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Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Laubsängers erklang zweimal kurz hintereinander.
    »Das ist das Zeichen«, zischte Sven und stieß Monk, der mit geschlossenen Augen an einem Baumstamm lehnte, den Ellbogen in die Seite. »Auf jetzt, er kommt!«
    Sven nahm einen Pfeil aus dem Köcher, legte ihn an die Sehne und spannte sie. Monk zog seinen Dolch. Kelly, die dicht hinter Sven stand, unterdrückte ein nervöses Kichern. Noch ehe sie den Hufschlag vernahmen, kam der große, schwarze Hengst in Sicht. Famer auf der Eiche gab das Zeichen, und Mischa ruckte am dicken Hanfseil. So löste er das Netz, das sie sorgfältig zwischen den Bäumen aufgespannt hatten.
    Lamina riss hart an den Zügeln, doch zu spät. Der Rappe scheute, stieg empor, verfing sich mit den Hufen im Netz und stürzte zu Boden. Ein Pfeil surrte in das Gewirr und traf Lamina, die vergeblich versuchte, sich aus dem Gewebe zu befreien, in den Rücken. Das Kettenhemd hielt den Schaden gering, doch der Schmerz des Aufpralls und der Schreck ließen sie aufschreien. Sven, Cromer und Monk kamen mit gezogenen Dolchen angerannt. Lamina sah die blitzenden Schneiden, schrie in Todesangst und zog an ihrer Kapuze, bis diese langes, rotes Haar freigab. Die Männer zögerten. Keine Frage – sie hatten ihre Gräfin erkannt. Den Messergriff fest umklammert, kam Sven langsam näher. Die Entschlossenheit in seiner Miene jagte Lamina einen Angstschauer über den Rücken. »Sven, nicht, das ist doch die Gräfin!«, kreischte Kelly auf, die den Männern gefolgt war. Cromer und Monk standen nur sprachlos da, unfähig sich zu bewegen oder auch nur ein Wort zu sagen.
    »Bleib stehen! Wag es nicht, auch nur einen Schritt näher zu kommen!« Lamina versuchte ihrer Stimme einen festen Klang zu geben, konnte ein Zittern aber nicht verhindern.
    »Seht ihr nicht, dass wir verraten worden sind?«, stieß Sven zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. »Unser Leben ist keinen Pfifferling mehr wert, wenn wir sie entkommen lassen.« Er hob den Dolch zum Stoß.
    Mischa brüllte, Lamina und Kelly schrien auf, Cromer versuchte, ihm in den Arm zu fallen, nur Monk stand noch immer mit aufgerissenem Mund reglos da. Es herrschte ein solcher Tumult, dass niemand den Hufschlag der sich nähernden Pferde bemerkte. Berlon und Thomas brachen durchs Gebüsch, gerade als Sven zustieß. Ein Aufschrei hallte über die Lichtung. Lamina hatte sich im rechten Augenblick zur Seite geworfen, doch da ihre Bewegungsfreiheit durch das Netz eingeengt war, traf die Klinge sie in die rechte Schulter. Zu einem zweiten Stoß hatte Sven keine Gelegenheit mehr. Im Galopp sprengte Thomas heran und schlug ihm im Vorbeireiten den Kopf ab. Kelly kreischte hysterisch und warf sich über ihren toten Verlobten.
    Berlon zerrte die schluchzende Kelly weg und rollte den Toten zur Seite, während Thomas mit erhobenem Schwert die anderen in Schach hielt, doch deren Widerstand war bereits gebrochen. Geschickt zertrennte Berlon das Netz mit dem Dolch und half der zitternden Gräfin auf. Auch der Rappe kam wiehernd auf die Beine. Die Augen der Gräfin schimmerten, doch keine Träne rann ihr über die Wangen.
    »Thomas, bring das Gesindel in die Burg. Wir werden morgen über sie Gericht halten.« Sie griff nach den Zügeln des Rappen.
    »Gräfin, bitte ...« Berlon sah sie flehend an.
    »Verbinde mir die Schulter und hilf mir aufs Pferd«, sagte sie leise, ohne ihn anzusehen.
    Während Berlon die Blutung an ihrer Schulter stillte, band Thomas den Attentätern die Hände zusammen. Selbst Famer kam kreidebleich vom Baum und ließ sich widerstandslos gefangen nehmen.
    Kurze Zeit später ritten sie langsam zur Burg zurück, um die Gefesselten in den einzigen Gefängnisraum unter dem Bergfried zu bringen. Die Gräfin gab kurze Anweisungen und ließ sich dann, ohne mit der Wimper zu zucken, von ihrer Zofe entkleiden, waschen und verbinden. Ihre Stimme klang hart und farblos, als sie ihre Befehle erteilte. Mit einer knappen Erklärung entließ sie Vlaros und ihren Vater, die herbeigeeilt waren, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Erst als Lamina in ein frisches Seidennachthemd gehüllt vor dem angefachten Kamin in ihrem Zimmer stand und Veronique die Tür hinter sich geschlossen hatte, brach sie mit einem Klagelaut zusammen. Tränen stürzten ihr aus den Augen, und das Schluchzen ließ sie erzittern. Die Einsamkeit griff kalt nach ihrem Herzen und schien es zerdrücken zu wollen.
    »Seradir«, flüsterte sie schließlich und drückte die geschwollenen Augen an die

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