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Das Vermaechtnis des Caravaggio

Das Vermaechtnis des Caravaggio

Titel: Das Vermaechtnis des Caravaggio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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nicht sattsehen an den
tiefbraunen Augen, die kaum eine Iris mehr kannten. Das Gesicht war bedeckt mit
einem leichten Flaum schwarzer Haare, die ihre braune Haut noch dunkler
erscheinen und das Rot der Lippen leuchten ließ. Keck erwiderte sie seinen
Blick.
    „Dass Micheles Bild vernichtet
werden sollte, um die Restzahlung zu sparen. Aber die Enthüllung heute ging
weit darüber hinaus.“
    „Er wird es umarbeiten müssen. Ein
Schicksal, das ihm auch bei anderen Gemälden nicht erspart geblieben ist.“
    Nerina sah zu Boden, dann hob sie
rasch den Kopf.
    „Nein. Diesmal ist es anders.
Diesmal wird Michele systematisch zerstört. Habt Ihr gehört, was sie ihm
vorwerfen? Er sei der Schänder seiner Schwester. Ich weiß, er ist kein
Heiliger, aber er ist einmalig – und er hat sicher niemanden geschändet. Habt
Ihr Euch einmal überlegt, warum die Dinge so geschehen, wie sie geschehen?“
    Rasch erzählte sie ihm vom Besuch
des Mönchs im Atelier, und Enrico fügte seine Beobachtung in der Kirche hinzu.
    „Enrico, etwas geht vor, und ich
weiß nicht, was.“
    „Ihr habt recht“, bestätigte
Enrico.
    „Ich muss es herausfinden. Wollt
Ihr mir helfen?“
    Enrico zögerte, dann sah er sie an,
und beinahe wäre er in ihre dunklen Augenseen gestolpert.
    „Liebt Ihr ihn, Euren Caravaggio?“
17.
    „Wer war dieser Signor Domenico
letztens in der Osteria, Michele, mit dem du gesprochen hast?“
    Über den Spiegel sah sie, dass
Michele kurz wegsah und sich dann mit der Hand durchs Haar fuhr. Die Frage hatte
ihn offenbar getroffen. Dabei hatte er im Rausch lautstark mit einem Signor
Domenico gesprochen, obwohl sie zuerst niemanden in der Schankstube bemerkt
hatte.
    „Ich habe niemanden gesehen.“
    „Er saß nahe der Tür, etwas
versteckt, und du hast mit ihm geredet, als würdest du ihn kennen.“
    Michele stand auf und lief durchs
Atelier.
    „Lass mich in Ruhe. Ist Wein da?“
    „Kein Auftrag, kein Wein!“ Nerina
zog spöttisch die Augenbrauen hoch. „Das Angebot Fabio Masettis hast du
abgelehnt. Der Beauftragte des Herzogs von Modena hätte Geld vorgeschossen.
Schließlich lebt Cesare d’Este nicht wie wir in Sack und Asche.“
    Nervös schlug Michele auf den
Maltisch und setzte sich wieder.
    „Soll ich mich von diesen adligen
Laffen und Nachttopfhaltern drängen lassen?“
    Mit Händen konnte sie seine Unruhe
greifen. Ablenken wollte er, weil er diesen Signor Domenico kannte. Michele
verschwieg ihr etwas.
    „Ich hätte früher damit beginnen
sollen!“ Nerina kämmte sich die Haare nach hinten, rollte sie zu einem Zopf auf
und ließ dann den ganzen Strang ihrer schwarzen Locken unter ihrem Kavaliershut
verschwinden. „Wir haben kein Geld mehr. Die letzte Rate für den ‘Tod Mariäs’
wurde nicht ausbezahlt. Und du musst den ‘Tod Mariä’ umarbeiten. Es kostet dich
Wochen.“
    Den Kopf auf die Hände gestützt,
beobachtete Michele sie.
    „Was soll das alles, Nerina?“
    „Hast du es denn noch nicht
begriffen? Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet du in diese Mühle des
ständigen Neuanfangens gerätst. Haben dir die Priester der Peterskirche nicht
die „Madonna dei Palafrenieri“, die Madonna der päpstlichen Stallmeister
abgelehnt, obwohl es ein engagiertes Bild der neuen Kirche ist, nur weil die
spanische Fraktion im Vatikan keinen nackten Jesusknaben wollte? Und die
„Bekehrung des Saulus“ sowie die „Kreuzigung Petri“, die beiden Bilder für die
Cappella Cerasi in der Kirche Santa Maria del Popolo? Hat der Schatzmeister des
Papstes sie nicht verworfen, und nur, weil deine zweiten Fassungen eine derart
ungewöhnliche und beeindruckende Dramatik zeigten, wurden sie genommen? Annibale
Carraccis Mariä Himmelfahrt, das einzige Altarbild der Kapelle, das nicht von
deiner Hand stammt, ist nie angezweifelt worden, obwohl es deinen Bildern nicht
das Wasser reichen kann. Alle deine öffentlichen Aufträge sind Fehlschläge.
Wundert dich das alles nicht, Michele?“
    Mit einer koketten Drehung
überprüfte sie im Spiegel den Sitz der Brustbinden, die ihre weiblichen Formen
zwingen sollten. Dann zog sie das Wams mit den Schulterpolstern über. Nerina
nickte ihrem Spiegelbild zu, schließlich stand vor ihr jetzt ein durchaus
ansprechender junger Mann mit gut ausgebildetem Oberkörper. Sie steckte noch
zwei weitere Polster links und rechts unter die Schultern, dann drehte sie sich
zu Michele um, der bislang geschwiegen hatte.
    „Nun? Keine Meinung, Michele?“
    „Zu dir oder zur Ablehnung

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