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Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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bringt nur Ärger, wenn man Bauerngesindel über seinen Stand erhebt. Ich habe meinen Gemahl gebeten, diese Dirne und ihren Bruder fortzuschicken, doch mein Wort gilt ihm weniger als das Heulen der Wölfe im Wald.«
    »Das bildet Ihr Euch gewiss nur ein, Herrin. Ritter Michel ist ein tapferer und gerechter Mann und in hohen Kreisen sehr angesehen. Bedenkt nur, wie leicht es ihm gefallen ist, Frieden zwischen meinem Vater und den Würzburgern zu stiften. Beide Seiten sind mit seiner Vermittlung sehr zufrieden, und das gleicht bei meinem Vater schon einem Wunder.«
    Die Anerkennung in Ingolds Stimme hielt Schwanhild davon ab, weitere Schmähungen gegen ihren Ehemann auszustoßen. In gewisser Weise machte es sie sogar stolz, dass Michel unter den Rittern und Grafen des Gaus etwas galt. Doch das tröstete sie nicht über die Art hinweg, mit der er sie behandelte.
    »Ich will ja nichts gegen meinen Gemahl selbst sagen. Allerdings empört es mich, welche Rechte er diesem Gesindel einräumt, welches sich um ihn und seine erste Ehefrau versammelt hat und ihn nun schamlos ausnützt. Ihr habt selbst gesehen, wie frech dieser Bauerntrampel eben zu mir war. So muss ich mich behandeln lassen, seit ich diese Burg betreten habe. Ich gelte hier nichts und dieser Abschaum alles.«
    »So ist es aber nicht!«, behauptete Ingold, doch bei seinen Worten huschte eine verräterische Röte über sein Gesicht.
    Er wusste, auf welch vertrautem Fuß Michel mit den Leuten stand, die mit ihm zusammen nach Kibitzstein gekommen waren. Ein Uneingeweihter hätte glauben müssen, es seien Verwandte des Burgherrn. Tatsächlich waren es wildfremde Leute, die seinen und Maries Weg gekreuzt und sich wie Kletten an dasPaar gehängt hatten. In seinen Augen sollte Weibern wie Theres und der schwarzen Eva, die im Tross großer Heere gezogen waren, gar nicht erlaubt werden, auf einer Burg wie Kibitzstein zu leben. Diesem Abschaum noch weitere Rechte einzuräumen überstieg jede Vernunft. Er war sich sicher, dass die beiden das Gesinde gegen Schwanhild aufhetzten, weil die Burgherrin sie von ihrer Tafel verbannt hatte. Dabei sollten die Marketenderinnen froh sein, überhaupt ein Obdach bei ehrlichen Leuten gefunden zu haben. Das sagte er auch zu Schwanhild und fand sich von ihr bestätigt.
    »Ihr habt ja so Recht, was die Unvernunft meines Gemahls betrifft. Ich habe ihn etliche Male gebeten, einen Edelknaben zu seinem Knappen zu machen. Gerade weil er aus dem niederen Volk zu solch hohen Ehren aufgestiegen ist, müsste er darauf achten, sich seinem neuen Rang gemäß zu verhalten.«
    Schwanhild seufzte und legte ihre Hand lächelnd auf Ingolds Schulter. »Ihr, Junker, seid der einzige Mensch in diesen Mauern, der mich versteht. Nehmt meinen Dank dafür entgegen.«
    »Herrin, Ihr macht mich glücklich.« Ingold blickte Schwanhild mit strahlenden Augen an und empfand mit einem Mal Neid auf Michel, der eine so herrliche Frau hatte und sie nicht zu würdigen wusste.

VIII.
     
    A ndrej wies Pantelej und die Frauen an, sich tiefer in das Gebüsch zu drücken, und spähte über den Schneehügel, hinter dem sie Deckung gefunden hatten. Keine fünfzig Schritte von ihnen entfernt folgten zwei Dutzend Reiter dem im Schnee kaum auszumachenden Weg. Zu seiner Erbitterung ritt sein Onkel Lawrenti an ihrer Spitze. Drei Männer des Trupps waren frühere Gefolgsleute Dimitris und hatten schon dessen Vater Michailgedient. Bei dem Rest handelte es sich ihrer Ausrüstung und den Wappen auf ihren Schilden nach um Moskowiter.
    Das überraschte ihn nicht, denn im Gegensatz zu Fürst Michail, dem es gelungen war, seine eigene Macht im Schatten Moskaus zu erhalten und sogar auszudehnen, hatte dessen Sohn sich offen gegen den Großfürsten Wassili II. gestellt und dabei Fehler über Fehler begangen. Dennoch fragte Andrej sich, was Lawrenti dazu gebracht hatte, sich auf die Seite Moskaus zu schlagen, schließlich hatte sein Onkel als Einziger von den engeren Gefolgsleuten des alten Fürsten seine Stellung behalten. Gerade ihn auf ihrer Spur zu wissen war fatal, denn Lawrenti kannte die Umgebung von Worosansk besser als jeder andere, er selbst eingeschlossen, und würde sie in jedem Versteck aufstöbern.
    Mit einem bitteren Geschmack im Mund blickte Andrej den Reitern nach, bis sie in der Ferne verschwunden waren, und wandte sich dann mit besorgter Miene an die Fürstin. »Der Verräter Lawrenti wird jeden einzelnen Stein umdrehen, bis er uns gefunden hat.«
    Anastasia zog die Schultern

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