Das Vermächtnis der Montignacs
»Wir haben nur selten Probleme. Polizisten, die hier nach dem Rechten sehen, sind rar.«
»Und diese Galerie nebenan«, fuhr Sweeney fort. »Ich habe gelesen, dass dort demnächst ein paar Gemälde von Cézanne untergebracht werden sollen.«
»Ja, für kurze Zeit. Die Clarion hat recht gute Restaurateure, die an den Gemälden arbeiten werden, ehe sie in unseren Museen gezeigt werden. Sind Sie ein Bewunderer von Cézanne?«
»Klar«, sagte Sweeney mit gleichgültigem Schulterzucken. »Ist das nicht jeder?«
Montignac betrachtete seinen Besucher genauer, denn sein Gefühl sagte ihm, dass dieser dabei war, ihn auszuhorchen. »Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Mr Sweeney?« Sweeney nickte. »Wer hat die Bilder gemalt, die sie mitgebracht haben?«
Sweeney öffnete den Mund, als wolle er sich empören, doch dann schien ihn die Lust zu weiteren Täuschungsmanövern zu verlassen. »Keine Ahnung«, sagte er. »Mein Auftrag war nur, sie hierherzubringen und zu erfahren, ob Sie interessiert sind.«
»Ob ich an den Aquarellen interessiert bin?«
»Daran interessiert, einem Sammler zu helfen.«
Montignac lieà sich einen Moment Zeit, um darüber nachzudenken. Dann führte er Sweeney durch die Galerie zu seinem Schreibtisch, setzte sich und bedeutete ihm mit einer Geste, sich ihm gegenüber niederzulassen. »Es ist mir immer ein Vergnügen, einem ernsthaften Sammler in jeder mir möglichen Weise zu helfen«, sagte er leise.
»Mein Arbeitgeber ist ein überaus ernsthafter Sammler«, erwiderte Sweeney.
»Und wer ist dieser Mann?«
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, möchte ich das im Moment noch für mich behalten.«
»Schön, aber dann sagen Sie mir wenigstens, was ich für ihn tun kann. Sind das seine Bilder?« Montignac nickte in Richtung der Aquarelle, die Sweeney unten gegen seinen Schreibtisch gelehnt hatte. »Ist er sowohl Sammler als auch Maler?«
»Keine Ahnung, aber mit einem Pinsel in der Hand habe ich ihn noch nie gesehen, deshalb würde ich es eher bezweifeln.« Sweeney grinste, als hätte die Vorstellung, sein Arbeitgeber könne sich auf die Art beschäftigen, etwas Witziges.
»Vielleicht möchte er unsere Galerie irgendwann einmal selbst besuchen und einen Blick auf die Objekte werfen«, schlug Montignac vor.
»Er war schon hier«, erwiderte Sweeney. »In dieser Woche hat er eine Weile hier zugebracht. Ich glaube, er hat alle ausgestellten Werke ausführlich begutachtet.«
»Aha.« Montignac fahndete in seinem Gedächtnis nach verdächtigen oder auffallenden Personen, die in letzter Zeit die Galerie besucht hatten, aber an einen ungewöhnlichen Menschen konnte er sich nicht erinnern.
»Nach dem, was er mir erzählt hat, haben ihn die Werke hier eher verwundert.«
»Inwiefern?«
»Insofern als alles, was Sie hier anbieten â in seinen Worten wohlgemerkt â, nur ausgemachter Schund ist.«
Montignac schmunzelte und zuckte unbefangen mit den Schultern. »Das ist unsere Spezialität, Mr Sweeney. Abgesehen davon werden Sie feststellen, dass unsere Galerie zu den teuersten und einträglichsten in der Cork Street gehört. Vielleicht ist Ihr Arbeitgeber ja an einer Privatschau interessiert und möchte doch einige der Objekte erwerben. Die Chancen, dass sich ihr Wert in den nächsten Jahren vervielfacht, sind ausgezeichnet.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Sweeney. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er seine Sammlung mit so etwas besudelt. Das soll aber keine Beleidigung sein.«
»Ich bin nicht beleidigt.«
»Nein, meiner Ansicht nach ist er eher an der Galerie nebenan interessiert. Der Clarion.«
»Eine hervorragende Galerie«, bestätigte Montignac mit anerkennendem Nicken. »Aber nur die Hälfte ihrer Räumlichkeiten enthält Werke, die tatsächlich zum Verkauf stehen. Der Rest ist Wanderausstellungen vorbehalten und dem Raum, in dem sie restaurieren.«
»Das ist uns bewusst.«
Montignac wusste nicht recht, wohin dieses Gespräch führen sollte. Als klar wurde, dass Sweeney nicht vorhatte, ihn in diesem Punkt aufzuklären, sagte er: »Tut mir leid, aber ich begreife nicht ganz, welche Rolle ich dabei spiele. Die Clarion hat mit der Threadbare nichts zu tun. Zwischen uns gibt es keinerlei Verbindung.«
»Sind Sie sich dessen sicher,
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