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Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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mit einem selbstzufriedenen Blick, denn mit ihr wollte sie anfangen. Die junge Magd hatte Tautacher während der Reise mit harschen Worten abgewiesen und ihn damit immer mehr aufgereizt. Jetzt würde sie dafür sorgen, dass der Ritter zu seinem Ziel kam. Schon einmal hatte sie es als erregend empfunden zuzusehen, wie dieses dumme Stück zu einer bloßen Leibesöffnung degradiert worden war, in die ihr Mann bedenkenlos seinen Samen entleert hatte.Nun hoffte sie, Tautacher würde ihr ein noch besseres Schauspiel liefern.
    Frau Huldas Gedanken verharrten jedoch nicht lange bei dem Schicksal, das sie der Magd bereiten wollte, sondern glitten weiter zu Marie Adlerin. Mit einem bösen Auflachen fragte sie sich, welchem Dämon sie für die Tatsache dankbar sein musste, dass diese Person die Sobernburg just zu der Zeit betreten hatte, in der sie dort zu Besuch gewesen war. Sie selbst hatte Isberga von Ellershausen nur aufgesucht, um ihr zu erzählen, dass Wahrsagerinnen und fromme Männer ihr einen Sohn prophezeit hätten. Da sie dieses schwatzhafte Weib kannte, konnte sie sicher sein, dass ihre Worte in jedem Brief und bei jedem Besuch weitergetragen wurden.

XI.
     
    D er Verwalter der Burg, in der Hulda von Hettenheims Reisegesellschaft übernachten wollte, war ein älterer, nach langem Dienst zum Kastellan ernannter Ritter, der wusste, dass es klüger war, Augen und Ohren zu verschließen und sich im Hintergrund zu halten, wenn die Tochter seines Herrn erschien. Daher empfing er Frau Hulda so devot, als wäre er nur ein Knecht, und führte sie persönlich in den Teil der Burg, in dem die Kammern für die hohen Gäste bereitet waren. Als Frau Hulda gut untergebracht war, verneigte er sich noch einmal und zog sich zurück. Lauensteins Tochter nahm seine Diskretion wohlwollend zur Kenntnis und schickte auch die herumschwirrenden Mägde hinaus, die der Verwalter zu ihrer Bedienung aufgeboten hatte.
    »Sorgt dafür, dass meine Leute eine kräftige Mahlzeit und einige Becher Wein erhalten. Um mich werden sich meine persönlichen Mägde kümmern«, befahl sie ihnen.
    Kaum war das Weibervolk verschwunden, rief Frau Hulda ihreLeibmagd zu sich. »Alke, schaff die trächtige Kuh in eine abgelegene Kammer und achte darauf, dass keiner sie zu Gesicht bekommt. Die Leute hier setzen sonst Gerüchte in die Welt, mein Sohn sei ein untergeschobenes Kind.«
    Die Zofe nickte und zerrte Mine aus dem Verschlag, in dem sie sie versteckt hatte. »Komm mit!«
    Mit einem leisen Aufschrei versuchte die Schwangere zunächst, sich dem Griff der Leibmagd zu entziehen, stand dann aber auf und folgte ihr mit hängendem Kopf. Ohne die Erlaubnis ihrer Herrin zu erbitten, lief Trine hinter ihrer Schwester her. Hulda wollte wütend auffahren, dachte dann aber an das Schicksal, welches sie dem Mädchen zugedacht hatte, und lächelte boshaft. Bevor sie dieses aufrührerische Ding seiner Strafe zuführte, wollte sie noch etwas anderes erledigen.
    Sie drehte sich um und winkte Beate zu sich. »Ich hoffe, die Hure ist gut und sicher untergebracht?«
    Die Magd nickte eifrig. »Das ist sie, Herrin.«
    »Ich will sie sehen! Du und Marga kommt mit mir!« Hulda wartete, bis Beate eine brennende Kerze in die bereitstehende Laterne gesteckt hatte, und schob die Magd nach vorne, damit diese die Führung übernahm. Sie mussten mehrere finstere, zugige Korridore passieren und erreichten dann eine Tür, vor der zwei Reisige im Schein einer Fackel Wache hielten. Einer von ihnen öffnete das Gelass und ließ Hulda eintreten. Die Kammer war etwa drei mal vier Schritte groß und wies nur zwei Luftlöcher in Form von Schießscharten auf. Da die Dämmerung schon hereingebrochen war, konnte Hulda kaum mehr als einen Schatten an der Wand erkennen.
    »Bring mir die Laterne!«, rief sie Beate zu.
    Als die Dienerin den Raum ausleuchten wollte, nahm Hulda ihr die Lampe ab und hielt sie vor das Gesicht ihrer Gefangenen. Angesichts der hilflos vor ihr liegenden Feindin grinste sie hämisch, um gleich darauf wuterfüllt aufzustampfen, denn Marie wirktevon nahem noch schöner, als sie sie in Erinnerung hatte. Wäre sie selbst mit einem solchen Antlitz und einer Figur gesegnet worden, die die Männer verrückt machte, hätte es ihrem Gemahl wahrscheinlich mehr Freude bereitet, sie zu schwängern. Mehr noch als der Neid auf Maries gutes Aussehen fühlte sie in sich den Hass auf dieses Weib, das ihr jenen Trank hatte zukommen lassen, von dem sie sich so sehr einen Sohn erhofft und dann doch

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