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Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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müssen wir uns mit Neapel und Kalabrien verbünden und die Grenzen Richtung Norden, zur Toskana, festzurren. Mailand ist mittlerweile zu fest in französischer Hand – wenn die Zeit reif ist, werden wir uns auch darum kümmern. Die Tatsache, dass dein Bruder Jofré bereits der Schwager des Königs von Neapel ist, wird den Weg für die Hochzeit zwischen Lucrezia und Alfonso, dem Bruder des Königs, ebnen. Schau: Wir sichern uns erst den reichen, fruchtbaren Süden, und von Rom aus treten wir dann unseren Siegeszug gen Norden an. Genauso haben es Isabella und Fernando gemacht. Die Männer des Südens sind stark, aber ohne Biss, sie warten auf jemanden, der sie mit starker Hand führt.«
    »Und die Frauen aus dem Süden?« Cesare verzog die Mundwinkel zu einem süffisanten Lächeln.
    »Solltest du auf Jofrés Weib anspielen – lass die Finger von ihr, ich will keinen Ärger.«
    »Ich habe nichts anderes getan, als den Spuren meines Vaters zu folgen, oder wollt Ihr vielleicht nur keine Rivalen bei Eurer Eroberung?«
    »Sancha ist mannstoll. Es gibt keine Wache, die sich nicht damit brüstet, sie bestiegen zu haben. Das Weib ist keinen Heller wert. Die Frauen Neapels hingegen sind wie reife Pflaumen – bereit, Krieger oder Seemänner hervorzubringen. Und nun, geh – dein Bruder Juan ist auf dem Rückweg aus Ostia, das endlich wieder in unseren Besitz zurückgekehrt ist.«
    Cesares Lächeln verwandelte sich in ein gemeines Grinsen.
    »Alle wissen, dass es nicht sein Verdienst war – das Heer weiß es und Ihr auch. Ohne Gonsalvo hätte er auch diese Schlacht verloren. Oder habt Ihr schon die Botschaft der Orsini vergessen? Den Esel mit dem Schild am Arsch, den sie Euch letzten Monat schickten? Adressiert an den Herzog von Gandia! Das ist mein Bruder …«
    »Die Orsini werden dafür bezahlen.«
    »Und ich? Wann werde ich bezahlt, Vater? Und von wem? Die Legate der Orsini werden nur wenige Dukaten für mich abwerfen.«
    »20.000 pro Jahr sind nicht wenig …«
    »Das verdient Ihr mit zwei Kardinalstiteln.«
    »Wir sind der Papst!«
    »Und ich bin Euer ältester Sohn!«
    »Und Kardinal.«
    »Weil Ihr es so wolltet! Es sei denn – auch ich würde eines Tages Papst werden …«
    Alexander VI. lächelte und bot ihm den Ring zum Kuss dar – die Hand hatte er jedoch zur Faust geballt.
    »Das brauchst du nicht. Du wirst König sein, Cesare. Lass mich machen und vertraue auf deinen Vater.«
    »So sei es, aber versucht nicht, mich zu täuschen, Vater. Ich bin nicht Juan und auch nicht Jofré – und ich bin nicht dumm.«
    Als Cesare gegangen war, wurde aus dem Vater Alexander wieder Rodrigo. Eine Regung in den Lenden erinnerte ihn an Giulia Farnese. Keine Kurtisane und kein Stelldichein mit Lucrezia hatten die Erinnerung an das eine Weib ausgelöscht, das ihm die Tore zum Paradies geöffnet hatte. Ihre schwarzen Augen hatten sich in seine Erinnerungen eingebrannt – ihre schwarzen Augen und wie sie sich weiteten, wenn er in sie eindrang. Er nahm ein Blatt und schrieb ihr einen Brief.
    Den letzten Brief an Euch sandten Wir vor drei Jahren, um Euch die Exkommunizierung und die Ewige Verdammnis anzudrohen, falls Ihr Euch mit Eurem Gatten Orsini wiedervereinen solltet. Ihr bereutet zur rechten Zeit, und Unsere Freude ward umso größer, als Wir Euch erneut in Unsere väterlichen Arme schließen konnten. Die 3.000 Dukaten, die Wir als Auslöse bezahlten, gaben Wir gerne – sie waren Uns so süß wie eine Spende an die Heilige Mutter Gottes. Eure Grazie und Eure Tugenden erfreuen Uns noch immer von Herzen, und Wir wären erfreut, wenn Ihr Carbognano, und sei es nur für wenige Tage, zu verlassen gedächtet, um Unser unvergängliches Wohlwollen zu empfangen.
    Papst Alexander VI.
    Er las seinen Brief mehrmals durch und verschloss ihn dann in einer Schublade. Nachdem er seine Tür verriegelt hatte, öffnete Alexander einen versteckten Durchgang, der in einen Geheimgang zur Engelsburg mündete. Dort stand allzeit eine Kutsche für ihn bereit. Rasch wechselte er die Kleider und verwandelte sich in einen der zahlreichen spanischen Hidalgos : ein enges Lederwams, braune Wollhosen und Jagdstiefel, wie sie ein wohlhabender Kaufmann trug. Die Tonsur versteckte er unter einer Samtkappe, die teilweise auch sein Gesicht verdeckte.
    Von zwei Reitern gefolgt, ließ Alexander sich von einer Sänfte tragen, deren Vorhänge er halb geschlossen hielt. Es war zwar bereits tiefe Nacht, doch der vorzeitige Frühling hatte eine ganze Armee von

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