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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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Jahren
so kläglich gescheitert war. Und das fand päpstliche Zustimmung. Obwohl sie
sich nicht viel für Politik interessierte, hörte sie aufmerksam zu.
    Als sie zum dritten Mal die Straße
entlang schlenderte, versuchte sie sich endlich auf ihre Absicht zu
konzentrieren, konnte sich aber nur schwer entscheiden, bis sie in einer Ecke,
beinahe ganz in eine Lücke zwischen zwei Häuserzeilen geduckt, eine Frau
bemerkte, die sie kannte. Kurz entschlossen sprach sie das Mädchen an.
    „Seid Ihr frei?“
    Zuerst hielt das Mädchen den Blick
gesenkt, als wolle es nicht mit ihr reden. Zögernd hob sie den Kopf.
    „Meint Ihr mich?“
    Nerina war sich sicher. Der Fremde
hatte zwei Frauen im Arm gehalten, bevor er zum Tiberufer hinuntergestiegen
war, und sie hatte das Mädchen zusammen mit Lena gesehen. Hübsch war sie, wenn
man sich die Schmutzkrusten im Gesicht und an den Armen wegdachte und sich ihr
Haar gekämmt vorstellte.
    „Ihr seid hübsch.“
    Wie Husten klang das heisere Lachen
des Mädchens. Es rutschte noch etwas weiter zur Hauswand zurück.
    „Ihr lügt.“
    „Keineswegs. Und?“
    Als die Frau sich erhob, sah Nerina
erst, warum sie am Boden gelegen hatte. Ihr eines Bein war rot und von einer
blutverkrusteten Wunde entstellt, die allerdings zu heilen begann. Notdürftig
hatte es einige Lumpen darum gewickelt, die aber nicht recht zu halten
schienen.
    „Immer noch interessiert?“, meinte
sie, als sie Nerinas Blick folgte.
    „Was ist Euch widerfahren?“
    Nerina versuchte, eine natürliche
Neugier vorzuschützen, aber ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Sie hatte
ins Schwarze getroffen.
    „Eine lange Geschichte.“
    „Erzählt sie mir. Wohin können wir
gehen?“
    Neugierig sah das Mädchen sie an,
etwas wie Furcht huschte über ihre Gesichtszüge. Mit dem Kopf deutete sie auf
das Haus gegenüber. Nerina half dem Mädchen ganz aufzustehen. Es stützte sich
auf ihren Arm und humpelte vor ihr her in das Haus hinein.
    Eigentlich war das Gebäude nur ein
viereckiger, einstöckiger Raum, der durch halbhoch gespannte Stricke in
einzelne Parzellen unterteilt wurde. Über den Stricken hingen Decken, die
jeweils einen eigenen Raum abgrenzten. Über einigen der so entstandenen Zimmer
hingen farbige Stoffschals. Was dahinter vor sich ging, konnte man nicht überhören.
Stöhnen und spitze Schreie füllten den Raum ebenso wie der Geruch nach beiden
Geschlechtern. Das Mädchen ging den Flur entlang bis zum hintersten Teil des
Raumes und schob eine Decke beiseite. Dahinter kam ein Bett zum Vorschein,
eigentlich ein Lumpenberg, der in einer Ecke zusammengeschoben worden war.
Neben einem Stuhl und einem Kleiderständer enthielt der Raum nichts. Das
Mädchen schlüpfte hinein, zog Nerina hinter sich her und ließ die Decke
zurückfallen. Während Nerina unschlüssig dastand und nicht wusste, was sie als
nächstes tun, was fragen sollte, band das Mädchen die beiden Schleifen an der
Schulter auf und ließ ihr Kleid herabfallen. Darunter war sie nackt. Rasch warf
es einen farbigen Stoffschal über die Deckenwand, sodass von außen sichtbar
belegt war.
    „Habt Ihr auch einen Namen?“, fragte
Nerina, die eine noch nie gekannte Verlegenheit fühlte.
    „Cecilia“, antwortete das Mädchen
und drehte sich zu ihr um.
    Mager wirkte sie und ausgezehrt,
aber gesund bis auf ihr Bein. Sie ging auf Nerina zu und begann die Schleifen
an deren Wams zu öffnen.
    „Lasst das, bitte!“, meinte Nerina.
Ihre Stimme wirkte trocken und rau. „Ich möchte nur mit Euch reden.“
    Sofort ließ Cecilia von ihr ab und
besah sich Nerina genau. Wieder flackerte in ihrem Blick eine unbestimmte
Furcht auf.
    Nerina setzte sich auf den
Lumpenberg und klopfte neben sich. Vorsichtig ließ sich Cecilia nieder. Nerina
räusperte sich. Sie kramte in ihrem Wams und zog eine Münze heraus. Die letzte
aus dem Marientod-Beutel. Ein Vielfaches dessen war es, was die Mädchen sonst
verdienten, aber sie wollte Auskünfte, ohne dass das Mädchen sofort davonlief.
    „Die Münze gehört Euch, wenn Ihr
meine Fragen wahrheitsgemäß beantwortet.“
    Bedächtig nickte Cecilia und ließ
sich neben Nerina auf dem Lumpenberg nieder.
    „Habt Ihr viele Kunden?“
    „Nein, seitdem nicht mehr!“ Sie
deutete auf ihre schwärende Wunde am Fuß.
    „Woher habt Ihr sie?“
    Mit einem misstrauischen Blick
musterte das Mädchen Nerina. Offenbar fiel es ihr schwer, die Wahrheit zu
sagen.
    „Hat es mit dem Mann tun, der Euch
vor einigen Monaten zu Boden geworfen hat und

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