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Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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undWilhelm. Wenn es hart auf hart kam, würde er seine Frau und das Kind in ein Kloster geben. Dort waren sie in seinen Augen am besten aufgehoben.
    Michel warf den Brief der kaiserlichen Kanzlei auf den Tisch und drehte sich zu Michi um. »Sorge dafür, dass wir morgen früh aufbrechen können. Fünf Männer reiten mit uns.«
    »Was ist mit Landulf?«, fragte Michi lauernd.
    Sein Pate winkte ärgerlich ab. »Der Bengel kann in Zukunft dem Junker als Knappe dienen. Ich will ihn nicht länger an meiner Seite haben.«
    Michi fiel ein Stein vom Herzen. In seinen Augen hatte Landulf, dem die meisten Burgbewohner wegen seiner hochfahrenden Art und dem eher tölpelhaften Auftreten aus dem Weg gingen, dem Ritter schlecht gedient. Der Burgkaplan, den Schwanhild gerufen hatte, war inzwischen durch einen Prediger aus Ochsenfurt ersetzt worden. Auch Germa sah ihre Macht schwinden, denn Michel hatte Zdenka zurückgeholt. Dieser gelang es zwar nicht, ihren alten Platz einzunehmen, denn Schwanhilds Vertraute weigerte sich, ihr die Schlüssel zu übergeben, doch das Gesinde gehorchte zumeist der freundlichen Tschechin.
    »Ich werde mich darum kümmern, dass Eure Rüstung richtig poliert ist«, sagte Michi mit breitem Lächeln.
    Michel zerzauste ihm lachend das Haar. »Du tust ja gerade so, als müsste ich in den Krieg ziehen. In diesem Fall hätte der Bote des Kaisers etwas angedeutet.«
    So leicht ließ Michi sich nicht überzeugen. »Wir sollten auf alles vorbereitet sein, Herr, und auch ein paar Waffenknechte mehr mitnehmen.«
    »Naseweiser Bengel!« Michel gab ihm einen leichten Wangenstreich und sah zu, wie der Junge davonlief, um seine Aufträge auszuführen. Dann nahm er Sigismunds Schreiben an sich und barg es in einer Truhe. Auch wenn nichts Bedeutendes darin stand, so war es ein Zeichen kaiserlicher Huld und wert, fürspätere Generationen aufbewahrt zu werden. Während Michel nach seinem Leibdiener rief und diesen anwies, alles für die Reise an den kaiserlichen Hof zu packen, überlegte er, ob er Schwanhild von Sigismunds Befehl informieren sollte.
    Den Gedanken gab er mit einem Schulterzucken wieder auf, er wollte keinerlei Gemeinschaft mehr mit ihr. Lieber suchte er sich eine passable Magd, um seine männlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Schwanhild mochte zwar vor Gott und der Welt seine angetraute Ehefrau sein, doch es widerstrebte ihm, einem Weib beizuwohnen, das mehr an einen anderen Mann als an ihn dachte. Sein Gewissen allerdings flüsterte ihm zu, er halte sich nur deshalb von Schwanhild fern, um nicht noch einmal ihrer starken Sinnlichkeit zu verfallen. Er wollte kein weiteres Kind von ihr, bei dem er sich fragen musste, ob er der Vater war oder ein anderer. Solange er sie mied, konnte er jede Schuld an einer weiteren Schwangerschaft ehrlichen Herzens von sich weisen.
    Den Junker informierte er erst am nächsten Morgen über die Einladung des Kaisers. Ingold hörte unruhig zu, zupfte dabei an seinen Ärmeln und wusste nicht, was er antworten sollte. Er hatte Michel gerne gedient, doch seit seinem Meineid war dessen Vertrauen in ihn geschwunden. Um dieses Schwures willen hatte Schwanhilds Ehemann ihn als Kastellan behalten müssen, denn das Ehrenwort eines Ritters galt als heilig, vor allem, wenn es angesichts des Gekreuzigten abgelegt worden war. Er wusste, dass die Herrin keinen Ehebruch begangen hatte, nicht mit ihm und gewiss auch mit niemand anderem. Sie hatten ein wenig miteinander getändelt und dabei nicht alleweil die Regeln eingehalten, die für eine züchtige Ehefrau gelten sollten. Schwanhilds Tochter aber war Michels Kind. Dafür konnte der Junker seine Hand ins Feuer legen.
    »Wird Eure Gemahlin Euch begleiten, Herr?«, fragte Ingold angespannt.
    Michel schüttelte den Kopf. »Nein, sie wird hier bleiben.«
    »Das ist schade, Herr, denn in Nürnberg könnte sie ihre Verwandten wiedersehen.«
    Ingold überlegte verzweifelt, wie er Michel dazu zu bewegen könne, Schwanhild mitzunehmen. Er hatte sein eigenes Seelenheil nicht hingegeben, um sie so missachtet zu sehen. In der Hinsicht erschien Michel ihm blind und verstockt zu sein. Er hatte eine Frau, wie sie herrlicher nicht sein konnte, und behandelte sie wie einen Klumpen Lehm, den er von den Stiefeln gestreift hatte.
    »Ich sagte, Schwanhild wird hier bleiben! Ihr Kind ist noch zu klein, um auf die Reise mitgenommen zu werden, und bisher hat sie sich geweigert, eine Amme zu nehmen.« Michel interessierte es in Wahrheit nicht, ob Schwanhild das

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