Das Vermächtnis der Montignacs
Sie mögen, setzen Sie sich für einen Moment.«
Die Betonung hatte auf »Moment« gelegen, woraus Montignac schloss, dass sie kein längeres Gespräch führen würden und der König auÃerdem wusste, wie man seine Untertanen gleichzeitig begrüÃte und verabschiedete. Delfy setzte sich zu dem männlichen Begleiter des Königs, Montignac nahm den beiden gegenüber an der Seite des Königs Platz. Am Kopfende des Tisches saà in kostbarem Gewand und juwelengeschmückt die geschiedene Ehefrau der Herren Earl Spencer (Kansas) und Ernest Simpson (New York City).
»Das ist Owen Montignac«, erklärte Delfy, »der Junge von Peter Montignac.«
»Ah, Montignac«, sagte der König. »Ich kannte Ihren Vater. Wir â«
»Er war mein Onkel«, warf Montignac ein und fragte sich, warum jeder denselben Fehler machte.
»Ich habe von Ihrem Vater gesprochen«, beharrte der König, der es nicht gewohnt war, unterbrochen oder korrigiert zu werden. »Ihn kannte ich.«
Montignac runzelte die Stirn. »Aber â«
»Henry war doch ihr Vater, oder? Der Bruder von Peter.«
»Ja, er war mein Vater«, entgegnete Montignac und wurde neugierig. »Woher kannten Sie ihn?«
»Oh, das liegt schon Jahre zurück. Ich war noch ein Junge. Ihr GroÃvater und mein Vater waren befreundet, und Henry und ich haben uns hier und da gesehen. Ihr Vater war ein feiner Mensch, den ich sehr bewundert habe. Sein Tod ist mir nahegegangen.«
»Ich danke Ihnen, Majestät«, sagte Montignac, den diese persönliche Erinnerung berührte. »Das ist sehr freundlich von Ihnen.«
»Es ist nicht mehr als die Wahrheit. Darf ich Sie mit zwei lieben Freunden bekanntmachen?« Er deutete auf seinen männlichen Begleiter. »Walter Monckton. Bei der Dame handelt es sich um Mrs Wallis Simpson.«
Montignac nickte den beiden höflich zu.
»Was machen Sie beruflich, Mr Montignac?«, erkundigte sich Mrs Simpson. »Gehören Sie, wie Walter und David, zu den müÃigen Reichen?«
»MüÃig ist gut«, sagte der König lachend. »Als ob ich je eine freie Minute hätte.«
»Ich wäre gerne müÃig«, bekannte Montignac. »Aber leider fehlen mir dazu die Mittel. Ich führe eine Kunstgalerie an der Cork Street.«
»Ach ja?« Interessiert beugte Mrs Simpson sich vor. »Welche?«
»Die Galerie Threadbare. Kennen Sie sie?«
»Ich fürchte, ja. Ich liebe die Galerien auf der Cork Street, aber die Ihre vertritt mir doch eine zu spezielle Richtung.«
»Wir bedienen Menschen, die mehr Geld als Geschmack haben«, sagte Montignac und wusste nicht, ob er sie mit Madam anreden sollte oder nicht. Sein Instinkt sagte ihm, er solle es tun, schon aus Respekt. Abgesehen davon gefiel sie ihm.
»Wallis ist eine groÃe Förderin der Künste«, erklärte der König. »Sie sollten hören, wie sie über Objekte in der königlichen Sammlung spricht. Man kommt sich wie in einer Vorlesung vor, nur dass dabei kein zerrupfter alter Zausel am Katheder steht.«
Alle lachten. Mrs Simpson legte eine Hand auf den Arm des Königs. Es war eine aufrichtige Geste der Zuneigung und wirkte keineswegs besitzergreifend. Das Gleiche konnte man für den König sagen, als er ihre Hand auf seinem Arm liebevoll tätschelte. Montignac beneidete sie um ihre Intimität.
Der König wandte sich an Delfy. »Ich war schon seit Langem nicht mehr hier, Delfy. Sie haben doch hoffentlich nicht vor, mich nachher beim Roulette auszunehmen.«
»Ich bin sicher, dass das Glück auf Ihrer Seite ist«, antwortete Delfy devot.
»Diesen Drang, zu spielen, habe ich nie verstanden«, sagte Mrs Simpson. »Was halten Sie davon, Mr Montignac? Weià nicht jeder, dass das Haus immer gewinnt?«
»Das sagt sie jetzt«, bemerkte der König, ehe Montignac eine Antwort geben konnte. »Dabei hat sie im letzten Sommer in Monte Carlo fast zwanzigtausend Pfund verspielt und sich zudem noch köstlich amüsiert.«
»Stimmt«, gestand Mrs Simpson mit betretenem Lächeln, »ich habe mich hinreiÃen lassen. Es war unglaublich aufregend, aber hinterher habe ich mich entsetzlich geschämt.«
»Sie hätten ihr Gesicht sehen sollen, Montignac«, fuhr der König lachend fort. »Je mehr sie verloren hat, desto rosiger wurde es. Ich dachte schon, wir
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