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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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was bedeutete, dass er nicht bereit war, mit sich reden zu lassen. Sie dachte an Keatons Möglichkeiten und an ihren Versuch, die Geschworenen zu bestechen, der ihr im Vergleich dazu jämmerlich erschien. Sie begann, ihre Gedanken zu ordnen. Schließlich ergriff sie das Wort, leise und doch sehr bestimmt.
    Â»Wenn du es nicht tust, werde ich an dem Tag, an dem Gareth gehängt wird, meine Koffer packen und dieses Haus verlassen. Ich werde nie mehr zurückkehren, und auch dich will ich dann nie mehr sehen. An ein und demselben Tag wirst du deinen Sohn und deine Frau verlieren. Und allein sein.«
    Sein Blick kehrte zu ihr zurück. »Jane, bitte, das kann nicht dein Ernst sein. Es würde bedeuten, dass ich gegen alles verstoße, was mir –«
    Â»Ich habe dir gesagt, was es bedeutet.« Langsam bewegte sie sich auf die Tür zu. »Die Entscheidung liegt bei dir.«
    Ohne ein weiteres Wort verließ sie den Raum. Roderick blieb sitzen und gestand sich ein, dass er diesen Ausgang trotz seiner schwerwiegenden Prinzipien und trotz des Glaubens an seine Integrität erhofft hatte; denn das Ultimatum, das Jane ihm gestellt hatte, würde ihm einen Teil seiner Schuld nehmen, falls seine Entschlossenheit nachließ und er das tat, was Keaton wünschte.

8
    Montignac war auf dem Weg zu seiner Wohnung. Auf der Höhe des Russell Square bremste vor ihm ein Wagen. Zuvor war ihm aufgefallen, dass hinter ihm jemand langsamer fuhr, und er hatte sich gesagt, dass derjenige vermutlich nach einer Hausnummer suchte, doch dann schoss der Wagen an ihm vorüber und blieb wenige Meter vor ihm stehen. Montignac wurde von einer bösen Vorahnung gepackt, und da öffnete sich auch schon die Fahrertür. Henderson, der Koloss aus Nicholas Delfys Schlägertruppe, stieg aus und lächelte Montignac an.
    Â»Guten Abend, Mr Montignac«, grüßte er höflich.
    Â»Hallo«, erwiderte Montignac beklommen, »ist das Zufall oder haben Sie mich gesucht?«
    Â»Ich suche Sie schon seit Stunden, konnte Sie aber nirgends entdecken. Ich dachte, Sie hätten die Biege gemacht.«
    Â»Wie käme ich dazu?« Montignac lachte, um die Abwegigkeit eines solchen Verdachts zu betonen. »Ich war nur für ein paar Stunden weg und bin jetzt auf dem Weg nach Hause.«
    Â»Noch nicht.« Henderson zog die Tür zum Fond des Wagens auf. Auf dem Rücksitz saß noch einer von Delfys Muskelmännern. »Wie wär’s, wenn wir stattdessen eine kleine Spazierfahrt machen?«
    Â»O nein.« Montignac trat zurück und schüttelte den Kopf. »Ich habe noch bis Weihnachten Zeit«, erklärte er so beherzt wie möglich. »Nicholas hat gesagt, vor Weihnachten müsse ich ihm das Geld nicht zurückzahlen.«
    Â»Mr Delfy möchte sich ja auch nur kurz mit Ihnen unterhalten. Nur als zarte Erinnerung.« Hendersons Lächeln erlosch. »Los, steigen Sie ein«, ergänzte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    Resigniert ließ Montignac sich auf den Rücksitz fallen. Schweigend fuhren sie zu den Unicorn Ballrooms, doch je näher sie kamen, desto mehr verkrampfte sich Montignacs Magen. Ein ums andere Mal sagte er sich, dass er sich nichts hatte zuschulden kommen lassen. Er war seinem Vorsatz treu geblieben und hatte sämtlichen Verlockungen widerstanden. Seit dem verhängnisvollen Abend, als er die letzten hohen Schulden gemacht hatte, hatte er nicht mehr gespielt. Auch wenn es ihn gedrängt hatte, ein anderes Kasino als den Unicorn zu besuchen, hatte er sich willensstark gezeigt und war zu Hause geblieben. Er dachte, wenn diese Sache erledigt wäre, hätte er wahrscheinlich die Kraft gewonnen, die unglaublichsten Dinge zuwege zu bringen.
    Am Eingang des Unicorn wurde er an dem Türsteher vorüber nach unten und weiter zu Delfys Büro geführt. Wie immer bat Henderson ihn, zu warten, während er hineinging. Nach wenigen Minuten kehrte er zurück, winkte Montignac durch die Tür und schloss sie hinter ihm. Delfy saß an seinem Schreibtisch.
    Â»Owen«, rief er strahlend, »wir haben uns ja ewig nicht mehr gesehen. Danke, dass Sie gekommen sind.«
    Â»Oh, keine Ursache«, sagte Montignac, setzte sich Delfy gegenüber und versuchte, die Rolle eines alten Freundes und nicht die eines Schuldners zu spielen. »Allerdings hatte ich nicht mit einer Vorladung gerechnet.«
    Â»Es war eine Einladung zu einem Abend, der

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