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Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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Pontifex zwang ihn, sitzen zu bleiben.
    »Ach, mein Sohn … lieber Sohn … ist es möglich, dass die Wut dir das Hirn vernebelt? Dies ist ein Familientreffen, und die Familie sind wir, wir alle – egal, was du denkst. Wir waren in Gefahr. Der Medici hätte sich mit den Colonna, Savelli, Orsini und sogar mit den Della Rovere verbünden können. Er ist jedoch zu mir gekommen und hat mir eine verbotene Frucht angeboten. Ich tat so, als würde ich seiner Erpressung nachgeben. Hast du es immer noch nicht verstanden, Cesare? Unser Plan ist nicht gestorben, er ist nur verschoben worden. Wir müssen an dieses vermaledeite Buch unseres Gottes gelangen, denn es ist ein Stolperstein, der uns zu Fall bringen könnte.«
    Alexander stellte sich wieder vor seine Kinder. Mit gestreckten Armen stützte er sich mit den Fäusten auf den Tisch und musterte einen nach dem anderen.
    »Ich werde König sein, der neue König von Rom und Florenz, von Urbino, von Parma und Modena und auch Neapel. Dann wirst du mir folgen, Cesare – allerdings nur, wenn du deine Instinkte im Zaum zu halten weißt –, und nach dir wird der andere Sohn gekrönt werden, der, den Lucrezia im Leibe trägt. Und sie wird Königinmutter sein!«
    »Und ich, Vater?«
    »Du wirst immer Prinz sein, Jofré, und alle Vorzüge deines Ranges genießen, ohne dich um das Regieren kümmern zu müssen. Und du wirst Vizekönig von Neapel, wo du mit dieser Hündin, die dein Weib ist, leben wirst und alle Prinzessinnen haben kannst, die du willst.«
    Gesittet legte Jofré seine Hände in den Schoß. Vielleicht war er wirklich nicht sein Sohn, dachte Alexander, denn als Frucht seiner Lenden würde er ihm dafür die Kehle durchschneiden.
    »Etwas verstehe ich nicht«, warf Cesare ein und biss sich auf die Lippen. »Sollten wir in den Besitz des Tagebuches von Christus gelangen – wenn es denn wirklich existiert –, dann hätten wir von den Medici nichts mehr zu befürchten.«
    Vor wenigen Augenblicken war seine Welt zusammengestürzt, und hätte er ein Schwert und Micheletto an seiner Seite gehabt, dann hätte er Vater, Schwester und Bruder getötet, alle auf einmal. Er verfluchte seine Unbeherrschtheit, die ihn in Abhängigkeit von seinem Vater hielt, dessen Schläue er liebte und zugleich hasste.
    »Das ist richtig, Cesare, bravo. Ich sehe, du beginnst zu verstehen. In der Tat darf er es nicht erfahren. Wenigstens solange er uns noch nützlich ist. Er wird mir helfen, mich von Savonarola zu befreien, und mir Florenz übergeben. Er geht davon aus, dass er mir auf den Thron des Petrus folgen wird.« Alexander kicherte. »Was er nicht weiß, ist, dass ich dann nicht mehr Pontifex sein werde, wenn ich erst König bin.«
    Alexander VI. schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich werde Gott sein!«
    Ada Ta warf einen letzten Blick auf den Palazzo des Fürsten Colonna, den er nie wiedersehen würde. Die Übungen für die Atmung und die Kontrolle über seine Energien hatten ihn erschöpft, doch es wäre unvorsichtig gewesen, in die Drachenhöhle zu gehen, ohne sich vorher Gedanken darüber gemacht zu haben, wie er wieder herauskommen würde. Seine erste Prüfung würde darin bestehen, den Palazzo durch das Haupttor zu verlassen, ohne dass der Kapitän der Wachen ihn bemerkte.
    Kapitän Britonio vermeinte, ein Gespenst im Hof zu sehen, doch er gab seinen Augen die Schuld, die nicht mehr so scharf sahen wie früher. Dass ihm nun allerdings auch seine Nase Streiche spielte, war neu: Er wunderte sich über den plötzlichen Duft frischer Blumen. Keiner seiner Männer roch so, und die Kurtisanen, die aus irgendeinem Nest herauskamen, beträufelten sich schon gar nicht mit solch einer delikaten Essenz.
    Als Ada Ta die Via della Pilotta hinunterging, beobachtete er im Vorbeigehen ein paar Jünglinge, die fröhlich Ball spielten, erreichte schließlich die Via dell’Amoratto und kam von dort auf die große Piazza mit dem Säulengang aus goldgelbem Marmor. Er stand unter einem Bogen und bewunderte einen imposanten römischen Tempel, als eine Frau mit rot bemalten Lippen zu ihm trat.
    »Vier Denar, und ich zeige dir das Paradies«, raunte sie ihm zu und kehrte ihm kokett den Rücken zu.
    »Das ist ein guter Preis für so viel Verheißung«, antwortete der Mönch.
    Ruckartig drehte sie sich um, doch der Fremde war von einer Sekunde auf die andere verschwunden. Manchmal trieb der Wein üble Scherze mit ihr.
    Der Fischgestank erreichte Ada Ta, noch bevor er den Tiber sah. Auf der Brücke der

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