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Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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die Frau wieder gehen würde.
    Gelja blieb jedoch und räumte verlegen ein paar Sachen um.
    »Beeilt euch! Die Fürstin will baden, um ihren Gemahl heute Abend im Duft ihrer griechischen Wohlgerüche empfangen zu können. Wie ihr wisst, mag sie es nicht, wenn sie euch hier vorfindet.«
    Alika schoss so schnell aus der Wanne heraus, dass es spritzte. Wenn die Fürstin sie hier antraf, bedeutete das trotz der Erlaubnis, diesen Raum nutzen zu dürfen, mindestens Schläge mit der flachen Hand oder gar dem Stock, den die Haushofmeisterin stets bei sich trug.
    Marie bekam die scharfe Lauge in die Augen und stöhnte, währendGelja die Mohrin strafend anblickte. »Kannst du nicht aufpassen? Jetzt ist alles nass! Man sollte dir wirklich die Peitsche geben.«
    »Die bekommt Alika oft genug zu spüren!« Marie erhob sich jetzt auch aus der Wanne und riss Gelja das Tuch aus der Hand, das diese ihr reichen wollte.
    Die Russin musterte Alika, deren Rücken noch recht frische Peitschenmale aufwies, und betrachtete dann das feine, kaum noch zu erkennende Muster auf Maries Rücken. Obwohl die Amme diese Strafe sicher schon vor vielen Jahren hatte erleiden müssen, verrieten die Narben, dass man sie fast totgeprügelt haben musste. Nun wunderte es Gelja nicht mehr, dass die Frau aus dem Westen bei der Erwähnung der Peitsche wütend wurde.
    »Verzeih, aber ich wollte weder dich noch die Schwarze kränken. Vielen hier ist sie ein Dorn im Auge. Man nennt sie Tochter des Satans, weil ihre Haut so dunkel ist wie die eines Höllendämons.« Gelja schüttelte sich bei dem Gedanken an die dunklen Mächte und schlug das Kreuz, um sich vor ihnen zu schützen.
    Marie wusste nicht, was sie gegen den Aberglauben der Magd unternehmen sollte, die offensichtlich den gleichen Widerwillen gegen Alika hegte wie die anderen Frauen. Sie selbst hatte in der Mohrin einen Menschen kennen gelernt, der selbstlos und zuverlässig war. Ihre Hautfarbe ließ wahrscheinlich jeden im ersten Moment schaudern, und auch bei ihr zu Hause gab es genug Leute, die Alika für eine Dienerin Luzifers halten würden.
    »Wenn die Fürstin kommt, sollten wir uns beeilen.« Marie rieb sich trocken und schlüpfte in das frische Hemd, das Gelja ihr reichte. In dieser Hinsicht war die Russin ein Goldstück, denn es gelang ihr, all das zu besorgen, was nötig war, und darüber hinaus auch Dinge, mit denen man sich das Leben etwas behaglicher einrichten konnte.
    »Danke!« Marie lächelte Gelja zu und half dann Alika, die sonervös und ängstlich geworden war, dass sie sich in ihren Kleidungsstücken verhedderte.
    Gelja zupfte bei beiden noch den Stoff glatt und machte dann eine Bewegung, als wolle sie sie hinausscheuchen. »Die Haare solltet ihr besser in eurer Kammer trocknen, sonst begegnet ihr doch noch der Herrin!«
    Marie deutete auf die Bescherung, die Alika angerichtet hatte.
    »Wir müssen noch aufwischen!«
    »Ach, verschwindet lieber! Ich mache das schon.« Bei diesen Worten ergriff Gelja einen Lumpen und rückte den Pfützen zu Leibe.
    Marie sah ihr noch einen Augenblick zu und verließ dann mit Alika zusammen den Raum. Als sie draußen zwischen den Bottichen dem Ausgang der großen Badekammer zustrebten, riefen ihnen die Männer Scherzworte nach.
    »He, du kleiner schwarzer Fladen, warum musst du dich immer drinnen anziehen? Die anderen Weiber sind doch auch nicht so schamhaft!«
    »Ja, außerdem wollen wir doch sehen, warum der Fürst ausgerechnet auf dich so scharf ist. Bist du unten anders gebaut als unsere Weiber oder kannst du besondere Dinge?«
    Die Neugier der Männer artete zum Glück nicht in Handgreiflichkeiten aus. Daher setzen Marie und Alika freundliche Mienen auf, als sie an den Bottichen vorbeiliefen, und schlüpften hastig zur Tür hinaus.
    Wasja, der neben Andrej in der Wanne saß, stieß diesen grinsend an. »Die kleine Schwarze einmal nackt zu sehen würde mich schon reizen. Und was sagst du zu der Kräuterhexe aus dem Westen? Als die zu uns kam, wirkte sie so dürr und eingeschrumpft wie eine alte Frau. Doch mittlerweile bietet sie einen Anblick, bei dem mein kleiner Iwan sich jedes Mal genüsslich recken will.«
    Andrej grinste nur spöttisch, gab aber keine Antwort, denn auch seine Gedanken beschäftigten sich mit Marie. Gelja, die die Bemerkungdurch die offene Tür gehört hatte, machte eine besorgte Miene und nahm sich vor, die Amme zu warnen.

X.
     
    W ladimir und Lisa schliefen nebeneinander in der großen Wiege und boten einen so friedlichen

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