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Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Runen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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und stürmten die Stufen zum Laderaum hinab.
    »Womöglich wird ein Arzt benötigt«, meinte Quentin.
    McCauleys Zögern währte nur einen Augenblick. »Natürlich, Sie haben recht. Würden Sie mich begleiten?«
    »Natürlich«, erklärte sich Quentin sofort bereit. Er rief den beiden Frauen zu, sich in die Kabine zurückzuziehen und die Tür hinter sich zu verschließen, dann folgte er McCauley, der bereits auf dem Weg zum vorderen Niedergang war.
    Zusammen mit einem Pulk grobschlächtiger Gestalten in abgetragener Matrosenkleidung ging es die knarrenden Stufen hinab in den Laderaum, der bis unter die Decke vollgestopft war mit Handelswaren. Kisten und Fässer stapelten sich zu beiden Seiten und ließen nur einen schmalen Gang frei, in dem etwas groß und unförmig von der Decke hing.
    Im Seegang, in dem sich das Schiff bald nach links und dann wieder nach rechts neigte, schaukelte es hin und her, vom spärlichen Licht einer Deckslaterne beschienen – und mit Entsetzen erkannte Quentin, dass es eine menschliche Gestalt war, die dort baumelte. Noch mehr allerdings erschrak er, als er den Mann erkannte.
    Es war Kapitän McCabe!
    »Verdammt, helft mir doch endlich!« Die raue Stimme mit dem irischen Akzent, die tatsächlich O’Leary gehörte, riss nicht nur Quentin, sondern auch die Matrosen aus der Lethargie, in die sie bei dem grässlichen Anblick verfallen waren.
    Der Maat war bei dem von der Decke baumelnden Kapitän, hatte seine Hände um dessen Beine geschlungen und versuchte ihn so gut wie möglich zu stützen, um ihm so vielleicht das Leben zu retten. Noch ehe die Matrosen reagieren konnten, eilte Quentin zu ihm und unterstützte ihn in seinen Bemühungen, so aussichtslos sie auch sein mochten. McCauley kam dazu. Nach seiner Anweisung wurde der Strick durchschnitten, an dem der Kapitän hing.
    Grobschlächtige, schwielige Hände nahmen den reglosen Körper auf und betteten ihn überraschend vorsichtig, geradezu liebevoll zu Boden. McCauley beugte sich über ihn, prüfte Atem und Herzschlag – um schließlich resigniert den Kopf zu schütteln.
    »Es tut mir leid«, gab er bekannt, »der Käpt’n ist tot. Ich konnte nichts mehr für ihn tun.«
    »Nein, nein, nein!« Kopfschüttelnd trat O’Leary zu seinem leblos daliegenden Kapitän. »Das ist nicht gut, wir brauchen ihn noch! Verdammt, er soll wieder aufwachen!«
    Als der Maat Anstalten machte, den Leichnam zu packen, als bräuchte er ihn nur zu schütteln, um ihn wieder zum Leben zu erwecken, ging Quentin dazwischen. »Bitte, Mr. O’Leary«, sagte er. »Das hat doch keinen Sinn!«
    Mit einer Mischung aus Wut und Verzweiflung starrte der Ire ihn an. »Also gut«, zischte er dann. »Finden wir uns eben damit ab, dass er tot ist. Aber eines ist ja wohl klar – dass das nicht mit rechten Dingen zugegangen ist!«
    »Wovon sprechen Sie?«
    »Wovon ich spreche?« O’Leary blitzte zuerst Quentin und McCauley, dann die Matrosen, die noch immer dastanden und betroffen auf ihren toten Käpt’n blickten, vielsagend an. »Was hat es wohl zu bedeuten, wenn der Kapitän eines Schiffes am Strick baumelnd aufgefunden wird?«
    »Nun«, meinte Quentin bedrückt, »es bedeutet wohl, dass Mr. McCabe es vorgezogen hat, seinem Leben ein vorzeitiges Ende zu bereiten – aus welchem Grund auch immer.«
    »Falsch«, widersprach O’Leary mit weit aufgerissenen Augen. »Es bedeutet, dass dieser elende Kahn verflucht ist! Ich habe es euch immer gesagt«, zischte er, an seine Kameraden gewandt. »Eine Frau an Bord eines Schiffes bedeutet Unglück, und zwei davon gleich doppeltes Unglück. An dem Tag, als wir die Frau ohne Gedächtnis an Bord fanden, war unser Schicksal besiegelt. McCabe war nur der Anfang – wir werden alle sterben!«
    »Unfug«, widersprach McCauley, als zu sehen war, welche Spuren die Worte des Maats in den Gesichtern der anderen hinterließen. Selbst Quentin hatte eine Gänsehaut bekommen. Zwar wusste er, dass Seeleute – und besonders jene irischer Herkunft – zum Aberglauben neigten. Doch die Art und Weise, wie O’Leary es gesagt und sie dabei angesehen hatte, war besonders eindringlich und mehr als furchteinflößend gewesen.
    »Was ist hier los?«
    Eine schlanke Gestalt bahnte sich einen Weg durch den Kordon der Matrosen: Jeffrey Pine, der Erste Offizier. Als er McCabes leblosen Körper erblickte, zuckte er zusammen, war jedoch bemüht, die Fassung zu wahren.
    »Er ist tot«, erklärte McCauley betont sachlich.
    »Wie ist das

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