Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
weiß das. Und McCabe«, fügte er mit einem letzten Blick auf den leblosen Körper des alten Kapitäns hinzu, »wusste es auch.«

----
    16
----
    Schottische Highlands
Zur selben Zeit
    Diarmid of Scrymgour wartete.
    Er war sich nicht sicher, ob die anderen seinem Ruf folgen würden. Viel Zeit war vergangen, seit sie zuletzt zusammengetroffen waren, und das Schicksal war inzwischen nicht freundlich zu ihm gewesen. Gut möglich, dass sie seine Aufforderung ignorierten, sei es aus Furcht oder aus Trägheit.
    Scrymgour verachtete sie, heute noch mehr als früher. Aber genau wie damals waren sie ein notwendiges Übel.
    Es hatte zu regnen begonnen.
    Graue Schleier überzogen die mattgrünen, hier und dort noch von Schnee gekrönten Hügel, die nach Westen hin in graubraunen, moosbewachsenen Fels übergingen. Darüber wölbte sich ein Himmel, der die fleckig graue Farbe von Stahl hatte und an dem sich dichte Wolken ballten.
    In jungen Jahren hatte Scrymgour die Einsamkeit und Majestät der Highlands geschätzt. Häufig hatte er sich hierher zurückgezogen, an diesen Ort, dessen Wurzeln Jahrtausende in die Vergangenheit reichten, um Kraft und Ruhe zu schöpfen. Doch beides fand er hier nicht mehr, und die Einsamkeit lastete auf ihm wie eine schwere Bürde.
    Der Regen wurde stärker.
    Scrymgour ließ es stoisch über sich ergehen, trat lediglich noch ein wenig näher an die beiden Felsblöcke, die senkrecht vor ihm aufragten, zwei steinerne Mahnmäler, Hinterlassenschaften aus uralter Zeit. Piktensteine nannten sie die Leute, mit Bezug auf die alten schottischen Völker. Ihre wahren Ursprünge reichten jedoch ungleich ferner in die Vergangenheit zurück. Niemand wusste, wozu sie einst errichtet worden waren oder welchen dunklen Göttern man an diesem Ort gehuldigt hatte. Aber die Steine, von denen jeder an die zwei Mannslängen hoch und deren Seiten glatt behauen waren, symbolisierten den uralten Anspruch, den die Schotten auf ihr Land hatten; einen Anspruch, der bis in graue Vorzeit reichte und den niemand, kein Fürst und kein König, ihnen jemals streitig machen konnte.
    Diese Überzeugung war es, die Scrymgour noch immer antrieb, selbst nach all den Jahren und allem, was geschehen war. Die Frage war nur, ob auch die anderen noch diesen Durst nach Freiheit verspürten, oder ob sie aufgegeben, sich mit den Machthabern arrangiert hatten wie so viele andere.
    Als er in der trüben Ferne einen Schatten über die Hügel wischen sah, glaubte er zunächst an eine Täuschung. Doch kurz darauf wurde klar, dass es tatsächlich ein Reiter war, der sich dort näherte. In verhaltenem Trab kämpfte er sich den vom Regen aufgeweichten Pfad herauf, den Kopf zwischen die Schultern gezogen und in einen weiten Kapuzenmantel gehüllt. Sein Ziel waren die Piktensteine.
    Scrymgour atmete innerlich auf.
    Er würde also nicht allein bleiben an diesem Morgen. Zumindest einer von ihnen war dem Ruf gefolgt, sein Wort schien noch Gewicht zu haben, trotz allem, was geschehen war.
    Der Gedanke an die letzten Jahre, die er zurückgezogen und in Bitterkeit verbracht hatte, ließ ihn schaudern. Die Niederlage war vollkommen gewesen und beinahe endgültig. Doch wenn es noch Hoffnung gab, dann …
    Ein zweiter Reiter tauchte auf dem Hügelgrat auf, von Südosten kamen noch weitere heran, und sie alle strebten dem Gipfel entgegen, wo die Piktensteine standen. Scrymgour konnte nicht anders, als leisen Stolz zu verspüren. Sein Wort galt noch etwas unter den Angehörigen der Bruderschaft, war Grund genug, um sich trotz aller Gefahr und selbst bei widrigem Wetter am geheimen Treffpunkt einzufinden. Gleichwohl war ihm klar, dass die schwierigste Aufgabe erst noch bevorstand.
    Die Reiter kamen näher, und Scrymgour tat, was er schon seit langer Zeit nicht mehr getan hatte: Er holte die holzgeschnitzte, rußgeschwärzte Maske unter seinem Umhang hervor und setzte sie auf. Der bittere Geruch von verbranntem Holz, der daraufhin in seine Nase stieg, hatte etwas Vertrautes, fast Beruhigendes. Scrymgour inhalierte ihn wie einen Wohlgeruch, dann schlug er die Kapuze seines Umhangs hoch, sodass er nicht mehr zu erkennen war. So hatten sie es stets gehalten.
    Durch das Rauschen des Regens war jetzt der Hufschlag der Pferde zu hören. Schon erreichte der erste Reiter die Hügelkuppe und zügelte sein Tier, auch er in einen schwarzen Umhang gehüllt und mit einer ebenso schwarzen Maske vor dem Gesicht, die seine Identität verbarg.
    Scrymgour hob die Hand zum Gruß. Der

Weitere Kostenlose Bücher