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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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wird.«
    »Aber jedes Mal, wenn ich Themuron in Händen halte, scheint es, als verbessere sich meine Wahrnehmung für alle fremden Gedanken«, wandte Arton ein, »wenngleich auch die Gedanken der Menschen chaotisch und undurchdringbar erscheinen, während ich die der Themuraia klar und deutlich wahrnehmen kann.«
    Der Erleuchtete seufzte und strich sich über die Stirn. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich kompetent genug bin, um hier zu Eurer Zufriedenheit Auskunft zu geben. Aber ich will es versuchen, so gut ich kann. Zunächst sollte Euch bewusst werden, dass die Themuraia auf völlig andere Art und Weise miteinander kommunizieren als die Menschen. Da sie keine Laut-, sondern nur die Geistsprache verwenden, ist es für sie nicht notwendig, ihre bewussten Gedanken in Worte zu kleiden, sondern sie sprechen in Bildern miteinander, was wesentlich effektiver und einfacher zu verstehen ist. Weil sie zudem nicht als Einzelwesen, sondern als Gesamtheit denken, entsteht bei ihnen selbst in größeren Gruppen nicht das von Euch beschriebene Gedankengewirr wie bei den Menschen, sondern jeder in einer Gruppe, gleich wie groß diese ist, denkt dasselbe. Offenbar macht Euch Themuron dafür empfänglich.
    Anders verhält es sich bei den Menschen, die ihren Verstand in ihrem Kopf so gründlich verschließen, dass ihre nur schwach entwickelte Geistsprache dieses Gefängnis kaum verlassen kann. Die wenigen Gedanken, die nach außen dringen, sind jene diffusen Fetzen, die Ihr mit Themurons Hilfe wahrnehmen könnt, und weil natürlich niemals zwei Menschen das Gleiche denken, ist dies alles für Euch so verwirrend.
    Eine weit schwierigere Sache ist es wiederum, nicht nur der Geistsprache anderer zu lauschen, sondern auch selbst zu sprechen, das heißt, Euren Geist auszusenden, um damit andere Wesen zu beeinflussen. Bei den Themuraia ist dies aufgrund ihrer ständigen Verbindung durch die Geistsprache verhältnismäßig einfach, man muss sich sozusagen nur unter die Sprecher mischen und sie in eine bestimmte Richtung lenken. Allerdings wird es bei einer wachsenden Anzahl von Themuraia zunehmend schwerer, die Kontrolle zu behalten, aber genau für diesen Zweck wurde Themuron geschaffen. Wenn sich ein Träger der Waffe durch seine außergewöhnliche Geistesstärke als würdig erweist, dann ist es ihm als Cits Auserwähltem erlaubt, mithilfe des göttlichen Schwertes die Themuraia in unbegrenzter Zahl als Werkzeuge zu vereinnahmen.
    Doch, soweit es mir bekannt ist, wirkt bei den Menschen diese direkte Einflussnahme durch die Geistsprache gewöhnlich nicht, zu widerspenstig ist ihre Natur, zu sehr sind sie auf ihr eigenes Wohl und Wesen bedacht. Ihr geistiger Schutzwall, jene Barriere, die verhindert, dass ihre Gedanken aus ihrem Kopf entfliehen können, beschirmt sie auch weitgehend vor dem Eindringen eines fremden Geistes.«
    Mittlerweile waren die beiden vor der großen Tür angekommen, die aufs Dach hinaufführte. Arton versuchte sichtlich angestrengt, all diese neuen Erkenntnisse mit seinen eigenen Erfahrungen in Einklang zu bringen. »Dennoch ist es mir möglich, anderen Menschen Furcht oder Mutlosigkeit einzuflößen, wenn ich dies wünsche. Und Ihr sagtet doch, auch Ecorim war in der Lage, die Menschen durch seine Geisteskraft zu lenken.« Der Krieger schüttelte verwirrt den Kopf.
    Nataol hob entschuldigend die Schultern. »Nicht umsonst hielt ich Euch anfänglich für einen Sohn Ecorims, denn Eure Geistsprache scheint ähnlich stark ausgeprägt zu sein. Welche Fähigkeit genau Ecorim in die Lage versetzte, seine Gefolgsleute so bedingungslos seinem Willen zu unterwerfen, weiß ich nicht.«
    Artons Miene verdüsterte sich abermals. »Von wem ich letztlich meine Begabung für die Geistsprache in die Wiege gelegt bekam, werden wir noch klären müssen. Aber dafür ist später Zeit. Im Moment ist nur wichtig, meinen Freund Rai zu finden. Ihr haltet es also für vollkommen zwecklos, mithilfe der Geistsprache nach ihm zu suchen?«
    Nataols Blick glitt bedächtig über das schwarze Schwert. »Ich verfüge nicht über dieselben Fähigkeiten wie Ihr, Arton, daher seid Ihr der Einzige, der herauszufinden vermag, wo die Grenzen Eures Könnens liegen.«
    »Ich verstehe«, antwortete der Krieger schlicht.
    »Ihr seid sicher, dass Ihr nicht an der Messe teilnehmen wollt?«, erkundigte sich der Priester ein letztes Mal.
    »Rai braucht mich«, erwiderte Arton. Mit einem kurzen Nicken verabschiedete er sich und lief mit großen Schritten

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