Das Vermächtnis des Ketzers: Roman (German Edition)
immer noch der alte Hannas die Fäden in der Hand. Im XXIII. Gesang der Göttlichen Komödie reiht Dante Alighieri Hannas ben Seth und Josef bar Kaiphas in die Gruppe der Heuchler ein, die in schweren vergoldeten Bleimänteln durch die Hölle schreiten.
Unter denen, die Jesus verurteilten, wurde Pontius Pilatus noch das glimpflichste Schicksal zuteil: Tiberius treu ergeben, fiel er unter Kaiser Caligula im Jahr 37 n. Chr. in Ungnade. Der römische Imperator setzte ihn als Statthalter von Judäa ab und schickte Pilatus nach Vienne in Gallien.
Die koptische Kirche verehrt ihn als Märtyrer.
Im selben Jahr, in dem Pilatus in Ungnade fiel, wurde der Tetrarch Herodes Antipas nach Rom zurückberufen. Dort bezichtigte ihn Caligula des Verrats und schickte ihn mit seiner Geliebten Herodias ins Exil nach Lyon in Gallien. Dort starb er drei Jahre später in Armut.
Über die Person Paulus von Tarsus, den Gründer des Urchristentums, wird seit einiger Zeit diskutiert, denn über sein Leben liegen nur unsichere bzw. widersprüchliche Aussagen vor. In den Jahren 30 n. Chr. bereiste er die halbe Welt, obwohl er an Epilepsie litt. Mehrmals wurde er von den Römern verhaftet, konnte sich jedoch jedes Mal retten. So auch vor den Verfolgungen des Sanhedrins. In seinem Brief an die Galater (1,11) behauptete er, die Verkündigung des Evangeliums direkt von Jesus erhalten zu haben – quasi als zweite Offenbarung. Im Jahr 57 n. Chr. sprach sich Paulus für Kaiser Nero aus und ergriff offen Partei für den Tyrannen. Er bezeichnete Nero als von Gott eingesetzte Autorität und rief die Christen dazu auf, ihm Gehorsam zu leisten. Ob Provokateur, römischer Offizier oder erleuchteter Prophet – Paulus von Tarsus gelang es, das Christentum in ganz Europa bekannt und aus der revolutionären kleinen Glaubensgruppe eine große Bewegung zu machen.
Der Dominikanermönch Girolamo Savonarola wurde von der römisch-katholischen Kirche der Ehrentitel Ehrwürdiger Diener Gottes zuerkannt. Das bedeutet, dass er (noch) nicht seliggesprochen wurde, aber als Mensch anerkannt wird, der sich durch »heroische Tugendhaftigkeit« auszeichnete.
Nachdem er in seiner Jugend von Laudomia Strozzi abgewiesen wurde, um deren Hand er angehalten hatte, legte Savonarola das Gelübde ab und widmete sich fortan dem Kampf gegen den Sittenverfall seiner Zeit. Nachdem er die Medici aus Florenz verjagt hatte, setzte er ein theokratisches Regime ein, das man heute als fundamentalistisch bezeichnen würde. Im Jahr 1497 triumphierte er mit seinem Feuer der Eitelkeiten : Hunderte von Luxusgegenständen wie Spiegel, Gewänder, Gemälde, Juwelen, Bücher und Musikinstrumente wurden verbrannt. Ein Jahr später nahte sein Ende. Er wurde von der Heiligen Römischen Kirche der Ketzerei angeklagt und beschuldigt, »neue Dinge« gepredigt zu haben. Nach langen Folterqualen wurde Savonarola im Alter von fünfundvierzig Jahren im Mai 1498 bei lebendigem Leibe verbrannt.
Die Dominikanermönche Domenico Buonvicini und Silvestro Maruffi verbrannten mit Girolamo Savonarola auf dem Scheiterhaufen. Buonvicini war einer seiner treuesten Anhänger und Protagonist des tragisch-komischen Gottesurteils, das Anfang 1498 in Florenz die beiden Gruppen der Arrabbiati und Piagnoni entzweite. Maruffi hingegen war nur ein einfacher Sympathisant Savonarolas und wurde gemeinsam mit dem Meister auf den Scheiterhaufen geschickt, obwohl das kirchliche Gericht keine belastenden Beweise gegen ihn gefunden hatte.
Einer von Savonarolas ältesten und schlimmsten Feinden war Francesco Mei gewesen, auch er ein Dominikanermönch. Er neidete Savonarola seine Popularität und scheute sich auch nicht vor falschen Anschuldigungen, um ihn im Namen von Alexander VI. öffentlich zu verurteilen. Auch war er unter denjenigen, die am eifrigsten auf die Notwendigkeit hinwiesen, dass die Asche der drei Mönche in den Arno gestreut werden müsse, um zu verhindern, dass Savonarolas Grab zum Wallfahrtsort würde.
Eine unerbittliche Schlacht, die Savonarolas ganzes Leben dauern sollte, waren seine Auseinandersetzungen mit Lorenzo de’ Medici , genannt der Prächtige .
Nachdem der Prächtige einige Giftanschläge überlebt hatte, verabreichte ihm der Medicus der Sforza-Familie Glaspulver, das innere Blutungen verursachte und im Jahr 1492 zu seinem Tode führte.
Im indischen Srinagar befindet sich neben der Grabstätte, die für den Orient seit Jahrhunderten das Grab Īsās ist, ein weiteres Grab: Es ist die letzte Ruhestätte
Weitere Kostenlose Bücher