Das Vermächtnis der Montignacs
ihm am Morgen zum Geburtstag geschenkt, und er hatte gehofft, sie würden für die nächsten Wochen ausreichen. Zwar kam er aus einer wohlhabenden Familie, aber vor einer Weile hatte sein Vater sein Taschengeld auf ein Minimum reduziert und gesagt, er würde es erst wieder erhöhen, wenn Gareth eine passende Arbeit gefunden habe, vorzugsweise in seiner Kanzlei. An diesem Abend hatten seine Freunde für das Dinner und die Getränke gezahlt â Alexander vor allem â und gesagt, schlieÃlich habe er Geburtstag. Doch jetzt zerrann ihm das Geld zwischen den Fingern, Summen, deren Verlust er sich nicht leisten konnte.
»Rot kommt nie drei Mal hintereinander«, sagte Jasper. »Versuch es noch mal. Ganz ohne Furcht.«
Am liebsten hätte Gareth seinen Verlust abgeschrieben und wäre mit den verbliebenen zwölf Pfund nach Hause gefahren. Auch die Art, wie Jasper ihm zuredete, fing an, ihm auf die Nerven zu gehen â dieser gönnerhafte Tonfall eines Mannes, der auÃer dem Geld seines Freundes nichts zu verlieren hatte. In einer Trotzreaktion raffte er seine restlichen Jetons zusammen und setzte sie auf Rot.
»Nein, auf Schwarz«, zischte Jasper.
»Nichts geht mehr«, rief der Croupier und warf die silberne Kugel.
Die drei Freunde starrten auf das kreisende Rad. »Diesmal klapptâs«, flüsterte Alexander. Gareths Hände ballten sich zu Fäusten, und mit beschwörenden Kopfbewegungen versuchte er die Kugel auf Rot zu zwingen.
Wenig später sagte Jasper: »So ein verdammtes Pech. Aber ich hatte dir gesagt, dass du auf Schwarz setzen sollst.«
Sie kehrten in die Bar zurück. Gareth fühlte sich benommen. Wie hatte er in nur wenigen Minuten so viel Geld verlieren können? Ihm war, als hätte man ihm das letzte Stückchen festen Boden unter den FüÃen weggezogen. Schon spürte er das Gewicht der Rosshaarperücke, die ihm auf den Kopf gedrückt, und die Anwaltsrobe, die über seiner Brust verschnürt wurde.
Wieder in ihrer Nische, wandte er sich an Alexander. »Du hörst dich nach einer passenden Stelle für mich um, ja?«, bat er ihn in flehendem Ton. Alexander schien es kaum mitzubekommen. Er hatte den vertrauten Haarschopf erkannt und starrte auf Owen, der aus einem Flur am anderen Ende des Raumes trat und die Theke ansteuerte.
»Also hatte ich doch richtig vermutet«, murmelte er vor sich hin und beschloss, seinen besten Freund Owen Montignac zu begrüÃen.
7
Als Stella in einem weiÃen Baumwollbademantel aus dem Badezimmer kam, lief sie geradewegs zu den Getränken und füllte ihr Glas wieder auf. Dann setzte sie sich an den Frisiertisch und fuhr mit der Bürste durch ihr dunkles Haar, das glatt und nass auf ihre Schultern fiel.
»Geht es dir jetzt besser?«, fragte Raymond. Er hatte sein Jackett und die Krawatte abgelegt, die Schuhe ausgezogen und die Ãrmel seines Hemdes hochgekrempelt. Je entspannter er wirkte, so seine Ãberlegung, desto geringer wäre die Chance, dass Stella ihre Meinung ändern und ihn bitten würde zu gehen.
»Ein bisschen«, antwortete sie. »Ich brauche einfach Schlaf. Schon deshalb, weil ich mich morgen Mittag wieder mit ihm auseinandersetzen muss.«
»Dann lass uns zu Bett gehen.« Raymond stand auf und streckte sich. Von hinten trat er an seine Verlobte heran, nahm ihr das Glas aus der Hand, stellte es auf den Toilettentisch und küsste sie sanft auf den Nacken. Sie wandte sich um, küsste ihn und lächelte ihn kopfschüttelnd an.
»Zuerst trinke ich mein Glas aus und trockne meine Haare. Leg dich schon hin. In einer Minute komme ich nach.«
Raymond entfernte sich und begann, sich zu entkleiden. »Du weiÃt, was das eigentliche Problem war«, begann er, streifte seine Hose ab, legte sie ordentlich gefaltet über einen Stuhl und strich sie noch einmal glatt. »Meine Anwesenheit hat Owen dermaÃen gestört, dass er alles darangesetzt hat, es jedem so unbehaglich wie nur möglich zu machen. Aber ich hatte dir gesagt, dass es ein Fehler ist. Ich hätte nicht mitkommen sollen.«
»O doch«, entgegnete Stella. »Du bist mein â du bist mit mir zusammen, oder etwa nicht?« Begriffe wie »Freund« oder »Verlobter« mochte sie nicht und tat sie als lächerlich ab. Dergleichen benutzte man in den von ihr verachteten Liebesromanen.
»Owen mag mich nicht«, beharrte
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