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Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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nur eine Tochter nach der anderen geboren hatte.
    Da ihre Gefangene sich nicht regte, stieß sie sie mit dem Fuß an.
    »Mach die Augen auf, du Hure! Ich will, dass du mich ansiehst.«
    Beate hob beschwichtigend die Hand. »Verzeiht, Herrin, aber wir haben ihr Mohnsaft eingeflößt, denn sonst hätte sie unterwegs die Leute auf sich aufmerksam machen können, und das wäre gewiss nicht in Eurem Sinn gewesen.«
    Hulda nickte unwillkürlich. »Das ist richtig! Für die Welt soll sie als tot gelten. Ich werde ein anderes Mal mit ihr sprechen. Marga, du bleibst hier und haftest mit deinem Kopf für sie! Es darf niemand erfahren, dass die Hure Marie meine Gefangene ist.«
    Marga konnte den Ausdruck wilder Freude nicht verbergen, der ihr runzeliges Gesicht verzerrte. »Ich werde gut auf sie Acht geben, Herrin.«
    Dabei verabreichte sie Marie einen Tritt, der hart genug war, dass diese trotz ihrer Betäubung vor Schmerzen aufstöhnte. Sie wollte noch ein zweites Mal zutreten, doch da gruben sich Huldas Finger wie die Krallen eines Raubvogels in ihre Schulter.
    »Geh vorsichtig mit ihr um und versorge sie gut! Ich will, dass sie ihr Kind gesund zur Welt bringt. Sollte das nicht der Fall sein, beraubst du mich des süßesten Teils meiner Rache, denn der Balg soll vor ihren Augen sterben!«
    Marga knirschte enttäuscht mit den Zähnen, denn sie hatte sich tausend Demütigungen und Quälereien für Marie ausgedacht. Diese würde sie wohl auf später verschieben müssen, denn FrauHulda sah so aus, als würde sie sie totprügeln lassen, wenn die Gefangene vor der Geburt Schaden nahm.
    Hulda wies auf Maries Gewand. »Für eine Hure ist sie mir zu gut gekleidet. Zieht sie aus und streift ihr einen alten Kittel über. Ihr Kleid aber bringt in meine Kammer.«
    Dann drehte sie sich abrupt um und ließ die beiden Mägde allein. Beate war die eigenartigen Befehle ihrer Herrin gewöhnt und beugte sich zu Marie, um ihr die Bänder zu lösen.
    Marga hingegen schüttelte verwundert den Kopf. »Was will Frau Hulda denn mit dem Kleid? Es passt ihr doch gar nicht.«
    »Versuche niemals, die Gedanken unserer Herrin zu ergründen, sondern tu, was sie dir sagt! Du willst doch einen guten Posten in unserem Haushalt bekommen. Und jetzt hilf mir gefälligst!«
    Während Marie entkleidet wurde, hatte Hulda ihren Ärger vergessen und schwelgte in den Bildern, die ihr die Phantasie vorgaukelte. Huldvoll lächelnd betrat sie den Rittersaal und ließ sich weder durch die Hunde, die sich in dem staubigen Stroh balgten, welches die sonst üblichen Binsen oder Flickenteppiche ersetzte, noch von dem eher für Bauern geeigneten Abendessen die Stimmung trüben. Sie scherzte sogar mit dem Kastellan, der sie daran erinnerte, dass er sie bereits als Kind auf den Knien geschaukelt hatte. Als Hulda schließlich aufstand und ihm eine gute Nacht wünschte, verbeugte der Mann sich mit dem Gefühl, die Tochter seines Herrn gut versorgt und unterhalten zu haben.
    Hulda schien jedoch nicht dieser Meinung zu sein, denn als sie die Kemenate betrat, in der Alke und Beate auf sie warteten, verzog sie den Mund. »Das Essen hier ist eine Zumutung und die Halle ein Schweinestall, die nur ein Narr wie dieser Kastellan einen Rittersaal nennen kann. Mein Vater sollte diesen Kerl unter die leibeigenen Knechte stecken und ihn durch einen fähigeren Verwalter ersetzen.«
    Im nächsten Augenblick hatte sie ihren Ärger über den Kastellan wieder vergessen und zwinkerte ihren beiden Mägden vertraulichzu. »Habt ihr mir das Kleid der Hure gebracht? Dann kann es weitergehen. Holt mir die Trine und ruft Tautacher und Xander herbei. Die beiden sollen vor der Tür warten. Ich werde sie rufen, wenn ich sie brauche.«
    Alke und ihre Schwester huschten beinahe lautlos hinaus, und wenige Augenblicke später kehrte die Leibmagd mit Trine zurück. Das Mädchen hatte noch keine guten Erfahrungen mit ihrer Herrin gemacht und starrte diese an, als erwarte es, einem wilden Tier zum Fraß vorgeworfen zu werden.
    Hulda wies auf die Tür. »Alke, du kannst nun in die Küche gehen und zu Abend essen. Nimm Beate mit und zieh dich danach mit ihr in die Kammer zurück, die ich euch habe anweisen lassen. Ich brauche euch heute nicht mehr.«
    Die Leibmagd wunderte sich über Huldas Befehl, wagte aber nicht zu widersprechen. Ihr Blick streifte Trine, und sie nahm sich vor, das Mädchen am nächsten Morgen auszuquetschen, um zu erfahren, was hier vorgegangen war.
    Hulda wartete, bis sich die Tür hinter Alke

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