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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Gefallen könnt Ihr mir doch erweisen.«
    Arton sah Nataol überrascht an, weil er nicht erwartet hatte, dass der willensstarke Gottesmann ausgerechnet ihn um Hilfe bitten würde.
    »Das kann ich selbstverständlich tun«, willigte Arton ein und bot Nataol seinen Unterarm als Stütze.
    Der Priester nahm dankend an. Sie verließen das Zimmer und machten sich auf den Weg in Richtung Treppe.
    »Versteht Ihr nun, wie Cits sanfte Hand Euch unbemerkt bis zu diesem Tag der Erkenntnis geführt hat?«, bemerkte Nataol schließlich, als sie sich langsam dem Treppenabsatz näherten. »Ihr seid der auserwählte Träger der heiligen Waffe.«
    Doch ein Schatten zog plötzlich über das Gesicht des Schwertkämpfers. »Wollt Ihr damit sagen, dass ich nicht mehr als ein weiteres Werkzeug bin«, fragte Arton monoton, »das nicht selbst bestimmen kann?«
    Der Erleuchtete blieb stehen, blickte Arton ins Gesicht und schüttelte mit einem väterlichen Lächeln den Kopf. »Jeder von uns hat stets die Wahl, ob er dem Weg der Götter folgen will oder nicht. Uns allen ist tief im Inneren die Fähigkeit eingepflanzt, zwischen den rechten und den falschen Pfaden zu unterscheiden. Manchmal gelangen wir aber auch über Umwege zum Ziel, denn Cit lässt uns immer die Möglichkeit, einen eingeschlagenen Irrweg wieder zu verlassen. Dabei gilt es oftmals, einige Dornenfelder zu durchqueren, und ich nehme an, eben eine solche dornenreiche Strecke liegt hinter Euch.«
    Arton starrte die breite Treppe hinauf, weil er den Blick des Hohepriesters nicht zu erwidern vermochte. Er hasste es, wenn es anderen gelang, ihn solchermaßen in inneren Aufruhr zu versetzen. Er behielt gerne die Kontrolle, egal, ob es den Umgang mit Menschen, mit der Waffe oder mit seinen eigenen Gefühlen betraf. Wenn er diese Kontrolle verlor, dann war es so, als ob ihm jemand den Boden unter den Füßen wegriss. Und so schien er seit dem Überfall auf seine Kriegerschule unablässig im Fallen begriffen zu sein. Vielleicht, flüsterte eine leise Stimme in seinem Inneren, wenn du es nur zulassen würdest, könnte dich der Glaube an die göttliche Vorsehung auffangen und dir wieder Halt und Sicherheit geben …
    »Ich muss darüber nachdenken, Erleuchteter«, gestand Arton ein, »Eure Worte haben … sie haben mich tief beeindruckt.«
    Es hatte keinen Sinn mehr, dem Citdiener den selbstsicheren, harten Schwertkämpfer vorzuspielen, eine Rolle, die ihm der Glaubensführer ohnehin nie wirklich abgenommen hatte. Arton wollte sich auch nicht mehr verstellen, denn im Grunde war er es leid, ständig auf der Hut zu sein, damit niemand seine Schwächen und Ängste erkannte. Mit Tarana hatte es einen Moment gegeben, in der Nacht am Meer, als ihn das überwältigende Gefühl überkommen hatte, alles mit ihr teilen zu können. Doch seit sie tot war, gab es niemanden mehr, zu dem er so viel Vertrauen aufzubauen vermochte, nicht einmal Rai. Auch wenn der lebensfrohe Tileter den grimmigen Schwertfechter aus irgendeinem Grund zu schätzen schien, Arton hatte niemals den Eindruck gewonnen, dass Rai ihn wirklich verstand. Bei Nataol war das anders. Der Hohepriester blickte in Artons Innerstes, als bestünde der junge Krieger aus Glas. Zudem war es dem Glaubensführer gelungen, Arton durch seine weisen Worte auch wirklich anzurühren, ihm einen Sinn zu vermitteln, wo bisher nur Platz für Zerstörung und Rachedurst gewesen war. Danach hatte sich Arton insgeheim immer gesehnt.
    Nataol setzte behutsam einen Fuß auf die unterste Treppenstufe. »Wer auf die Götter vertraut, schenkt sich selbst Zufriedenheit. Es freut mich sehr, dass Ihr die Bedeutung des Schwertes Themuron in Euren Händen nun zu ermessen beginnt. Schon allein diese Verständigkeit zeigt, dass Ihr auf dem richtigen Weg seid.«
    Arton schwieg eine Weile, während er versuchte, Nataol bei dem beschwerlichen Aufstieg zum Dach so gut wie möglich zu unterstützen. »Dennoch weiß ich immer noch nicht genau, wie ich die Macht der Klinge gezielt einsetzen kann, um meinen Gefährten Rai zu finden«, gab er schließlich zu bedenken.
    Nataol schüttelte betrübt den Kopf. »Mir war es noch nicht vergönnt, die göttliche Waffe Themuron in Händen zu halten. Ich kann Euch daher nicht sagen, ob Ihr damit Euren Freund finden könnt. Ich gebe allerdings zu bedenken, dass Themuron zur Führung der Themuraia geschaffen wurde, nicht für das Auffinden einzelner menschlicher Gedanken. Daher fürchte ich, dass Euch die Klinge dabei nicht weiterhelfen

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