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Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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schluckte den Schmerz herunter. Mit hängenden Schultern zog er sich seine Kapuze über, ballte die Fäuste und drehte sich zu Leonora um.
    »Ich werde Ferruccio suchen, und sollte er am Leben sein, dann werde ich ihn dir wiederbringen.«
    In Rom
    Leise betrat Osman das Zimmer, in dem Gua Li und Ferruccio ruhten. Der Kopf der jungen Frau lag auf Ferruccios Schulter, und sie hatte ihren Arm auf seine Brust gelegt. Er kannte die Wirkung des Mohns: In Schlachten verabreichten ihn die Chirurgen den Verwundeten vor einer Amputation. Er kannte den süßen Schwindel, der die Seele beruhigt und den Körper darauf einstimmt, verbotene Freuden zu genießen. Und er wusste um die aphrodisierende Wirkung des Mohns: Auch nachdem die Leidenschaft verbraucht ist, bleibt die Rute steif.
    Er hatte den Gedanken verscheucht, sich zwischen die beiden zu legen, und wollte gerade die Tür schließen, als er Ferruccio stöhnen hörte. Er wandte sich um und beobachtete, wie Ferruccio sich Gua Li zuwandte. Auch sie bewegte sich und streckte ein Bein zwischen die muskulösen Schenkel des Mannes. Ihre Lippen fanden sich, und beide atmeten den Odem des anderen ein. Sofort wurde ihr Atmen heftiger und schneller, und sie pressten ihre Münder leidenschaftlich aneinander. Versteinert sah Osman zu, wie ihre beiden Körper sich suchten und wieder voneinander entfernten, um sich dann mit wachsender Leidenschaft erneut aneinanderzupressen.
    Als Gua Li ihren Sari hochzog und ihre weißen Schenkel entblößte, um auf Ferruccio zu steigen, schloss Osman die Augen und lauschte ihren lauter werdenden Seufzern. So lange, bis er den leisen Schrei Gua Lis und Ferruccios heisere Antwort vernahm. Dann ging er leise aus dem Raum und schloss die Tür hinter sich.
    Wie ein neugieriges Wiesel trieb sich Ada Ta zwischen den Säulen und Nischen der Basilika herum. Jedem, der sich ihm näherte, ob Wachen oder Bettler, wiederholte er ein hypnotisches Mantra. So glaubten die Angesprochenen an ein Missverständnis – hatten sie doch kein Wort verstanden – und blieben überaus verwirrt zurück.
    Mit kleinen Schritten huschte der alte Mönch vollkommen lautlos über den Marmorboden.
    In der Kirche war Gemurmel zu vernehmen wie das Zirpen Tausender Zikaden. Ab und an erhoben sich unvermittelt Gesänge und Wehklagen. Ada Ta fühlte sich wie ein Käfer, der ein Bienennest inspiziert. Auf seinem Weg entlang des linken Seitenschiffes zur Apsis blieb er stehen, um einen alten Mann und einen kräftigen Jüngling zu beobachten, die mühselig mit Hammer und Meißel ein monumentales Grabmal bearbeiteten. Für ihn war es bizarr, dass die Toten über und nicht unter der Erde bestattet wurden. Immerhin konnte er aber lesen, dass der Körper, der hier beigesetzt war, dem Papst gehörte, der den Überbringer des Lichts, den edlen Mirandola, verurteilt hatte. Ein breites Lächeln erschien auf Ada Tas Lippen. Wie durch ein Wunder hatte er etwas gefunden, wonach er nicht einmal zu suchen gewagt hatte. Der dritte Teil seines Plans ließ sich nun denkbar einfach ausführen.
    »Wenige Tropfen des Öls, mit dem Ihr Eure Meißel schärft, reichen aus, um den Stein zu bewegen«, wandte Ada Ta sich an die beiden Männer.
    Wortlos schauten sie ihn an; dann gossen sie etwas Öl auf die Grabplatte. Ada Ta modulierte einen Ton, der den Stein vibrieren ließ, sodass die beiden verschwitzten Männer ihn stöhnend so weit verschieben konnten, bis eine kleine Öffnung sichtbar wurde. Flink wie ein Äffchen ließ Ada Ta das Buch in den Sarkophag gleiten und wiederholte leise den Ton, der den beiden Männern half, die Steinplatte wieder an ihren ursprünglichen Platz zu schieben. Der Mönch legte die Hände aneinander, machte eine leichte Verbeugung und verschwand dann in der Menge, die auf die abendliche Vespermesse wartete.
    »Meister Pollaiolo, ich fühle mich ganz wirr im Kopf«, flüsterte der Geselle.
    Weißes Pulver stob in die Luft, als er sich am Kopf kratzte.
    »Ich auch«, antwortete ihm sein Meister und fragte sich, warum er einen Meißel in der Hand hielt. »Vielleicht ist es ein Sonnenstich.«
    »Ein Sonnenstich? Hier, in der Basilika? Und auch noch alle beide? Wie kann das möglich sein, Meister?«
    »Kümmere dich lieber darum, dass wir hier fertig werden«, antwortete dieser barsch. »Seit sieben Jahren arbeite ich an Innozenz’ Grab, und ich kann es nicht mehr sehen.« Unvermittelt wurde sein Ton jedoch friedlicher, als er sein Werk betrachtete. »Aber sieh nur, wie schön es geworden

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