Das Vermächtnis der Wanderhure
ist mir so was von zuwider! Wenn er mich besteigt, führt er sich so auf, dass es mir wehtut, und er fordert Sachen von mir, für die ich ihm das Ding zwischen seinen Beinen abbeißen könnte. Aber wenn ich mich weigere, schlägt er mich mit der Peitsche.«
Die Mohrin spuckte angeekelt auf den Boden. Auch ohne nähere Erklärung verstand Marie, was der Fürst mit ihrer Freundin trieb. Männer, die glaubten, die absolute Macht über Frauen zu haben, forderten derlei oft, und diese von Gott und der Kirche verbotenen Dinge erregten die meisten mehr als der Gebrauch des weiblichen Körperteils, welches dafür geschaffen war. Nun hatte Marie noch einen Grund, so bald zu fliehen, wie es möglich war, und sie würde schon in den nächsten Tagen mit den Vorbereitungen beginnen.
Von einer gewissen Vorfreude erfüllt nickte sie ihrer Freundin aufmunternd zu. »Keine Sorge! Auch das wird bald vorbei sein. Lass dich nur ja nicht dazu hinreißen, den Fürsten zu verletzen. Darjas Ende dürfte harmlos gewesen sein gegen das, was man dir antun würde.«
»Nicht wenn es mir gelingt, an Dimitris Dolch zu kommen.« Alikas Augen blitzten dabei, und Marie begriff, dass die Mohrin diesen Ausweg ernsthaft in Erwägung zog.
»Bei Gott, nein! Du darfst dein Leben nicht so einfach wegwerfen.« Marie fasste ihre Freundin bei den Schultern und grinste wie ein Bub, der gerade einen tollen Streich ausheckt. »Ich werdedir helfen. Du bekommst von mir Kräuter, die dich für jeden Mann abstoßend werden lassen. Du wirst allerdings hier«, sie tippte Alika dabei gegen die Innenseite der Schenkel, »und auch im Gesicht hässliche Pusteln bekommen.«
»Pah, nichts ist so schlimm, wie dem Fürsten zu Willen sein zu müssen. Er hat doch ein Weib, das er besteigen kann.« Alika schüttelte ihre krause Mähne und ließ ihre weißen Zähne aufblitzen.
»Gib mir das Zeug! Je eher Fürst Dimitri mich in Ruhe lässt, desto besser.«
Marie senkte etwas betrübt den Kopf. »Ich muss die Kräuter noch suchen und den richtigen Sud herstellen. Das kann noch ein paar Tage dauern. Was ist, wenn du bis dorthin behauptest, dass dein Mond sich vollendet hätte und du bluten würdest?«
»Das kann ich tun. Ich hoffe nur, dass er nicht nachzählt.« Alika klopfte auf den Rand der Wanne und blickte Marie auffordernd an. »Zieh dich aus und komm herein, sonst wird das Wasser kalt.«
Marie erinnerte sich, dass sie zum Baden und nicht zum Schwatzen in diesen Raum gekommen war, und folgte dem Ratschlag. Kurz darauf hockte sie Alika gegenüber in der Wanne und benutzte die scharfe Seife, die ihre Freundin bereitgelegt hatte.
»Wie weit bist du mit deinen Plänen zur Flucht?«, fragte Alika in die entstandene Stille hinein.
Marie zuckte zusammen und verlor die Seife im Wasser. Während sie mit ihren Händen den Grund der Wanne nach dem glitschigen Ding abtastete, sah sie Alika warnend an. »Sei vorsichtig! Die Tür ist dünn, und wenn draußen jemand badet, der unsere Sprache versteht, könnte er uns verraten.«
»Es ist deine Sprache, nicht die meine. Die ist so!« Alika sprudelte ein paar Sätze mit einer völlig fremden Wortmelodie heraus und sah Marie streng an. Nun erinnerte Marie sich beschämt, dass sie es nach ersten Versuchen aufgegeben hatte, Alikas Muttersprachezu erlernen, und schalt sich eine Egoistin. Es würde ihrer Freundin gewiss gut tun, in der Stimme ihrer Heimat getröstet zu werden. Sie streichelte ihr über das Gesicht und versuchte zu lächeln. »Verzeih, ich wollte dir nicht wehtun.«
»Du hast mir nicht wehgetan. Außerdem hast du Recht! Wenn wir von hier wegkommen wollen, dürfen wir keinen Verdacht erregen. Komm, dreh dich um, damit ich dir den Rücken waschen kann. Das kannst du danach bei mir tun.«
Während die beiden Frauen sich säuberten, wurde die Tür geöffnet. Marie glaubte, einige der Männer, die draußen gebadet hatten, wollten sich nun einen Scherz erlauben. Daher fuhr sie hoch und wollte nach ihren Kleidern greifen. Es war jedoch Gelja, die Anastasia ihr als Dienerin zugeteilt hatte, obwohl die Magd als freie Frau galt. Die untersetzte Russin mit dem breiten Gesicht und den tatarisch anmutenden Schlitzaugen, die im seltsamen Gegensatz zu ihren weizenblonden Haaren standen, trug mehrere Tücher und ein sauberes Gewand auf den Armen.
»Ich dachte mir, dass ihr wieder die Lappen vergessen habt, mit denen ihr euch abtrocknen könnt«, sagte sie und legte die Sachen auf einen Hocker.
»Ich danke dir!« Marie erwartete, dass
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