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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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er
nicht selbst gern an Del Montes Stelle gewesen wäre. Mir gegenüber gab er sich
entrüstet, aber in seinen Augen glitzerte es.“
    Kurzzeitig verschwand die Sonne
hinter einer Wolke, die den bleigrauen Himmel durchsetzte, und warf Schatten
über den Hügelanstieg. Die Zikaden verstummten für einen Augenblick. Über den
letzten Worten hatte Enrico vergessen, wo er war, was er hier wollte. Die
Mitteilung Andrea Fuscos eröffnete unendliche Möglichkeiten, den Kardinal
gefügig zu machen, was Enrico heiterer stimmte. Es bestand kein Zweifel mehr
daran, dass sein Herr, Ferdinando Gonzaga, dem Kardinalshut wieder ein gutes
Stück nähergekommen war. Sie hatte sich gelohnt, die Suche nach Andrea Fusco.
    „Habt Ihr ebenfalls Erfahrungen
dieser Art gemacht, oder erzählte Michele Euch diese Geschichten nur?“
    Ein wässriges Aufstoßen gab kund, dass
der Maler sich anschickte, die Geschichte fortzusetzen.
    „Wer auch nur etwas davon nach
außen trug, hätte sich sogleich in einen der vielen Sarkophage an der Via Appia
legen können. Wir hielten dicht. Schließlich wollten wir etwas werden. Das galt
auch für Michele. Wir lernten schließlich bei Del Monte das Hier und Heute zu
begreifen, es darzustellen. Es mangelte an nichts. Selbst für die Unterkünfte war
gesorgt, und wer eine Dirne mit in die Nacht nehmen wollte, brauchte nur zu
fragen. Brav malte Michele, was von ihm verlangt wurde. Junge Burschen, nackt,
mit weiblichen Gesichtszügen, und reife Männer mit entblößten Oberkörpern, die
als Heilige getarnt wurden.“
    Vorsichtig schenkte Enrico nach.
Alles hatte er erwartet, aber nicht, dass sich Michele diesem Druck gefügt hatte.
Das sah ihm nicht ähnlich.
    „Und er tat es gern – behaupte
ich“!
    „Warum ging Michele schließlich fort?“
    „Weil es eines Tages zu einem
Streit kam. Das hatte mit dem Prete Rosso zu tun. Glaube ich wenigstens. Gesagt
hat er es mir nicht mehr.“
    Wieder dieser Priester, von dem ihm
schon Julia erzählt hatte. In Enrico wuchs die Spannung.
    „Was war geschehen?“
    Enrico beugte sich neugierig vor,
bereute aber seine forsche Art sofort. Mit einem gewaltigen Aufstoßen brach ein
Schwall Wein, den Fusco nicht mehr bei sich behalten konnte, über seine
Kleidung herein. Enrico fuhr hoch, aber er tropfte bereits. Fusco beugte sich
nach hinten und erbrach heftig gegen die Pinie. So, mit dem Kopf gegen den
Stamm gestützt und auf der Bank sitzend, schlief er von einem Augenblick zum
anderen ein. Lautes Schnarchen zeugte davon.
    Gegen den eigenen Brechreiz
ankämpfend, winkte Enrico den Padrone heran.
    „Etwas Brot und Speck, Padrone,
sonst hält er nicht durch. Hier, eine neue Münze. Das wird genügen.“
    Stumm nickte der Padrone und
steckte die Münze zu sich. Dann schlurfte er zum Brunnen, ließ einen Kübel
hinab und holte frisches Wasser, das er mit einem scharfen Quietschen aus der
Tiefe herauf kurbelte. Zuerst bot er Enrico an, sich zu reinigen, was dieser
ausgiebig wahrnahm. Seine gesamte Kleidung roch nach angedautem, lauwarmem
Wein. Danach schüttete der Padrone den Rest über die Tischplatte. Einen
weiteren Eimer goss er Andrea Fusco mit Schwung direkt ins Gesicht. Dieser
schüttelte sich nur. Müde und betreten zwinkerte dieser mit den Augen. Offenbar
war ihm diese rüde Art, in die Wirklichkeit zurückgeholt zu werden, vertraut,
denn er protestierte nicht, sondern sah sich um.
    „Ihr seid noch immer da?“
    „Ich werde nicht gehen, solange mir
bestimmte Geschehnisse unklar sind. Was wisst Ihr über den Streit?“
    „Welchen Streit?“
    „Den Streit zwischen Michele und
dem Prete Rosso?“
    Inzwischen trug der Padrone Brot
und Käse sowie eine stark duftende Eselwurst auf. Obwohl sich Enrico noch immer
nicht an den bitteren Geruch des Erbrochenen gewöhnt hatte und es ihn ekelte,
verspürte er einen bohrenden Hunger. Ihm gelang es aber nicht, auch nur einen
Bissen davon anzurühren.
    „Sprecht, Andrea Fusco. Danach
könnt Ihr Euch meinetwegen besinnungslos saufen. Jetzt esst und erzählt.“
    Fusco berührte nur etwas Brot,
brach kleine Stücke davon ab, die er sich in den Mund schob, direkt unter die
verbliebenen hinteren Zähne, und lange kaute. Beinahe hätte Enrico die Geduld
verloren, aber Andrea Fusco begann wieder mit seinem Bericht, langsam und
stockend.
    „Er war ein Unberührbarer!“
    „Wer? Michele?“
    „Michele? Gott bewahre, nein – oder
vielleicht. Dazu genoss er seine Dirnen und weiblichen Modelle zu sehr. Der
Prete Rosso

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