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Das Vermächtnis der Montignacs

Das Vermächtnis der Montignacs

Titel: Das Vermächtnis der Montignacs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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versuchte, das Klingeln mit reiner Willenskraft abzustellen. Er wollte seine Ruhe haben. Zu guter Letzt hörte es auf und setzte auch nicht mehr ein. Gareth atmete auf und kehrte in die Küche zurück.
    Wenig später hörte er den Schlüssel in der Eingangstür. Gleich darauf kam sein Vater über den Flur und schaute in die Küche. Die beiden Männer taxierten einander, beide in dem Bewusstsein, dass sie in der Mitte von Verhandlungen waren, deren Leiterin – Gareths Mutter, Rodericks Ehefrau – jedoch nicht da war, um den Frieden zu wahren. Roderick wünschte, die Küchentür wäre geschlossen gewesen, sodass er, ohne unfreundlich zu wirken, in die Bibliothek hätte verschwinden können. Stattdessen betrat er die Küche und schenkte sich aus der Kanne Tee eine Tasse ein. Ohne lange Vorrede kam er sogleich zur Sache.
    Â»Deine Mutter sagt, dass du vielleicht eine Stelle gefunden hast.«
    Â»Richtig«, antwortete Gareth, »genau genommen gestern Abend. Nur die Einzelheiten kenne ich noch nicht.«
    Â»Freut mich, dass du langsam anfängst, dein Leben ernst zu nehmen«, sagte Roderick, dem nicht an einem Streit gelegen war. »Es ist ja auch höchste Zeit, dass du allmählich mal an deine Verpflichtungen denkst.«
    Â»Ich habe keine Verpflichtungen«, entgegnete Gareth und überlegte, ob er irgendwo eine Frau oder ein Kind vergessen haben könnte, die begonnen hatten, Ansprüche anzumelden.
    Â»Du hast sie deiner Mutter und mir gegenüber«, sagte Roderick scharf. »Die dich aufgezogen, ernährt und gekleidet und dir eine anständige Ausbildung ermöglicht haben, wenngleich dich Letzteres nicht mehr zu interessieren scheint.«
    Â»Na ja«, murmelte Gareth und wandte den Blick ab, »wenn du es so nennen willst.«
    Â»Ja, so will ich es nennen. Aber sprechen wir über diese neue Stelle. Die hat Owen Montignac dir angeboten?«
    Â»Ja. Kennst du ihn?«
    Roderick schüttelte den Kopf. »Seinen Onkel kannte ich flüchtig. Nur auf gesellschaftlicher Ebene. Aber wenn er ein Montignac ist, dürfte er ein anständiger Mensch sein. Sein Onkel war es jedenfalls. Aber was genau macht dieser Neffe?«
    Â»Es geht wohl um Immobiliengeschäfte«, erwiderte Gareth, denn so viel hatte er den Worten seiner Mutter entnommen. Was Montignac darüber hinaus tagtäglich machte, war ihm vollkommen schleierhaft. Auf der Visitenkarte hatte etwas von einer Kunstgalerie gestanden, aber dass er dort arbeiten sollte, konnte er sich nicht denken, er verstand ja nichts von Kunst. Doch wenn dieser Montignac tatsächlich ein reicher Landbesitzer war, gäbe es auf diesem Gebiet womöglich etwas Interessantes zu tun. »Aber wie ich schon sagte, die Details sind noch nicht geklärt. Zu dem Zweck wollen wir uns demnächst treffen.«
    Â»Und du bist sicher, dass es das Richtige für dich ist?«, fragte Roderick.
    Â»Ich denke schon. Ich glaube, die Rechtssprechung ist nichts für mich. Es tut mir leid.« Das Letzte sprach er mit angemessener Demut.
    Roderick sah ihn bekümmert an. »Ich muss zugeben, dass ich ein wenig enttäuscht bin. Dich in meiner Kanzlei zu haben, hätte mir Freude gemacht. Aber, wenn dein Entschluss feststeht …«
    Â»Das tut er, Vater. Ich glaube wirklich, dass es das Beste für mich ist.«
    Â»Gut, dann ist es eben so. Hauptsache, du bist glücklich.« Roderick versuchte, ein halbes Lächeln zuwege zu bringen. Gareth nahm es anerkennend wahr, denn er wusste, wie hart es seinem Vater fiel, den Berufswechsel seines Sohnes akzeptieren. »Ich muss Quentin Lawrence anrufen«, fuhr Roderick fort, »sonst rechnet er am Montag mit dir. Es war ein persönlicher Gefallen, den er mir getan hat, und wie ich ihn kenne, wird er mich das nie vergessen lassen.«
    Gareth beschloss, sich nicht noch einmal zu entschuldigen und den Telefonanruf für sich zu behalten.
    Â»Hast du heute keinen Gerichtstermin?«, fragte er, nachdem sie längere Zeit geschwiegen hatten.
    Â»Nein. Einer der Zeugen ist krank geworden, und ohne ihn können wir nicht weitermachen. Aber offen gestanden sind mir die freien Tage ganz recht.«
    Â»Du hast es gut«, sagte Gareth, als bestünde sein Leben aus schierer Plackerei.
    Â»Ich bitte dich nur noch um eines«, sagte Roderick, ehe er das Gespräch beenden würde. »Finde etwas mehr über diesen Montignac heraus,

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