Das Vermächtnis der Wanderhure
gleich in deinem Bauch!« Der Kaufherr blies Alika beim Sprechen kleine Speicheltröpfchen ins Gesicht.
Sie versuchte, sich ihm zu entziehen, doch er schob sie mühelos zum Bett und warf sie so darauf, dass sie auf dem Rücken landete. Ehe sie eine Bewegung machen konnte, schob er sich auf sie, legte sein Glied frei und drückte ihr die Schenkel auseinander. Alika glaubte zu wissen, was jetzt mit ihr geschehen würde, aber ihre Ängste wurden von der Wirklichkeit weit übertroffen.
Er ließ seinen Körper gegen den ihren prallen, als wolle er sie spalten, und presste ihr gleichzeitig mit den Armen die Luft aus den Lungen. Ein brennender Schmerz breitete sich in ihr aus, der bei jeder seiner Bewegungen schlimmer wurde. Zuerst stieß er langsam, aber hart zu und wurde dann immer schneller. Dabei keuchte, stöhnte und spuckte er, dass ihr übel wurde.
Als sie glaubte, es nicht mehr ertragen zu können, sackte er über ihr zusammen. Ein paarmal bewegte er sein Becken noch hin und zurück, doch sein Schaft wies nicht mehr die Härte auf, ihr wehzutun.
Mit einem letzten Aufstöhnen ließ er von ihr ab und stand auf. »Zieh dich an!«, befahl er.
Alikas Kenntnisse der deutschen Sprache reichten trotz MariesBemühungen nicht aus, die Worte zu verstehen, aber seine Gesten waren eindeutig. Während sie weinend die Reste ihrer Kleidung an sich raffte, starrte er mit einem zufriedenen Grinsen auf den Blutfleck, der sich auf dem Laken ausgebreitet hatte, und musterte dann die roten Tropfen, die immer noch ihre Schenkel hinabliefen.
»Ha! Ich war wohl der Erste, der dich beritten hat. Aber es ist kein Schaden, wenn du jetzt eine offene Pforte hast. Die Kerle, die dir später ihre zehn Zoll Männlichkeit zwischen die Beine stecken, interessiert es nicht, ob du Jungfrau bist oder nicht. Wahrscheinlich sind sie sogar froh, dass das Hindernis gesprengt wurde, denn so eine Sauerei wollen sie gewiss nicht auf ihren Betten sehen.« Er versetzte Alika einen kräftigen Klaps auf das Hinterteil und wies dann mit dem Kinn zur Tür.
Das Mädchen verstand die Geste, öffnete die Tür und wollte die Treppe hinabrennen, um sich irgendwo zu verkriechen. Draußen aber fing ein Knecht sie ab und hob sie lachend hoch, so dass ihre Beine in der Luft zappelten. Sie schrie auf, denn sie fürchtete, er würde sich ebenfalls auf sie stürzen, doch der Mann setzte sie ab, führte sie die Treppe hinunter und durch einen Flur ins Freie bis zu einer festen Tür, hinter der sie Jammern und Weinen vernahm. Er öffnete und schob sie in einen halbdunklen Raum, in dem sie die dicht an dicht auf dem Boden hockenden Menschen zuerst nur als Schatten wahrnahm.
Marie vernahm Alikas Schluchzen, noch bevor sie deren Umrisse gegen den hellen Hintergrund der Türöffnung sah, und erreichte sie im gleichen Augenblick, in dem die Freundin in die Knie brach. Die Mohrin stammelte etwas in ihrer Muttersprache, und ihre Stimme verriet das Elend und den Schmerz, der sie schüttelte. Marie führte ihre Freundin vorsichtig zu dem Platz, an dem Lisa lag, und half ihr, sich hinzusetzen. Dabei streifte ihre Hand Alikas Oberschenkel, und sie spürte, dass dieser glitschig war von Blut.
»So ein elendes Schwein! Mein Gott, jetzt habe ich nichts, mit dem ich dir helfen kann.« Marie dachte an all die Kräuter und Salben, die Hiltrud so trefflich zuzubereiten wusste, und stieß noch einige Flüche aus. Alika musste schlimm zugerichtet sein, und in diesem Schmutz hier konnte auch eine eher harmlose Verletzung den Tod bedeuten. Zähneknirschend trennte sie einen Teil des zerfetzten Unterkleids ab und steckte es ihrer Freundin in die Scheide, um die Blutung zu stoppen. Danach zog sie Alika das an, was von ihrer Kleidung noch brauchbar war, und streichelte sie, um sie zu beruhigen. Während die Mohrin sich zitternd an ihre Freundin drängte, haderte Marie mit Gott. Warum ließ er es zu, dass schwächere Menschen den Männern, die Reichtum und Macht besaßen, hilflos ausgeliefert waren? Warum durften diese anderen sich die Freiheit nehmen und sie nach Belieben misshandeln?
An diesem Abend ließ die Nacht auf sich warten. Marie war eine so lang andauernde Helligkeit nicht gewohnt und blickte immer wieder zu den vergitterten Fenstern unter der Decke auf. Dort war nicht mehr zu erkennen als ein winziges Stück blassen, fast weiß erscheinenden Himmels. Dem Licht, das von draußen hereinfiel, schien jede Kraft zu fehlen, als könne die Sonne sich nicht entscheiden, ob sie stehen bleiben
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