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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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allerdings nicht sympathischer machte.
    »Da hat uns die alte Zecke Ferrag doch tatsächlich die Wahrheit gesagt«, brummte Barat halb zu sich selbst. »Offensichtlich hat sich jemand mit dem Korb in die Mine abgeseilt.« Mittlerweile standen alle am Rand des Spaltes und folgten mit den Augen dem Zugseil der Gondel, das von der Schwärze des Abgrunds verschluckt wurde.
    »Dass jemand, der schon einmal da unten war, freiwillig wieder dorthin zurückkehrt, erscheint mir vollkommen absurd«, bemerkte Kawrin. »Mal davon abgesehen, dass ich diesen Ort noch nicht einmal im Traum wieder besuchen würde, sind doch auch immer noch die Xeliten dort unten.«
    Barat schlug sich gegen die Stirn. »Bei den Göttern, du hast recht! Diese Verrückten wollten ja nach der Befreiung nicht aus der Mine gebracht werden, haben irgendetwas von heiligen Hallen und verbotenem Sonnenlicht gefaselt. Aber die müssen doch schon fast verhungert sein, denn außer den Vorräten, die wir in der Tauschkammer zurückgelassen haben, stehen ihnen keinerlei Nahrung und wahrscheinlich auch nur wenig Wasser zur Verfügung.«
    »Tja«, erwiderte Kawrin unwillig, »trotzdem kann es gut sein, dass wir uns mit ihnen auseinandersetzen müssen, wenn wir Rai finden wollen. Da wäre es vielleicht doch ganz hilfreich gewesen, wenn wir ein wenig mehr Männer mitgenommen hätten.« Er sah mit finsterer Miene in Artons Richtung, aber der Krieger würdigte weder Kawrins Bemerkung noch dessen bösen Blick mit irgendeiner Reaktion.
    »Wenn wir uns Tücher um die Hände binden, können wir uns an dem Seil nach unten lassen«, sagte Arton stattdessen.
    »Und wie kommen wir dann wieder hoch?«, fragte Barat skeptisch. »Ich habe wahrlich keine Lust, noch einmal durch den unterirdischen Flusslauf zu tauchen.«
    »Wir können am Seil auch wieder heraufklettern«, antwortete Kawrin.
    »Das ist nicht dein Ernst!«, rief Barat bestürzt. »Das sind doch mindestens sechzig Schritt! Das schafft ihr jungen Hüpfer vielleicht und auch nur dann, wenn ihr vollkommen schwindelfrei seid und klettern könnt wie eine Baumkatze. Aber in meinem betagten Alter hievt man sich nicht eben mal sechzig Schritt weit senkrecht in die Höhe – das kannst du vergessen!«
    »Es muss ohnehin jemand Verstärkung holen«, erwiderte Arton unvermittelt.
    Bei diesen Worten konnte Kawrin seine Überraschung nicht verbergen. Hatte ihm Arton etwa, wenn auch indirekt, recht gegeben?
    »Wenn wir uns dort unten mit einer unbestimmte Zahl Xeliten herumschlagen müssen«, fuhr Arton fort, ohne Kawrin zu beachten, »dann kann es leicht sein, dass einer von uns oder auch Rai verletzt wird. Dann werden wir das Seil nicht mehr erklimmen können, daher brauchen wir genügend Leute hier oben, um die Winde zu bedienen. Acht sollten ausreichend sein. Barat, es wird deine Aufgabe sein, diese acht dort drüben aus der Schmiedesiedlung zu holen und sie hier an der Winde zu versammeln, damit sie den Korb im Notfall heben können. Wenn sie dir Schwierigkeiten machen, sag ihnen einfach, ich würde sie für ihre Weigerung persönlich zur Verantwortung ziehen. Einen weiteren schickst du als Boten in die Stadt, um einen Trupp Arbeiter als bewaffnete Unterstützung anzufordern. Inzwischen seile ich mich mit Kawrin in die Mine ab.«
    Barat lag ein sarkastisches »Jawoll, mein Kommandant« auf der Zunge, aber er schluckte die Bemerkung unausgesprochen hinunter. Auch ihm missfiel es, dass sich Arton nicht damit aufhielt, Vorschläge zu unterbreiten, sondern direkt Befehle erteilte, aber das musste er wohl oder übel stillschweigend akzeptieren, schließlich waren alle Entscheidungen des Kriegers gut durchdacht und hatten sich bisher stets als richtig erwiesen. Außerdem war er zutiefst erleichtert, dass es ihm auf diese Weise erspart blieb, ein weiteres Mal in das Minenverlies hinabsteigen zu müssen.
    »Von mir aus können wir es so machen«, antwortete er daher. »Kawrin? Bist du einverstanden?«
    Kawrin nickte entschlossener, als er tatsächlich war. Zwar würde er bewaffnet und leidlich vorbereitet in das Bergwerk zurückkehren, aber er hatte auch nicht vergessen, dass sein letzter, unfreiwilliger Aufenthalt in diesem grauenhaften Felsenloch nur dank Bajulas unverhoffter Gnade zu einem glücklichen Ende gekommen war. Damals hatte die Mine über ihn triumphiert, ihm jeden Lebenswillen geraubt, bis er letztendlich nicht einmal mehr vor Selbstmord zurückgeschreckt war, um die endlose Marter seiner Gefangenschaft zu beenden. Er

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