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Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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Überkleid. Sie warf ihnen einen letzten verstohlenen Blick zu und verließ dann hocherhobenen Hauptes das Schlafgemach.
    Das Gold des Weinkelches glänzte in Cesares’ Hand. »Es gibt keinen besseren Wein in Italien als unseren Jerez – von unserem Regen benetzt und von unserer Sonne erwärmt.« Mit seinem Handschuh wischte er sich den Bart ab und füllte sich erneut den Kelch. »Ich wüsste nur zu gerne, von wem der Bastard ist.«
    »Nimm dich in Acht, mein Sohn, und wähle deine Worte wohl. Es könnte dein Verwandter sein. Gleichwohl bezweifle ich, dass es Pedro war«, sagte Alexander.
    »Lucrezia gehört mir!«
    »Sie war immer Unser und wird es immer bleiben. Nun aber setz dich, Cesare, und höre dir die Sorgen deines Vaters an, die auch deine sein sollten. Mir wurde zugetragen, dass Giovanni de’ Medici aus den deutschen Gefilden zurückgekehrt ist und sich bereits in Florenz aufhalten soll.«
    »Bruder Girolamo wird sich um ihn kümmern … wir informieren ihn umgehend.«
    »Giovanni ist heimtückisch wie eine Natter, die den Dachs fürchtet – aber zubeißt, sobald seine Aufmerksamkeit nachlässt. Unser Mönch aber ist wie eine Kröte, die im Tümpel quakt.«
    »Dann lassen wir doch die Natter die Kröte beißen.«
    »Cesare, scherze nicht. Die Donnerschläge Savonarolas erschüttern auch die einfachsten Naturen und haben sogar unsere Feinde aufhorchen lassen. Spanien, Frankreich und Deutschland sind bereit, nach unserer Kehle zu schnappen. Und Neapel, Venedig, Mailand, Mantua, Ferrara, Modena und sogar die Vikariate Masse de Malaspina und die Appiano aus Piombino liegen auf der Lauer.« Alexander knirschte mit den Zähnen. »Hunde und Schakale allesamt. Sie zerfleischen sich gegenseitig, wenn es aber darum geht, das Pontifikat und seine Besitztümer unter sich aufzuteilen, raufen sie sich sofort zusammen: Im Moment ist unser Problem, dass wir weder die Gejagten noch die Hunde noch die Jäger sind, sondern unter denen, die in der Luft hängen. Denk daran, dass die Franzosen zwischen unseren Hinterbacken hindurch sind, ohne dass wir einen Finger erheben durften. Wir müssen entscheiden, wer wir sein wollen, und rasch handeln.«
    »Mit Euren Jagdszenen habt Ihr mich ganz wirr im Kopf gemacht. Vater, sagt mir, was Ihr vorhabt.«
    »Cesare, Cesare … du weißt genau, was ich meine. Solange diese Krone …«, der Papst deutete auf die Tiara auf einem roten Kissen, »solange diese Krone ihrem König keine eigene Abstammungslinie zugesteht, haben wir keine Sicherheit. Genau das aber macht uns schwach, uns und die Kirche – und das müssen wir ändern. Das Reich Gottes wird den Borgias gehören. Auch aus diesem Grund bist du ein Kardinal: Du musst ein Wolf unter Wölfen sein, wenigstens so lange, wie uns das Vorteile verschafft!«
    Cesares Augen leuchteten: Das war einer dieser Momente, in denen er sich wahrlich als Frucht der Lenden seines Vaters fühlte. Obgleich Juan mehr Macht zu haben schien, würde ihm der Erstgeborene nicht entkommen. Ihr Bruder Pedro Luis war keine Gefahr mehr – Gott hatte ihn bereits zu sich gerufen. Sein Vater hatte recht: Ironischerweise dauerte das ewige Reich Gottes nur bis zum Tode des Heiligen Vaters an. Hätte Jesus Christus Söhne gehabt, hätte er dann einen von ihnen statt Petrus auf den Heiligen Thron gesetzt? Die Gelegenheit war einmalig – während sein Vater den politischen Weg nutzen würde, würde er den des Feuers und des Schwertes gehen. Er trug seinen Namen Cesare nicht zufällig – nein, er würde ihm Ehre machen. Er war ein geborener König, in Wort und Tat. Und auch er würde, ohne zu zögern, den Rubikon überschreiten, wenn es notwendig wäre. Und trug sein Bruder Juan nicht den Namen des Täufers? Dessen Schicksal war es gewesen, auf die Seite zu treten und die Ankunft eines Wichtigeren zu verkünden. Das würde auch sein Schicksal werden.
    Cesare war so in seine Tagträume versunken, dass er die letzten Sätze seines Vaters gar nicht mitbekommen hatte.
    »… wir werden dieses Reich gründen, der richtige Moment ist gekommen. Ich habe fünf Päpsten gedient, bevor ich hier angekommen bin – mit dem klaren Ziel: die Tiara in eine Krone zu verwandeln. Bring mir diese Karte dort.«
    Wortlos tat Cesare wie ihm geheißen und breitete die Karte auf einem Tisch am Fenster aus. Er beschwerte sie mit vier eisernen Kerzenleuchtern – wie eine an ihren Händen und Füßen in Ketten gelegte junge Frau, die Italia hieß, dachte er beinahe fröhlich.
    »Im Süden

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