Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Menschen, Zwerge und Eiben lebten sorglos und übersahen die Zeichen der Gefahr am Horizont, und auch die Drachen waren zu stolz und eingebildet, um die Bedrohung ernst zu nehmen. Sie selbst waren mächtig und hatten große Zauberkräfte, was sollte ihnen schon passieren? Welch tragischer Fehler!
Das Unglück geschah, der Magier vollendete die Krone, und die Macht des Artefakts war unendlich. Er konnte die Drachen in allen Welten mit seinen Gedanken erreichen, ihnen Befehle erteilen und sie zum Gehorsam zwingen. Der Magier sandte sie aus, ließ Städte dem Erdboden gleichmachen und erstickte so jeden Widerstand im Keim. Im Feuersturm der Wut und Gewalt zerbrachen die Tore zwischen den Welten und trennten von da an die Völker voneinander. Die Eiben-und Zwergenstämme, die in unsere Welt gekommen waren, sollten ihre Heimat nie wiedersehen. Die Völker hatten nichts, was sie dieser Macht entgegensetzen konnten. Viele starben. Der Magier versklavte nicht nur die Lebenden, sogar die Toten ließ er als Heer williger Zombies wieder auferstehen. Nur wenige Überlebende konnten sich rechtzeitig in die dichten Wälder oder unwegsamen Berge flüchten, um ihrem schrecklichen Schicksal zu entgehen.
Doch die Götter hatten Mitleid mit den Geknechteten und gaben den Welten eine Chance das Joch abzustreifen. Durch eine Laune der Natur schlüpfte ein weißer Drache aus dem Ei, und als er die Schale abgestreift hatte, verlor die Krone ihre Macht, denn nun waren nicht mehr alle Farben in ihr vereint.
Ein erbitterter Krieg entbrannte. Die Drachen waren frei und wollten sich an ihrem Unterdrücker rächen, doch zu viel Böses war noch in der Welt. Es gab keine Einheit, und bald kämpften Menschen gegen Zwerge und Eiben, Drachen gegen den Magier, aber auch farbige gegen glänzende Drachen. Das weiße Drachenkind aber wurde gerettet, und die Krone wurde in Teile gespalten und über die Welten verstreut.«
Peramina machte eine Pause, dann fuhr sie fort. »Die Zivilisation war vernichtet, der Magier verschwunden, die Drachen zogen sich an entlegene Orte zurück und leckten ihre Wunden. Die wenigen Menschen, Eiben und Zwerge, die überlebt hatten, versteckten sich über Jahrhunderte in den Wäldern und fristeten ein armseliges Dasein. Erst viel später entwickelten sie eine neue Kultur, begannen Städte zu bauen und läuteten ein neues Zeitalter ein.
Der weiße Drache wurde sehr alt, doch alle seine Nachkommen waren kupfern, wie seine Eltern. Ich bin der letzte Nachfahre, der den weißen Drachen zum Vater hat.
Lange waren die Drachenfiguren nicht wichtig, denn der weiße Drache hatte ihnen die Macht genommen, doch als er starb, lebte die Gefahr wieder auf. Astorin ist ein großer Zauberer, und wie der Magier vor ihm ist er von Herrschsucht besessen. Er hat sich aufgemacht, die Teile zu suchen und zu vereinen. Er will erfolgreicher sein, als der Magier vor vielen tausend Jahren. In einem Punkt jedoch irrt er. Die weißen Drachen sind nicht endgültig aus den Welten verschwunden, denn ich trage das Erbe im Verborgenen in mir, und in der nächsten Generation wird es wieder erblühen.«
Der Blick ihrer gEiben Augen wanderte zu dem pergamentartigen, ovalen Gebilde zwischen ihren Krallen.
»In dieser Eihülle ruht der Nachfahre des weißen Drachen«, fuhr Peramina fort, »und auch er wird schimmernd weiß wie das Sonnenlicht am Mittag sein. Bald wird er das Licht der Welt erblicken, die Schalen abstreifen und der Krone ihre Macht nehmen.
Es wird nicht lange dauern, bis Astorin davon erfährt. Er wird sich aufmachen und alles daransetzen, das Drachenkind zu töten, das seiner Macht im Wege steht. Es gibt nur einen Ort, wo es in Sicherheit aufwachsen kann: im Land der Drachen, den nördlichen Vulkanbergen. Bringt es dorthin und übergebt es dem großen Goldenen, dann ist eure Aufgabe erfüllt.«
*
Verwirrt versuchten die Gefährten zu verstehen, was sie da gehört hatten. Sacht fügten sich einzelne Teile – Fetzen von Sagen, Gerüchte, Geschichten – zu einem Bild zusammen.
»Aber wie sollen wir den goldenen Drachen finden?«, fragte Rolana. »Keiner von uns kennt den Weg zu den Vulkanbergen des Nordens.«
»Verlass dich auf das Amulett, es wird dir den Weg zeigen. Meidet Karawanenstraßen, Dörfer und belebte Plätze. Je später Astorin von eurer Reise erfährt, desto eher könnt ihr euer Ziel sicher erreichen. Eilt jetzt, meine Zeit ist abgelaufen.« Ein Zittern lief durch den Körper des Drachen.
Rolana lief zu ihm. Ich kann dir
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