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Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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sich auf die linke Seite, um das Phlegma zu stärken.

53
    14. April 1498
    Der bärtige Jüngling machte eine Verbeugung und verließ mit einem hochmütigen Grinsen den Saal. Seufzend rollte Giovanni de’ Medici die Augen und blickte zu der holzgetäfelten Decke nach oben.
    »Habt Geduld mit den Künstlern, lieber Freund«, sagte Papst Alexander VI. »Glaubt mir, obwohl er so arrogant ist, ist er doch überaus fähig. Ihr werdet noch mehr von Buonarotti hören. Der französische Botschafter hat sich bei uns verschuldet, um ihn mit seinem Grabmonument zu beauftragen. Allerdings sollte sich der Jüngling sputen, denn der Botschafter ist schon recht alt!«
    »Ich bin der Meinung, dass Meister Donatello unübertroffen ist, seine Judith und Holfernes sind …«
    »Wenn ich mich recht entsinne, dann wurde es deinem verdienstvollen Vater von diesem Mönch gestohlen. Dies und noch weitere Kunstwerke«, unterbrach ihn der Pontifex.
    »Savonarola verlangte nach dem Palazzo – er bekam allerdings nur das Turmzimmer. Von dort oben wird er nur noch die Tauben belästigen können. Nun haben seine Räubereien ein Ende, Heiliger Vater, und das ist Euch zu verdanken.«
    »Und der Furcht der Florentiner. Du hattest recht, sie würden sogar den Satan auf die Kanzel setzen und ihm lauschen, nur um nicht ihr Geld zu verlieren. Doch es ist noch nicht ausgestanden. Wir können erst dann behaupten, ihn auf ewiglich vernichtet zu haben, wenn wir seine Asche in den Arno streuen.«
    »Sorgt Euch nicht, Eure Heiligkeit – im Schwanz sitzt bekanntlich das Gift.«
    »Bald, Giovanni, bald wird es geschehen. Wir dachten an den dreiundzwanzigsten Tag im Monat der Jungfrau. Er ist dem Heiligen Desiderius gewidmet«, lächelte der Pontifex. »Aber nun sag mir: Warum kaufst du dir nicht diesen schönen Palazzo? Denn hat man jemals gehört …«, Alexander zwinkerte ihm zu, »… dass ein Kardinal, der Papst werden soll, einem Bischof Mietzins bezahlt – und dann auch noch in diesem unsäglichen Borgo von Chiusi.«
    »Wie all Eure Ideen, ist auch diese eine sehr gute. Ich werde es also tun. Für Euch würde ich alles machen.«
    Alexander lachte.
    »Nun gut, dann sorgt dafür, dass Lucrezia Uns einen gesunden, kräftigen Jungen schenkt, dass Cesare diese Hure aus Neapel ehelicht, damit dieses Königreich unter die Herrschaft der Kirche fällt, und dass Florenz eine immerwährende Allianz mit Uns eingeht.«
    »Ich werde dafür beten, mein guter Vater, dass sich alles nach Eurem Willen fügen möge.«
    »Und dass du beim nächsten Mal als Weib auf die Welt kommst! Wir würden dich sogar ehelichen.«
    »Ein Papst kann sich nicht verheiraten, Eure Heiligkeit.«
    »Wir werden sehen, Giovanni, Wir werden sehen. Schließlich sind Wir die Vertreter Gottes auf Erden, und die Menschen müssen den Gesetzen folgen, die Wir verkünden. Si volumus, deus vult – wir wollen, so Gott will –, glaubst du nicht?«
    Er nahm ihn am Arm, und einträchtig stiegen sie die Treppe hinunter. Bevor der Kardinal in die Kutsche stieg, küsste ihn der Papst dreimal. Zeremonienmeister Giovanni Burcardo erwartete ihn bereits, ließ sein schwarzes Büchlein flink in seinem Gewand verschwinden, als Seine Heiligkeit sich ihm zuwandte, und erklärte dem Papst sein Programm für den folgenden Tag: Die Basilika würde mit weißen Blumen geschmückt, und dem Zeremoniell folgend dürfe Seine Heiligkeit erst beim Gloria in Excelsis Deo die Arme gen Himmel erheben und den Ritus der Auferstehungsfeierlichkeiten eröffnen. Dann würden auch die Glocken einsetzen.
    Die Zellentür wurde geöffnet und Savonarola unsanft hineingestoßen. Er kam derartig geschwächt aus den Folterkammern des Bargello-Kerkers, dass er stürzte. Er bemühte sich vergeblich aufzustehen. Bruder Domenico Buonvicini trat Bruder Silvestro Maruffi aus Versehen in den Rücken. Dieser stöhnte im Halbschlaf. So sehr er und Buonvicini auch versucht hatten, die Seele des Meisters zu brechen – mit glühenden Eisen, Seilwinden und der Streckbank –, so hatte doch nur der ausgemergelte Körper nachgegeben: Savonarolas Arme waren gebrochen und seine Kniescheiben zertrümmert. Doch trotz alledem versuchte Bruder Girolamo nach wie vor, die Herrschaft über seinen Körper zu behalten, so wie er es sein ganzes Leben lang getan hatte. Buonvicini sah die blutigen Brandspuren auf seiner Kutte und wusste, dass der Mönch das glühende Eisen ertragen hatte.
    »Helft mir, Bruder Silvestro«, flüsterte Savonarola.
    Durch das kleine

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