Das Vermächtnis der Wanderhure
beantwortete die Schmeicheleien des anderen mit gleicher Münze. Nach einer Weile wurden sie handelseinig und hätten nun das Geschäft in Zoetewijns Kajüte mit einem weiteren Becher abschließen können.
Der Kaufmann wandte sich auch bereits dem Aufgang zu, als der Kapitän Aufmerksamkeit heischend die Hand hob. »Verzeiht, Mijnheer, aber ich habe noch Sklaven von meiner Ladung übrig behalten. Wollt Ihr auch diese sehen?«
Die Frage war eigentlich überflüssig, denn Sklaven waren in den russischen Fürstentümern noch begehrter als in den Küstenstädten der Ostsee, und ein Gutteil der menschlichen Fracht, die Zoetewijn und seinesgleichen nach Osten brachten, wurde von den einheimischen Händlern nach Pskow und Nowgorod weiterverkauft. Der Handelsherr konnte sich daher einen guten Profit ausrechnen. Trotzdem tat er so, als wolle er Zoetewijn einen Gefallen erweisen.
»Wenn Ihr darauf besteht, Kapitein, will ich Euch nicht enttäuschen. Was habt Ihr denn übrig behalten? Ein paar renitente Kerle wahrscheinlich, bei denen man mit der Peitsche nicht sparen darf, um sie zum Arbeiten zu bringen, ein paar Kinder, die zu klein sind, um zupacken zu können, und ein paar Vetteln, die man besser auf die Kirchenstufen zum Betteln geschickt hätte.«
»Seht selbst!« Zoetewijn gab einem Matrosen den Wink, die Luke zu dem Verschlag mit den männlichen Sklaven zu öffnen.Es handelte sich bei ihnen tatsächlich um jene Kerle, die er unterwegs nicht losgeworden war, doch der Preis, den sein Partner ihm bot, stellte ihn zufrieden.
»Ihr seid ein zäher Handelspartner! Aber jetzt will ich sehen, ob Ihr nicht ein wenig tiefer in Eure Truhe greifen werdet.« Zoetewijn grinste voller Vorfreude, als sie in den Verschlag mit den Frauen und Kindern hinabstiegen.
Der Kaufmann überflog die kleinen Mauren und Ketzerkinder mit einem leicht gelangweilten Blick und starrte dann mit jäh erwachendem Interesse die junge Mohrin an. »Was habt Ihr denn da?«
»Eine Mohrin, frisch aus Afrika, jung, gesund und so gut gebaut, wie es sich ein Mann, der sich nach ein wenig Abwechslung im Bett sehnt, nur wünschen kann.« Zoetewijn sah zufrieden, wie der andere unbewusst nickte.
»Sie soll sich ausziehen!«, forderte der Kaufherr.
Zoetewijn machte Alika mit Gesten klar, was der Mann wollte. Das Mädchen schüttelte den Kopf und wich bis an die Wand zurück. Marie trat vor sie, doch der Kapitän schob sie beiseite, packte die Mohrin und zerrte sie unter die Lampe. Als er begann, ihr die Kleider zu lösen, versuchte Alika sich zu wehren und erhielt dafür eine Ohrfeige, die ihr die Tränen aus den Augen rinnen ließ.
»Verdammtes Miststück, gehorche!«, herrschte Zoetewijn sie an. Alika verstand die Worte zwar nicht, erkannte aber an der Miene des Kapitäns, dass ihr jeder weitere Widerstand noch härtere Schläge eintragen würde. Daher ließ sie sich bis auf die Haut entkleiden.
Der Kaufmann sah dem Kapitän mit so gierig glitzernden Augen zu, dass Marie bereits erwartete, er würde auf der Stelle über ihre Freundin herfallen. Dies tat er dann aber doch nicht, sondern begnügte sich damit, Alikas Busen zu befingern und hineinzukneifen. Zoetewijn hielt sicherheitshalber ihre Hände fest, damit sie die tastenden Finger seines Kunden nicht wegstoßen konnte.
Der Kaufmann bückte sich und griff ihr zwischen die Schenkel.
»Habt Ihr sie schon kräftig zugeritten?«, fragte er den Kapitän mit einer Stimme, die seine erwachende Lust verriet.
Zoetewijn schüttelte den Kopf. »Ich vergreife mich nicht an der Ware, die ich verkaufen will, und verbiete dies auch meinen Männern.«
»Das habt Ihr bei einem so prallen Stück wie dieser Schwarzen bestimmt arg bedauert!«
»Weib ist Weib«, brummte Zoetewijn.
Natürlich hatte es ihn gereizt, sich der jungen Mohrin zu bedienen, doch wenn er sich nicht zurückgehalten hätte, wäre seine Mannschaft zuerst über sie und dann auch über die anderen Frauen und Mädchen hergefallen. Er beglückwünschte sich im Stillen, dass ihm jene unbeherrschte Gier fremd war, die sein Geschäftspartner jetzt zeigte, und beschloss, die Gefühle des Deutschen auszunutzen. Daher verlangte er für die Mohrin einen Preis, der ihm beim Antritt der Reise völlig unrealistisch erschienen wäre. Zu seiner Verwunderung handelte sein Geschäftspartner nicht, sondern zahlte anstandslos. Der Kaufherr übernahm auch alle anderen Sklaven einschließlich Maries und der kleinen Lisa, ohne mehr als einen symbolischen Betrag von der
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