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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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musste nun einfach auf Bajula vertrauen, dann würde sich eine solch vollkommene Niederlage nicht wiederholen, dachte er. Jetzt hatte er die Gelegenheit, sich selbst und seiner Göttin zu beweisen, dass er in der Lage war, den Ort seines Scheiterns erneut zu betreten und ihn aus eigener Kraft wieder zu verlassen, ohne dass er sich von seiner Furcht überrollen ließ.

    Rai wusste nicht, wie weit sie mittlerweile ins Herz des Berges vorgedrungen waren, aber er glaubte, dass das Niveau der zweiten Westsohle, wo er mit Barat Rötel geschlagen hatte, schon längst unterschritten war. Möglicherweise befanden sie sich jetzt etwa auf Höhe des unterirdischen Flusses, der aus dem Bergwerk ins Freie führte, vielleicht waren sie aber auch schon viel tiefer. Jedenfalls hatte der Stollen, dem sie bislang gefolgt waren, unablässig abwärtsgeführt. Seitlich zweigten immer wieder mehr oder weniger große Querschläge ab, aber der Hauptgang bohrte sich fast ohne Biegung beständig weiter durch den schwarzen Stein, ohne dass ein Ende abzusehen war. Bei dieser eintönigen Strecke fiel es Rai schwer, abzuschätzen, wie weit sie schon gegangen waren, allerdings gab es ein deutliches Zeichen, dass sie stetig vorwärtskamen: Mit zunehmender Tiefe wurde es merklich wärmer. Dies empfand Rai durchaus nicht als unangenehm, im Gegenteil. Wenn er an seine kalten Nächte in der Westsohle dachte, überkam ihn fast ein Gefühl von Neid, dass man hier in den Oststollen durch solch komfortable Temperaturen verwöhnt worden war. Indes war es für harte körperliche Anstrengungen schon beinahe wieder zu warm und aufgrund des forschen Marschtempos, das die Xeliten vorlegten, bildeten sich bereits die ersten Schweißperlen auf seiner Stirn. Ein rückwärtsgerichteter Blick über die Schulter verriet ihm, dass Nessalion immer noch in starrer Teilnahmslosigkeit hinter ihm hergeführt wurde.
    Nach einer geraumen Weile erreichten sie endlich das Ende des Stollens. Dort musste Rai allerdings feststellen, dass dies keineswegs das Ziel ihres Marsches durch die Mine war, sondern es durch einen Blindschacht nur noch weiter in die Tiefe ging. Als der kleine Tileter am Rande der senkrecht nach unten verlaufenden Röhre stand, erfasste ihn ein ungeahntes Schwindelgefühl. Auf mindestens einem halben Dutzend Leitern, die jeweils auf kleinen Absätzen innerhalb des Schachts abgestellt waren, ging es gut dreißig Schritt in die Tiefe. Unter normalen Umständen wäre Rai das gesamte Ausmaß dieses nach unten führenden Verbindungstunnels erspart geblieben, hätten die Xeliten, welche bereits vor ihm über die Leitersprossen hinabgestiegen waren, nicht mit ihren Fackeln für eine mehr als hinlängliche Beleuchtung gesorgt. Schließlich zwang Rai sich, mit zitternden Knien auf die erste Leiterstufe zu steigen.
    Es stellte wahrlich eine Tortur dar, diesen wackeligen Klettersteig hinter sich zu bringen, denn wenn nur einer in dem Schacht den Halt verlor, konnte er alle unter sich mitreißen. Außerdem behagte es Rai ganz und gar nicht, so weit ins Innere des Berges vorzustoßen, da ihn einerseits die unermessliche Gesteinslast über seinem Kopf mit einem beklemmenden Gefühl erfüllte und sie andererseits möglicherweise bald auf ein paar Geister der Zwischenwelt treffen würden, wenn der Abstieg noch lang währte. Wie man erzählte, begann diese Welt irgendwo tief unter der Oberfläche zwischen dem Reich der Lebenden und den Hallen der Verstorbenen. Die Seelen aller Toten mussten diese Zwischenwelt durchqueren, um das Feuer des Xelos zu erreichen. Die Zwischenwelt wurde nicht nur von den Geistern derjenigen bevölkert, denen es aufgrund der Schwere ihrer Verfehlungen versagt war, die reinigenden Flammen am Eingang des Totenreichs zu durchschreiten, sondern bildete auch ein Gefängnis für allerlei Dämonen, die stets auf der Suche nach einem Fluchtweg aus der Zwischenwelt waren. Deshalb versuchte auch so mancher, den Umgang mit Bergleuten zu vermeiden, besonders mit solchen, die allzu gierig in der Tiefe nach den Reichtümern der Erde gruben und der Zwischenwelt gefährlich nahe kamen. Schließlich war es immer möglich, dass ein Dämon vom Körper eines Bergmannes Besitz ergriff, um aus der Zwischenwelt an die Oberfläche zu gelangen. Natürlich waren dies bloß Geschichten, die Rai irgendwo auf den Märkten und in den Schenken Tilets aufgeschnappt hatte, aber dennoch bereitete ihm diese Vorstellung erhebliches Unbehagen. Als sie endlich den Blindschacht hinter sich

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