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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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Noch hatte er Geld.
    „Statt dass Euer Schmierfink die
Gemüter in Wallung gebracht und die Patrizier der Stadt gegen die Spanier
aufgebracht hätte, schläft er seine Räusche aus.“
    „Ich werde mich darum kümmern!“
    „Es ist zu spät, werter Neffe. Das
Konklave ist vorbei! Die Wahlentscheidung steht gegen uns!“ Camillo Borghese
trat nahe an Scipione heran und flüsterte: „Die einzige Möglichkeit ist, dass
man der Vergreisung dieses Medici nachhilft, dass man sein Ende beschleunigt,
ohne dass ein Verdacht auf uns fällt. Gerade ein öffentlicher Skandal könnte
diesen lieben Menschen umbringen, Aufsehen und Aufregung für das schwache Herz
dieses Popanz, der sich Leo XI. nennt.“
    Scipione sah im Gesicht seines
Oheims die Strapazen, die das Konklave bei ihm hinterlassen hatte. Die
ständigen Abstimmungen, die Anspannung, die kargen Mahlzeiten, der Mangel an
Wasser und Luft, die Angst davor, das Konklave nicht als Papst zu verlassen,
und letztlich die Enttäuschung darüber zeichneten sich deutlich ab in Falten
und Vertiefungen, in denen noch Barthaare standen, die sonst sauber ausrasiert
gewesen wären. Sogar das Weiß des Augapfels hatte sich ungesund gelblich
verfärbt.
    „Caravaggio wird einen Skandal
auslösen. Ich verspreche es Euch. Sein Bild ...“
    „Zu spät. Nehmt einen anderen und lasst
mich mit diesem Säufer zufrieden. Verwendet Giovanni Baglione, il Tempesta,
Caraccio, Gentileschi, sonst wen. Aber Finger weg von Caravaggio. Ich muss mich
auf die Wirkung verlassen können. Habt Ihr verstanden, Scipione?“
    Mit niedergeschlagenen Augen nickte
Scipione. Einen Teufel würde er tun und Caravaggio fallen lassen. Was wusste
sein Oheim schon von Kunst? Die anderen Maler, die er aufgezählt hatte,
arbeiteten vortrefflich, natürlich, aber keiner hatte Genie, keiner wagte
wirklich etwas. Sie alle malten im braven Sinne der Gegenreformation ihr
religiöses Programm, seelenlos und kalt. Nur Caravaggio überschritt Grenzen und
schuf wirklich Neues. Man ließ einen solchen Mann nicht fallen, nur weil er in
einem ersten Versuch versagt hatte, von dem er nichts wusste. Aber sein Oheim
hatte recht. Er musste den Kerl zu mehr Arbeit anhalten.
    „Das Geld, das Ihr investiert habt,
Oheim, wird nicht verloren sein. Für diesmal haben die Spanier Terrain
zurückgewonnen.“
    „Oh, Ihr Schafsköpfe! Beim nächsten
Mal kann es sein, dass ich zu alt bin, um noch viel für die Familie tun zu
können. Vielleicht lebe ich nicht einmal mehr.“
    „Ruht Euch aus, Oheim. Das
Pontifikalamt mit der Erhebung ist erst für morgen angesetzt.“
    Camillo Borghese nickte, für
Scipione überraschend.
    „Der Kampf verbraucht alle meine
Kräfte. Ihr habt recht. Ich werde mich zurückziehen. Überlegt in der
Zwischenzeit, was zu tun ist.“
    Scipione küsste den Ring seines
Oheims und dieser rauschte an ihm vorüber. Kaum hatte sich die Tür hinter ihm
geschlossen, als Scipione Borghese mit dem Finger schnippte. Er setzte sich auf
den Lehnsessel, der hinter dem ausladenden Schreibtisch seines Oheims stand.
Eine hinter Stofftapeten verborgene Tür öffnete sich und herein schlüpfte eine
dunkel gekleidete Gestalt.
    „Ihr habt mitgehört, Pater
Leonardus?“
    „Man konnte schlecht weghören.“
    „Warum arbeitet Caravaggio so
langsam?“
    „Es geht ihm zu gut, Exzellenz, er
versäuft Tag und Nacht den Lohn. Nur jede dritte Nacht kann er ungestört
durcharbeiten.“
    „Ich will, dass ihn etwas
vorantreibt, dass er sich hinter seine Bilder setzt und malen muss, ob er will
oder nicht.“
    „Wie soll das gelingen? Er ist
einer der Unabhängigsten in Rom. Von niemandem lässt er sich kaufen. Wenn er
kein Geld hat, lässt er sich einladen. Zu malen beginnt er nur, wenn er nicht
allzu betrunken ist – und wenn er betrunken ist, malt er umso mehr.“
    „Es muss einen Weg geben.“
    Scipione Borghese sah, dass sich
Pater Leonardus wand, dass in ihm etwas gärte, was heraus gekitzelt werden musste.
    „Tretet näher, mein Freund. Ihr
wollt eine Pfründe, nicht wahr? Ich kann sie Euch verschaffen, sofort, wenn
Caravaggio das tut, was man ihm aufträgt. Ob er es freiwillig unternimmt oder
nicht, ist mir dabei egal. Er muss qualitätsvolle neue Bilder abliefern.“
    Scipione Borghese sah, dass sich
Pater Leonardus’ Lippen leicht verzogen.
    „Bis dahin soll es Euer Schaden
nicht sein. Hier!“ Er zog aus dem Mantel einen Beutel. „Eine kleine Dotation
für Euer Wohlbefinden.“
    „Herr, ich glaube zu wissen, was
Euch ein

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