Das Vermächtnis der Montignacs
Streifen und Kreisen unter der reparierten Leuchte.
»Das ist gar nicht mal so übel«, sagte sie.
»Ich mag es auch«, erwiderte er. »Ich frage mich nur, warum ich es erworben habe. Es ist viel zu gut für uns.«
»Wer hat es gemalt?«
»Ein junger Künstler aus Hackney. Hutton ist sein Name. Er hat noch einige andere gemalt, aber die waren eher grässlich und sind zu recht guten Preisen verkauft worden. Aber das hier werde ich einfach nicht los.«
»Ich würde es zwar nicht als wundervoll bezeichnen«, räumte sie ein, »aber es hat was.«
Montignac wandte sich ab und wünschte, sie würde einfach gehen. Sie vor sich zu sehen, brachte so viele Emotionen zurück, dass ihm der Kopf schwirrte und er vor Frustration hätte schreien können. Er erinnerte sich an ihre Kindheit, die Dinge, die er getan hatte, um ihr zu gefallen, wie sie ihn gnadenlos verraten hatte. Niemand auÃer ihr konnte ihn aus dem Gleichgewicht bringen. Er wusste nicht, ob er sich wünschte, alles wäre wieder so, wie es einmal gewesen war, oder dass er ihr nie begegnet wäre. Und doch sehnte er sich danach, sie in den Armen zu halten.
»Du weiÃt, dass du dir mit Raymond mehr Mühe geben musst«, sagte sie und wandte sich von dem Bild ab. »Wenn du ihn besser kennenlernst, wirst du feststellen, dass er ein sehr anständiger Kerl ist.«
»Anständig«, erwiderte er verächtlich. »Wer will denn so etwas? Mir scheint, dass Raymond sich ausschlieÃlich für Blumen interessiert. Was für eine Art â«
»Herrgott noch mal, Owen, du arbeitest in einer Kunstgalerie. Keiner von euch beiden ist Bergsteiger oder Polarforscher. Deshalb kehre bitte nicht den Mann heraus, wenn es um Raymond geht, und hör auf, ihn von oben herab zu behandeln.«
»Ich behandele ihn nicht von oben herab. Ich mag nur nicht, dass er seine Nase in Dinge steckt, die ihn nichts angehen.«
»Wenn es mich angeht, geht es auch ihn etwas an«, entgegnete sie schneidend. »Wir werden heiraten, und ganz gleich, was künftig geschieht, er wird etwas damit zu tun haben.« Stella zögerte. Sie wusste nicht, ob sie das Nächste sagen sollte oder nicht, doch merkwürdigerweise verspürte sie plötzlich den Wunsch, ihrem Cousin wehzutun. »AuÃerdem liebt er mich.«
Montignacs Miene verhärtete sich. »In dem Fall tut er mir beinah leid.«
»Owen â«
»Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich jetzt gern weiterarbeiten. Ich habe hier einiges zu tun.«
Stella rührte sich nicht vom Fleck. »Es gibt noch etwas, das ich dich fragen möchte. Es ist etwas, das mir Sorgen macht. Es hängt mit deinem hastigen Aufbruch gestern Abend zusammen.«
Montignac hob eine Braue, als Zeichen, dass sie zwar fragen konnte, er aber nicht unbedingt antworten würde.
»Du steckst doch nicht in Schwierigkeiten, oder?«
»Schwierigkeiten?«
»Ja. Ich meine, du hast doch keine finanziellen Probleme. Oder gibt es etwas, das ich wissen sollte?«
Montignac lachte. Dergleichen würde er ihr gegenüber niemals zugeben. »Nicht im Geringsten. Zumindest gibt es nichts, das ich nicht auch allein regeln könnte.«
»Denn wenn es so wäre, würde ich dir immer helfen. Natürlich kennst du die Bedingungen des Testaments und weiÃt, dass ich weder etwas verkaufen noch das Kapital anrühren kann. Aber ich habe ein gutes Einkommen. Du musst nur fragen.«
Montignac zwang sich zur Ruhe, denn die Versuchung, sie um Hilfe zu bitten, war groÃ. Er könnte sich ihrer Gnade ausliefern und zulassen, dass sie ihn rettete.
»Mir geht es gut«, sagte er. »Ich brauche dein Geld nicht.«
»Darum dreht es sich, nicht wahr?«, fragte sie erschöpft. »Dass es mein Geld ist. Wenn ich nur wüsste, was mein Vater sich gedacht hat, als er die Regeln geändert hat.«
»Aber bist du nicht froh, dass er es getan hat?«, fragte er. Zu einer Antwort kam Stella nicht mehr, denn in diesem Augenblick polterte Jason Parsons die Treppe herauf und erklärte, die Lieferanten kämen in einer Stunde und bis dahin müsse unten eine Wand freigeräumt sein.
8
Wie alle Söhne rechten Sinnes, fand auch Gareth Bentley nichts schöner, als die Möglichkeiten, die sein Vater ihm bot, gröÃtenteils zu missachten. Dennoch war er klug genug, diejenigen wahrzunehmen, von denen er profitierte. Zu
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