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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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müssten sie mit Gewalt aus der Spielbank zerren.«
    Â»O David, sei doch still«, bat Mrs Simpson und fiel in sein Lachen ein. »Du bringst mich in Verlegenheit.«
    Fasziniert registrierte Montignac die lockere, vertraute Art der beiden, über die er bisher nur in der Zeitung gelesen hatte. Sie waren wie zwei verliebte Teenager und erinnerten ihn an Stella und sich selbst in ihrer Jugendzeit. Er begriff nicht, warum so viele Menschen gegen diese Beziehung waren.
    Â»Sir«, meldete sich Walter Monckton erstmals zu Wort und klopfte auf seine Uhr, »wir müssten unsere Diskussion noch …« Den Rest ließ er unausgesprochen.
    Â»Ah ja«, entgegnete der König, »tut mir leid, meine Herren, aber hier geht es um Fragen höchster Bedeutung. Ich nehme an, Sie wissen, was ich meine.«
    Â»Natürlich.« Delfy stand auf und bedeutete Montignac mit einer Geste, es ihm nachzutun. »Wir sehen uns ja ohnehin noch, ehe Sie gehen.«
    Â»Mr Montignac.« Der König schüttelte Montignacs Hand. »Es war mir ein Vergnügen.«
    Â»Das Vergnügen war ganz meinerseits«, erwiderte Montignac. »Und viel Glück«, fügte er spontan hinzu.
    Der König runzelte die Stirn. »Glauben Sie denn, dass ich es brauche?«, fragte er und sah zu Mrs Simpson hinüber.
    Â»Ich meinte, beim Roulette«, sagte Montignac hastig und errötete, weil er vielleicht zu persönlich geworden war.
    Der König musterte ihn. »Wissen Sie, dass Sie Ihrem Vater gleichen? Sein Haar war nicht ganz so auffallend wie ihres, aber es war auch sehr hell. Doch sonst sind Sie ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.«
    Â»Danke, Majestät«, sagte Montignac, »das fasse ich als großes Kompliment auf. Als er gestorben ist, war ich noch ein Kind, deshalb kann –«
    Â»Wenn ich mich recht erinnere, war Ihr Großvater gegen seine Heirat.«
    Â»Ja.«
    Der König schüttelte den Kopf, schaute zu Boden und sagte leise: »Mir scheint, die Welt ist voll von miesen Wichtigtuern, die sich in das Leben anderer Menschen einmischen.« Dann sah er wieder auf. »Oder sind Sie da anderer Ansicht, Mr Montignac?«
    Montignac zögerte, dann sagte er: »Aber zu guter Letzt ist mein Vater seinem eigenen Willen gefolgt. Und ich glaube nicht, dass er es jemals bereut hat.«
    Â»Sir«, murmelte Monckton, dem die subtile Botschaft in diesem Gespräch nicht zu gefallen schien.
    Â»Mr Montignac, Mr Delfy«, sagte Edward VIII. und nickte den beiden Männern zu, »ich wünsche noch einen angenehmen Abend.«
    Â»Das wünsche ich Ihnen auch. Majestät, Mrs Simpson.« Montignac richtete seinen Blick auf Wallis Simpson, die ihm ein strahlendes Lächeln schenkte. Einen Moment lang glaubte er sogar, sie hätte ihm wohlwollend zugezwinkert.
    Delfy begleitete Montignac zum Ausgang. »Das haben Sie großartig gemacht«, sagte er. »Ich hatte den Eindruck, dass er sie mochte.«
    Â»Mir ist noch ganz zittrig«, gestand Montignac. Sein Hemd klebte auf seinem schweißnassen Rücken. »Wenn ich das geahnt hätte.«
    Â»Ich fand, Sie sollten die beiden kennenlernen. Immerhin werden auch Sie Einfluss auf ihre Zukunft haben.«
    Â»Er wird sie niemals aufgeben«, sagte Montignac nach dem, was er beobachtet hatte. »So viel steht fest.«
    Â»Der Meinung bin ich auch. Also hängt jetzt alles von unserem ehrenwerten Richter Bentley ab.« Delfy schüttelte Montignacs Hand. »Wir sehen uns spätestens Weihnachten wieder.«
    Montignac schlug den Heimweg ein und überlegte, ob er dabei war, dem König einen Gefallen zu tun oder nicht. Er kam zu keinem Ergebnis.

9
    Beim Verlassen der Unicorn Ballrooms hatte Montignac vorgehabt, sich auf direktem Weg nach Hause zu begeben, doch ihm schwirrte so vieles durch den Kopf – sein Streit mit Stella, dass er sie geschlagen hatte, das noch immer fehlende Geld, die Begegnung mit dem König –, dass er noch einen Abstecher in den White’s Club machte. Nachdem er sich am Empfang in das Gästebuch eingetragen hatte, beschloss er, in die Bar zu gehen und sich mithilfe eines doppelten Whiskys zu beruhigen. Gleich darauf saß er an der Theke, schaute auf die Uhr, es war kurz nach elf, und dachte, wenn dieser Tag schon so scheußlich gewesen war, wie würde dann erst der nächste werden? Dann entdeckte er im Spiegel gegenüber Alexander

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