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Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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gewandt; sogar das Wappen des Priors der schönen Künste mit dem blauemSchild und dem Wort libertas in goldenen Lettern fand sich in dem Stapel. Fragend schaute Ferruccio den Mönch an, und auf dessen Zeichen hin begann er zu lesen. Alle baten den hochwohlgeborenen Bruder Girolamo Savonarola einstimmig und entweder flehend oder fordernd, dem Interdikt Seiner Heiligkeit Folge zu leisten und sich aus Florenz zu entfernen – um ihretwillen. Die Androhung der drakonischen Strafen hatte das Ihrige getan.
    »Will er ganz Florenz exkommunizieren?«, fragte Ferruccio erstaunt.
    »Pharisäer sind sie, allesamt. Pharisäer, die sich nicht um Gott scheren, sondern nur darum, wie sie ihren Reichtum mehren können! Verräter sind sie, wie Judas, der sich für dreißig Silberlinge an den Teufel verkaufte! Sie fürchten das Interdikt des Papstes, weil er damit ihren Besitz konfiszieren kann.«
    Mittlerweile sprach Savonarola nur noch mit sich selbst und schenkte Ferruccio keine Beachtung mehr. Ferruccio wollte sich erheben, doch der Mönch hielt ihn mit seiner knochigen Hand zurück. Seine Augen, zu zwei Schlitzen verengt, starrten Ferruccio an, bis dieser sich wieder setzte.
    »Du hasst eine bestimmte Person, die dir Leid zugefügt hat, aber du fürchtest sie auch.«
    »Mein ganzes Leben lang werde ich diesen Namen verfluchen, doch mit dem Kriegführen habe ich abgeschlossen. Für mich zählen nur noch meine Frau und mein Kind.«
    »Für dich! Aber ihm wird das Blut nicht reichen, das er gerade geleckt hat. Und du bist nicht stark genug, um ihm Paroli zu bieten.«
    »Wir werden uns von ihm fernhalten.«
    »Nicht, wenn er hierherkommt!«
    Ferruccio sprang auf und suchte mit der Hand den Knauf seines Schwertes, griff aber ins Leere. Im Kloster trug man keine Waffen. Er ballte seine Faust.
    »Möge Gott ihn verfluchen!«
    »Das hat er bereits getan, Ferruccio. Seitdem er gezwungen ist, ein Gewand zu tragen, das ihm auf der Haut brennt. Doch nun höre mir zu: Meine Zeit neigt sich dem Ende zu. Und du und Leonora werdet mir nicht folgen.«
    »Ihr habt Leonora und meinen Sohn gerettet – zum Dank werde auch ich Euch helfen.«
    »Dort, wo ich hingehe, könnt ihr mir nicht helfen. Ich werde für viele Fehler – die gewiss zahlreicher sind als die deinen – büßen müssen. Noch lebe ich aber. Und bevor der Medici triumphierend und von den päpstlichen Posaunen begleitet in Florenz Einzug halten wird, werde ich weit weg sein. Das ist mein Wille.«
    Ferruccio machte eine Grimasse.
    »Wenn es zu irgendetwas gut wäre, würde ich ihn töten. Allerdings ist Italien dann nicht mehr sicher für uns.«
    »Du hast recht, vielleicht wäre das nicht einmal Europa. Aber …« Der Mönch packte Ferruccio an beiden Händen. »Es gibt einen Ort, an dem ihr sicher wärt.«
    Ferruccio meinte, den Wahnsinn in Savonarolas Augen aufblitzen zu sehen – aber der alte Mönch war auch ein Freund. Deshalb wich er nicht zurück.
    »Der Türke, Ferruccio. Auch der Teufel fürchtet sich vor seiner Macht. Ich habe bereits mit Osman gesprochen«, sagte er kurz angebunden, »und ihr werdet in ein paar Tagen mit ihm abreisen.«
    Mit diesen Worten beendete Savonarola das Gespräch, brüsk wie immer. Ferruccio legte die Hände ineinander und suchte den Blick des Mönchs, der mittlerweile wieder über seinen Papieren brütete. Die krummen Finger, die aus den einfachen Fingerlingen herausragten, kratzten über die Blätter, hielten ein und fuhren dann weiter, wie eine Spinne, die nach ihrem Opfer sucht.
    »Vater?«
    »Was ist? Geh zu deinem Weib und zu deinem Sohn. Und sprich diesen Abend mit Osman, er wird dir alle Einzelheiten geben.«
    »Vater?«
    »Was ist denn?« Savonarola legte die Hände auf den Tisch. »Was willst du noch?«
    »Warum tut Ihr das?«
    In Savonarolas Räuspern vermeinte Ferruccio den Anflug eines Lachens zu hören.
    »Aus Liebe? Nein, mein Sohn. Das ist es nicht. Meine Liebe habe ich Gott gewidmet, und der beansprucht sie für sich allein. Er gibt nicht einmal ein Quäntchen für meine Mitbrüder hier auf Erden davon ab. Nein, es gibt einen anderen Grund, und der kommt aus Gott selbst. Als ich Leonora und dich durch die heiligen Sakramente der Ehe für immer und ewig verband, habe ich mir geschworen, dass nichts und niemand diese Ketten auf Erden jemals sprengen sollte – nur der Tod. Ich habe die heilige Pflicht, eure Verbindung zu schützen, vor wem auch immer, schlimmstenfalls sogar vor euch selbst. Schau mich an, Ferruccio! Fürchte dich

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