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Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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Sultan, »so verrückt wie die letzten Propheten Īsā und Mohammed. Gelobet seien die zukünftigen Jahrhunderte! Du wirst an meiner Tafel stets willkommen sein, Ritter de Mola.«
    Ferruccio lächelte. Seinen Sohn auf dem Arm haltend setzte er sich auf ein Kissen und reichte Leonora seinen Arm.
    In dem kleinen Stadthaus, das genau zwischen einer Kirche, einer Moschee, einer Synagoge und in unmittelbarer Nähe zum Sultanspalast lag, hatte sich Zebeide, nachdem sie die Küche erobert hatte, sofort eingelebt. Vom ersten Tag an war sie unerschrocken zum großen Markt gegangen, um unermüdlich die besten Preise für ihre Einkäufe auszuhandeln.
    »Du bist die Summe aller Frauen«, sagte Ferruccio zu Leonora. Er hielt sein Kind hoch und lächelte, als ein wenig Spucke auf sein Gesicht tropfte.
    »Ich liebe dich, Leonora. Nie mehr … nie mehr dürfen wir voneinander getrennt sein.«
    Sie kam zu ihm und wischte mit einem Läppchen sein Gesicht ab.
    »Genauso geht es mir. Warum also so ernst, mein Liebster? Das Vergangene ist vergangen , würde dein Freund Ada Ta sagen.«
    »Nein, nicht ganz.« Er reichte ihr Paolo. »Leonora, ich …«
    »Sag nichts.« Leonora sah ihn nicht an, sondern drückte das Kind nur ein wenig enger an sich. »Bewahre dieses einzige Geheimnis in deinem Herzen, genauso wie ich das meine bewahre.« Sie hob den Blick, und in Ferruccios unwissenden Augen sah sie die Rundungen von Gua Li. »Es sind die Schlüssel zu einer Kammer, die verschlossen bleibt und die keiner von uns beiden öffnen wird, solange wir uns lieben.«
    Sie küsste Ferruccio, der gierig ihren Mund mit seinem suchte. Sie lächelte und gab sich dem Kuss hin. Während seine Arme noch nicht den Mut hatten, ihre Hüften zu umschlingen, spürte Ferruccio, wie er Schritt für Schritt die steilen Dünen seiner Erinnerungen hinabglitt und frisches und klares Wasser berührte, in das er nur noch tief eintauchen wollte.
    Das war die Nacht, in der Sophia gezeugt wurde.
    Auf einen Befehl ihres Kommandanten hielten die fünfzig Ritter an. Die Karakulschaffelle, die sie trugen, verliehen ihnen eher das Aussehen einer Räuberhorde als einer militärischen Einheit. Ihr Kommandant betrachtete prüfend den schmalen Pfad, der sich auf den Berg hinaufschlängelte, und gab seinem Pferd dann die Sporen. Dieses machte einen Satz nach vorne und stupste an Ada Tas Rücken. Der Mönch drehte sich um und gab dem Pferd einen Apfel.
    »Von nun ab müssen wir die Pferde an den Zügeln führen.«
    »Oder auf Yaks umsatteln.«
    »Ich würde lieber meine Tage als Eunuch in einem Harem beenden als diese haarigen Rindviecher zu besteigen.«
    »Du brauchst eine Frau, Ahmed«, lächelte ihn Ada Ta an. »Leider kann ich dir das nicht bieten.«
    »Wenn ich zurückkomme, hat mir Bayezid zwei neue Ehefrauen versprochen. Ich kann abwarten. Es tut mir leid, aber wir müssen auch den Wagen abbauen.«
    »Das kommt nicht in Frage!«
    Mit einer Hand am Rücken und der anderen auf ihrem mächtigen Bauch kam Gua Li auf die beiden Männer zu.
    »Wie soll ich in diesem Zustand bitte schön gehen können? Ich sehe wie eine fette Ente aus. Und dieses Kind tritt mich, als würde es von einem wilden Pferd abstammen!«
    »Wir könnten eine Straße durch den Berg graben, aber ich glaube nicht, dass das Kind meiner Tochter inmitten von Schneestürmen auf die Welt kommen möchte.«
    Die junge Frau drehte sich zu dem wippenden Wagen um. Er war perfekt abgefedert und ein Geschenk von Bayezid. In den letzten fünf langen Monaten hatte sie dieses sanfte Schaukeln aufs Angenehmste begleitet.
    »Bevor es Abend wird, werden wir Euer Gönpa erreichen«, beruhigte sie Ahmed, »und diese Nacht kannst du noch einmal darin schlafen. Natürlich ohne Räder und Pferde.«
    Gua Li wurde nun wie in einer Sänfte getragen. Die Luft war kühl, doch die Sonne stand bereits hoch, und ihr Licht reflektierte die verschneiten Bergspitzen. Es wurde warm. Ada Ta ging neben ihr und stützte sich dabei auf seinen Stock.
    »Ada Ta, ist es normal, Angst vor der Geburt zu haben?«
    »Die Ziege ist eher unvorbereitet als ängstlich. Zuerst meckert sie, doch wenn sie ihr Kleines saubergeleckt hat, dann hilft sie ihm aufzustehen, und sie kann es sofort säugen.«
    »Ich bin keine Ziege.«
    »Nein, meine Tochter, und dein Kind wird kein Lämmchen sein.«
    »Ich glaube, es wird ein Junge.«
    Hinter der Wegbiegung tauchten eng an den Berg geschmiegt die Mauern des Gönpa auf.
    »Ada Ta?«
    »Sprich, meine Tochter.«
    »Wir sind

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