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Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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grünen Damastjacke zur Schau trug, »… so hätte niemand Respekt vor mir! Meine Espada Ropera ist die einzige Freundin, die ich hier in Rom habe. Und sie ist auch Eure, obwohl Ihr das nicht anerkennen wollt. Solange Ihr meinen unfähigen Bruder Juan im Amt des Hauptmanns belasst, riskiert Ihr sehr viel. Unter seinem Schutz kann sich Euch jeder nähern, Euch den Hals durchschneiden und Euch dann in den Tiber werfen.«
    »Juan ist Pedro Luis’ Erbe, und als Herzog von Gandia steht ihm dieses Amt zu«, protestierte der Papst. »Außerdem … lieben ihn die Wachen.«
    »Na und? Das heißt, sie werden viele Tränen vergießen, wenn sie seinen Kadaver finden.«
    Dieser letzte Satz ließ Lucrezia aufhorchen, der es bislang egal gewesen zu sein schien, dass sie überhaupt nicht mehr beachtet wurde. »Was willst du damit sagen?«, schrie sie.
    Cesare streckte seine behandschuhte Hand aus und versuchte, ihr Gesicht zu berühren – aber Lucrezia zuckte mit einer heftigen Bewegung zurück. Er zog eine Grimasse und begann, sich über den Bart zu streichen.
    »Wer sich selbst nicht verteidigen kann, kann auch niemanden beschützen. Ganz besonders, wenn er der Vater der Fürsten und Könige ist. Der Rector ecclesiae der Welt. Kurz und gut …« Cesare lächelte. »… ein solcher Mann ist eine Gefahr für sich und andere.«
    »Sollte ich erfahren, dass du Juan etwas angetan hast, verfolge ich dich bis in die Hölle«, platzte Lucrezia heraus.
    »Oh, schau an, schau an … Wissen wir jetzt vielleicht, von wem der Bastard ist, den du in deinem Schoß trägst?«
    Lucrezia zog aus ihrem linken Ärmel einen Dolch hervor und richtete ihn gegen den Bruder.
    »Merke dir eines: Drohe nie, wenn du deine Drohung nicht wahrmachen kannst«, flüsterte er ihr zu. »Ich habe schon mehr als eine Hure zur Hölle fahren lassen. Also zwinge mich nicht, das auch mit dir zu tun. Trauerflore stehen mir nicht.«
    »Vater, steht mir zur Seite!«, flehte Lucrezia den Papst an. »Ihr wisst, warum er so spricht: Er ist eifersüchtig und verdorben wie eine faulende Feige in der Sonne. Und Ihr wisst, dass ich die Wahrheit spreche, Vater – seit seinen Kindheitstagen plagt ihn die Eifersucht.«
    »Schluss jetzt, bei Gott!« Alexander VI. stützte sich auf den Armlehnen seines Thrones ab und erhob sich schwerfällig. »Ihr habt euch nicht verändert, seit euch eure Mutter noch durch die Gänge der Rocca Subiaco scheuchte. Also, Lucrezia, kann ich nun erfahren, wer der Vater ist?«
    »Nein, ich werde Euch nichts sagen. Ihr verdient es beide nicht, es zu erfahren.«
    »Vielleicht weiß sie es selbst nicht …«, bemerkte Cesare bösartig.
    Lucrezia biss sich auf die Lippen.
    »Cesare ist nur eifersüchtig, weil er mit Sicherheit nicht der Vater sein kein, und darum verdächtigt er jeden, sogar Pedro Calderón …«
    »Pedro? Meinen Sekretär?«
    »Wie scharfsinnig, Heiliger Vater!«, höhnte Lucrezia und hielt sich den Bauch. »Sicher, warum nicht? Er hat sich in letzter Zeit mehr um mich gekümmert, als Ihr beide zusammen. Er war auch derjenige, der meinen Gatten überzeugte zu unterschreiben, und nicht etwa Euer untertänigster Kardinal Ascanio Sforza. Wie ihm das gelungen ist, wollt Ihr wissen? Nun, Pedro erzählte ihm die Wahrheit: dass ich bald Witwe würde, wenn er sich weigerte. Und dass weder Verwandte noch Festungsmauern ihn würden schützen können.«
    »Schwester, das kannst du aufs Kreuz schwören. So oder so werden wir uns von ihm befreien.«
    »Du gehst ins San-Sisto-Kloster.« Mit einer Geste bedeutete Alexander, dass das Gespräch zu Ende war. »Dort werden sie dich erziehen, und dort wirst du auch gebären.«
    »Es wäre besser, sie nach Nepi zu den Dominikanerinnen zu schicken. Sie ist vor den Toren Roms sicherer.«
    »Denk nicht einmal daran – nach Nepi will ich nicht gehen, eher werde ich …«
    Bevor Lucrezia den Satz jedoch beenden konnte, hob Alexander den Arm, um sie zu schlagen, aber Cesare trat dazwischen und packte seinen Vater am Handgelenk. Lange starrten sich Vater und Sohn in die Augen, dann lockerte Cesare den Griff. Alexander unterbrach die Stille.
    »Mein Kind, geh nun und beichte deiner Amme. Adriana Mila ist von edler Herkunft und ein Weib. Sie verfügt daher über die richtigen Eigenschaften, um dir zu raten. Dann werde ich mit ihr sprechen.«
    Als Lucrezia sich erhob, gewährte sie den beiden Männern einen Einblick unter ihre Röcke: Sie trug blutrote Strümpfe und Damastschuhe in demselben Azurblau wie ihr

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