denn daran so unvorstellbar? Nach offiziellem Gesetz wäre es ihr Thron, doch nach dem Naturgesetz wäre es seiner. Und das moralische Gesetz – nun, darüber kann man nur Vermutungen anstellen.

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