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Das Vermächtnis der Wanderhure

Titel: Das Vermächtnis der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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küssen können.
    Kühn geworden stellte sie die Lampe ab, beugte sich über den Schläfer und berührte dessen Mund mit ihren Lippen. Er wurde unruhig, erwiderte den Kuss im Halbschlaf und wachte mit einem Schlag auf.
    Da Schwanhilds Gesicht im Schatten lag, erkannte er nur das Häubchen und das Gewand ihrer Leibmagd und schob sie energisch zurück. »Was soll das, du Metze?«
    »Sprichst du so mit der Frau, die bereit ist, alles zu wagen, um dir Dank zu sagen?« Schwanhild schürzte beleidigt die Lippen. Nun begriff der Junker, wen er vor sich hatte. Er schoss aus dem Bett, bemerkte dann erst, dass er ja nackt war, und griff hastig nach seiner Zudecke, um sich einzuwickeln. »Herrin, was sucht Ihr …« Der Rest seiner Worte verlor sich im Stammeln.
    Schwanhild blickte auf ihn herab und genoss seine Verwirrung ebenso wie seine Verlegenheit. »Ich will meine Schulden bei Euch bezahlen, Herr Junker. Ihr habt viel für mich gewagt.«
    »Aber nichts erreicht!«, unterbrach Ingold die Burgherrin bitter.
    »Seit jenem Tag misstraut Herr Michel mir ebenso wie Euch. Daher solltet Ihr rasch wieder gehen, bevor jemand bemerkt, dass Ihr zu mir gekommen seid.«
    »Wollt Ihr das wirklich?« Ein Hauch von Zorn huschte über Schwanhilds Gesicht. Sie hatte viel riskiert, doch der Junker schien ihr Opfer nicht zu würdigen.
    »Herrin, ich …« Ingold wand sich wie ein Wurm und versuchte sie nicht anzusehen. Dabei konnte er seine wachsende Erregungnicht verbergen, denn das Tuch, das er sich um die Hüften geschlungen hatte, wies eine deutlich sichtbare Beule auf. Schwanhild strich mit dem linken Handrücken darüber und nahm zufrieden wahr, dass der Junker erschrocken die Luft einsog. Nun hatte sie ihn so weit, wie sie es wünschte.
    Sie entledigte sich ihres Gewandes und präsentierte sich ihm in völliger Nacktheit. »Nachdem mein Mann mich wegen eines Vergehens verstoßen hat, dessen ich nicht schuldig bin, soll er nun Recht bekommen und Ihr Euren Lohn für Eure edle Tat.«
    »Herrin, das würde alles nur noch schlimmer machen!« Ingold wich bis an die Wand zurück und kämpfte um seine Beherrschung. Schwanhild fand sein Zögern kindisch, doch gleichzeitig imponierte ihr, dass er nicht wie ein brünstiger Bulle über sie herfiel. Sie fasste nach seiner Hand und zog ihn näher an sich heran.
    »Diese Nacht ist vielleicht die einzige Möglichkeit, unsere Liebe zu teilen, Herr Junker. Vergönnt mir ein wenig die Rache an dem Mann, der abgereist ist, ohne mein Kind taufen zu lassen und ihm einen Namen zu geben. Wenn es krank wird und sterben sollte, müsste ich den Priester um eine Nottaufe bitten. Ihr wisst, was das heißt?«
    Ingold nickte betroffen. Wenn ein Mann sich weigerte, für das Kind seiner Frau einen Namen zu wählen, hielt er es für einen Bastard und gab das auch öffentlich zu. Für die Mutter war dies die schlimmste Schmach, die man ihr antun konnte. Der Junker verstand Schwanhilds Zorn. Er hatte sein Seelenheil aufs Spiel gesetzt, um seine und auch Michels Ehre zu retten, und keinen Dank dafür erfahren.
    Mit einer ungestümen Bewegung, die Schwanhild einen leisen Schmerzensruf entlockte, riss er sie an sich und schlang seine Arme um sie. Sein Mund suchte den ihren, doch er war zu erregt, um lange kosen zu können. Ehe Schwanhild sich versah, lag sieauf dem Bett. Der Junker senkte seinen Leib auf den ihren, suchte etwas unbeholfen ihre Pforte und drang mit einem heftigen Ruck in sie ein.
    »Geh etwas vorsichtiger zu Werk, mein Guter, ich bin doch keine Kuh!«, tadelte sie ihn. Dann aber gewann ihre leidenschaftliche Natur die Oberhand und sie gab sich dem stürmischen Jüngling hin.

III.
     
    B ei seiner Ankunft in Nürnberg erfuhr Michel, dass der Kaiser die Stadt vor etlichen Tagen verlassen hatte. Überhaupt wurde ihm ein seltsamer Empfang zuteil, denn es ließ sich kaum jemand sehen. Ein Untergebener des Burgvogts wies Michel und den Seinen ein Quartier an und wartete, bis die Gruppe die Räume bezogen hatte. Dann forderte er den Ritter mit belegter Stimme auf, ihm zu folgen. In der Erwartung, endlich jemanden zu treffen, der ihm den Grund für den kaiserlichen Befehl erklären konnte, begleitete Michel den Mann. Er bemerkte nicht, dass sich hinter ihm eine Tür öffnete und Trudi, die mit Mariele und Anni in einer Kammer untergebracht worden war, den Kopf herausstreckte. Als sie ihren Vater davongehen sah, lief sie auf Zehenspitzen hinter ihm her. Mariele wollte sie zurückholen, doch die Kleine war schon zu

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