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Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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zwischen dem Empfehlungsschreiben in ihren Händen und Serena hin und her, ohne dass zu erkennen gewesen wäre, wie sie sich entscheiden würde.
    Schließlich nickte sie.
    »Dies ist ein kleiner Haushalt«, gab sie bekannt. »Er umfasst lediglich meinen Vater, den Herzog, und mich, dazu einige Gäste, die uns gelegentlich besuchen.«
    »Ich verstehe«, entgegnete Serena, jähe Hoffnung schöpfend. »Bedeutet dies, dass ich …?«
    »Du wirst dich in den Hausstand einfügen und das tun, was man dir aufträgt.«
    »Natürlich«, versicherte Serena und konnte ihre Freude nicht länger zurückhalten. »Wie soll ich Ihnen nur …?«
    »Deine Anweisungen wirst du direkt von mir oder von Manus bekommen«, fuhr die Dame weiter fort.
    »Wer ist Manus?«, fragte Serena vorlaut, Don Alfredos Anweisungen zum Trotz. »Ihr Vater?«
    »Natürlich nicht, törichtes Ding! Was meinen Vater angeht, so wirst du keinen Kontakt zu ihm unterhalten, hast du verstanden? Er ist alt und gebrechlich und äußerst ruhebedürftig, weshalb er keinesfalls gestört werden darf. Aus diesem Grund ist es dir wie auch den anderen Dienern untersagt, die oberen Stockwerke des Hauses zu betreten. Hast du das verstanden?«
    »Natürlich, Duchess.«
    Erneut sah die Herrin des Hauses Serena prüfend ins Gesicht. Wankte sie etwa in ihrer Entscheidung? Bereute sie sie gar?
    »Ich versichere Ihnen, dass ich alles zu Ihrer Zufriedenheit erledigen werde«, ergriff Serena ihrerseits das Wort. »Sie werden es nicht bereuen, mich in Ihre Dienste aufgenommen zu haben!«
    »Das hoffe ich«, schnarrte die Duchess, und plötzlich schien sich der Blick ihrer Augen zu intensivieren. »Denn andernfalls, Kind«, fügte sie hinzu, »wirst du dir wünschen, deinen Fuß niemals über die Schwelle dieses Hauses gesetzt zu haben.«

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    4
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    New York
14. Januar 1826
    Quentin Hay stand wie vom Donner gerührt.
    Gedankenverloren schloss er die Haustür, während er auf den versiegelten Brief in seinen Händen starrte, den ein uniformierter Bote des United States Postal Service soeben abgegeben hatte.
    Selten genug, dass er Post aus der alten Heimat erhielt. Und wenn diese zudem aus der Kanzlei eines Notars stammte, war es noch um vieles ungewöhnlicher – und kein gutes Zeichen.
    »Was ist es?«, fragte Mary, die auf der Treppe stand und ihn fragend ansah.
    »Nichts«, sagte Quentin, dem Offensichtlichen zum Trotz. »Nur ein Brief aus Schottland.«
    »Aus Schottland? Vom wem? Von deinem Onkel?«
    Quentin blieb eine Antwort schuldig, betrachtete stattdessen weiter den noch verschlossenen Brief. Er musste an seine Familie denken, die er in Europa zurückgelassen hatte, scheute sich davor, ihn zu öffnen. Aus der Kanzlei eines Notars kamen selten gute Nachrichten.
    »Quentin?«
    Marys Drängen machte ihm klar, dass es keinen Sinn hatte, das Öffnen des Briefes noch länger hinauszuzögern. Einmal musste er es doch tun, also nahm er seinen Mut zusammen, zerbrach das Siegel und entfaltete das Papier.
    Es war in nüchterner, gleichförmiger Handschrift beschrieben, der Duktus eines Menschen, dem Korrektheit über alles ging.
    »Hochgeschätzter Mister Hay«, begann Quentin laut vorzulesen, doch schon im nächsten Moment verstummte er, denn seine Blicke überflogen die Zeilen sehr viel schneller, als er die Worte hätte aussprechen können. Schon war er am Ende der Nachricht angelangt. Sein Herz pochte heftig, gleichwohl sackte ihm das Blut in die Beine. Sein Gesicht wurde heiß, er hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren.
    »Quentin«, ließ sich Mary wieder vernehmen, »du wirst ganz blass. Um Himmels willen, was ist geschehen?«
    Quentin konnte nicht antworten.
    Wollte es nicht.
    In dem Moment, in dem er es aussprach, würde es Wirklichkeit werden, unwiderruflich … Noch einmal las er die Zeilen, hoffend, dass er womöglich etwas falsch gelesen oder missverstanden hätte. Doch da war kein Zweifel möglich. Der Brief war so unmissverständlich, wie er es nur sein konnte.
    »Mein Onkel«, erwiderte er tonlos.
    »Was ist mit ihm?«
    »Er … ist tot«, gab Quentin tonlos zur Antwort.
    »Was? Aber …«
    »Ein feiger Mord, offensichtlich«, fasste Quentin das Wenige zusammen, das er aus dem Schreiben erfahren hatte.
    »Aber das … das kann nicht sein!« Beharrlich schüttelte Mary den Kopf, wollte sich das Unfassbare ebenso wenig eingestehen wie Quentin selbst. »Nicht er! Nicht auch noch er!«
    Sie starrte Quentin fragend, fast flehend an, doch er wich

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