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Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sie mit einem Arm an sich gezogen und versuchte, den Körper ihrer Schwester vor den heftigsten Erschütterungen zu schützen. Mit dem anderen Arm stützte sie sich selbst ab, um nicht samt der Schwangeren von der Sitzbank zu rutschen.
    »Wie lange wird es noch dauern, bis wir die Otternburg erreicht haben, Herrin?«, fragte sie besorgt.
    Hulda starrte das Mädchen an, als krabbele an seiner Stelle ein hässliches Insekt. Alke bemerkte den Abscheu ihrer Herrin und übernahm es zu antworten. »In drei Tagen! Heute Nacht werdet ihr ruhiger schlafen, denn wir übernachten auf einer der Burgen von Herrn Rumold.«
    »Könnten wir nicht dort bleiben? Mine geht es nicht gut.«
    Marga wollte Alke das Feld nicht allein überlassen und fuhr daher die Magd an. »Deine Schwester soll sich nicht so anstellen! Frau Hulda ist ebenso gesegneten Leibes und trägt ihren Zustand mit Würde.«
    Während Mine bei den harschen Worten zusammenzuckte und zu zittern begann, biss Trine sich auf die Lippen, um sich kein ungehöriges Wort entschlüpfen zu lassen. Die Herrin durfte ja auch glücklich sein, denn ihr Kind war in allen Ehren in ihrem Bett gezeugt worden. Trine und sie aber waren von deren betrunkenem Ehemann in eine leer stehende Kammer gezerrt, mit Schlägen gefügig gemacht und vergewaltigt worden. Die junge Magd verabscheute Falko von Hettenheim auch noch als Toten und wünschte ihm alle Qualen der Hölle. Es waren nicht so sehr die Schmerzen, die sie ihm nachtrug, als vielmehr die Tatsache, dass sein Samen in ihrer Schwester keimte. Sollte Frau Hulda mit einer Tochter niederkommen und Mine mit einem Sohn, so würde das Kind ihrer Schwester dazu benutzt werden, einen edlen Ritter um sein Erbe zu bringen.
    Frau Hulda spürte Trines Widerspenstigkeit und bleckte die Zähne. Auch wenn man die beiden Mägde nicht direkt schön nennen konnte, so erinnerten sie sie allzu sehr an jene Frau, die sie mehr hasste als alles andere auf der Welt. Nicht der Zufall hatte ihren Gemahl dazu bewogen, ausgerechnet die beiden Schwestern auf seine Hauptburg zu holen, sondern diese Ähnlichkeit. Einige Worte, die nicht für sie bestimmt gewesen waren, hatten ihr verraten, dass Falko von dem Gedanken an Marie Adlerin besessen gewesen war. Sie selbst hatte er nur noch in der Hoffnung benutzt, neun Monate danach einen Sohn in den Armen halten zu können.
    Als sie an all die Demütigungen dachte, die ihr Gemahl ihr zugefügt hatte, zeichneten sich Hass und Verbitterung auf Huldas Gesicht ab. Einige Male hatte sie Falko dabei beobachtet, wie er sich der beiden Mägde bediente und Mine und Trine zu Dingen zwang, die den Lehren der christlichen Kirche ebenso widersprachen wie dem Schicklichkeitsgefühl einer tugendsamen Ehefrau. Wäre Marie Adlerin an der Stelle dieser Weiber gewesen, hätte sie ihrem Mann wohl Beifall gezollt und ihn angefeuert, die Hure noch mehr zu demütigen. Danach aber hätte sie das Weib eigenhändig erwürgt.
    Dieser Gedanke erinnerte sie wieder an die Rache, die sie an dieser Metze zu nehmen gedachte. »Ist schon etwas von Tautacher zu sehen?«, fragte sie Marga, die sofort den Kopf hinausstreckte und nach hinten blickte.
    Maries einstige Wirtschafterin wollte schon Nein sagen, hielt dann aber inne und begann vor Erregung zu zittern. »Uns folgt ein Wagen, der langsam aufholt, und die Reiter, die ihn begleiten, könnten die Euren sein, Herrin.«
    »Das will ich selbst sehen!« Hulda wälzte sich herum, schob Marga beiseite und steckte ihren Kopf durch das Fenster im Schlag. Tatsächlich folgte ein kleiner, von zwei schnellen Pferden gezogener Wagen, wie er üblicherweise für Gepäck benutztwurde, ihrem Reisezug und holte sichtlich auf. Den Mann auf dem Bock erkannte sie selbst auf diese Entfernung an seiner Statur. Es war Xander, einer ihrer zuverlässigsten Ritter, und bei der Frau neben ihm konnte es sich nur um Alkes jüngere Schwester Beate handeln. Einer der drei Reiter, die den Wagen begleiteten, gab seinem Pferd nun die Sporen und schloss zu der großen Reisekutsche auf. Hulda jubilierte innerlich, denn Erwin Tautacher, der Anführer ihrer Leibwache, wirkte so übermütig wie ein junger Knappe, der einen Schlauch Wein stibitzt hatte. Also musste er seinen Auftrag erfüllt haben.
    Dennoch fragte sie, als er neben den Wagen ritt, ganz aufgeregt: »Was ist? Hat es geklappt?«
    Tautacher nickte lachend. »Habt Ihr daran gezweifelt, Herrin? Es ging leichter als gedacht. Wir mussten nur die Wirtsmagd bestechen, damit sie den

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