Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
vielleicht helfen, ich kann versuchen, die Schmerzen zu lindern.
Das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass ihr eure Aufgabe erfüllt. Verlasst mich jetzt, die Welt wartet auf eure Hilfe. Peramina legte den Kopf auf die Klauen und schloss die Augen, ihr Atem kam stoßweise. Rolana konnte sich nicht von ihr trennen. Sie legte ihre Hände auf die Nüstern des Drachen und ließ den Schmerz in ihre Seele fluten. Es verlangte sie danach, dem edlen Wesen zu helfen, doch die Macht der Gefühle raubte ihr fast die Sinne.
Thunin hatte sich inzwischen von seiner Erstarrung erholt und knuffte Cay in die Seite. »Los, wir müssen eine Trage bauen, um das Riesenei von hier wegzukriegen.«
Mühsam riss Cay seinen Blick von Rolana und dem Drachen los. »Ja, mit zwei Decken und einem Seil müsste es gehen.«
Kurz darauf legten sie die kostbare Fracht behutsam auf die Decken. Mit Seilschlingen über den Schultern konnten sie das Ei zu zweit bequem tragen.
Ibis kniete an einem Haufen glitzernder Edelsteine nieder.
»Lass das!«, zischte der Zwerg. »Wie kannst du in so einem Augenblick nur an diesen Kram denken?«
Die Elbe schob beleidigt die Unterlippe vor. »Sie kann den Schatz sowieso nicht mehr brauchen!«
Die Augen des Drachen flatterten noch einmal. »Nehmt mit, was ihr für die Reise benötigt – an weltlichen Schätzen soll eure Mission nicht scheitern.«
Ibis warf Thunin einen triumphierenden Blick zu und ließ eine Hand voll Edelsteine in ihrem Rucksack verschwinden. Es folgte noch ein Häufchen Goldstücke. Nur schweren Herzens verzichtete sie auf weitere Schätze, denn sie musste Thunins Rucksack auf dem Rückweg tragen und fühlte jetzt schon, wie das Gewicht sie niederdrückte.
Lahryn nahm Rolana bei der Hand und führte sie von dem sterbenden Drachen weg. »Wir müssen gehen. Komm, so hilfst du Peramina am besten.«
Die junge Priesterin warf noch einen letzten Blick zurück. Sie würde Peraminas Bild auf ewig in ihrem Herzen tragen. »Wir werden dich nicht enttäuschen«, flüsterte sie, schluckte die Tränen herunter und folgte den anderen in den hohen, schmalen Gang hinein.
*
»Verdammt, renn doch nicht so! Wie soll ich bei deinen riesigen Schritten denn mitkommen?!«, beschwerte sich Thunin.
»Wenn ich langsam gehe, werde ich viel schneller müde«, verteidigte sich der große Kämpfer.
»So hat das keinen Sinn.« Lahryn wischte sich den Schweiß von der Stirn und ließ den schweren Rucksack zu Boden sinken, Rolana und Ibis folgten seinem Beispiel. »Unser Gepäck ist einfach zu schwer.«
Cay streckte den Arm aus. »Ich nehme meinen Rucksack wieder.«
Der Magier schüttelte den Kopf. »Ihr beide habt an dem Ei genug zu schleppen. Nein, es ist besser, wenn wir einen Teil des Wassers und ein paar andere schwere Dinge zurücklassen, die jetzt nicht so wichtig sind. Außerdem bin ich dafür, wenigstens ein paar Stunden zu rasten.«
»Ist ja prima, dass da endlich mal jemand drauf kommt!«
Ibis nahm einen tiefen Schluck aus dem Wasserschlauch und ließ sich dann neben ihren Rucksack fallen. »Eigentlich hatte ich nicht vor, mir das Schlafen völlig abzugewöhnen. Wird auf die Dauer ein bisschen anstrengend.« Sie gähnte herzhaft, die Augen fielen ihr zu, und kurz darauf war sie eingeschlafen.
Rolana saß ein Stück entfernt, das gläserne Amulett fest in der Hand. In Meditation versunken lauschte sie den Herzschlägen des Drachen und versuchte, ihm in seinen letzten Stunden ein wenig Nähe zu geben. Peraminas Gedanken erreichten sie nur noch verschwommen, dann riss die Verbindung ab. Ihr Geist verließ das Gefängnis des Körpers und schwang sich ins gleißende Licht auf, das ihn warm umfing.
*
Es klopfte. Vertos hob den Kopf und drehte den Brief um, an dem er geschrieben hatte.
Saranga streckte den Kopf herein. »Stör ich?«
»Ach du bist ‘s. Ich dachte, es sei – nun gut, nein, du störst nicht, komm nur rein. Ich schreibe gerade eine Nachricht an Astorin und möchte den Falken heute Nacht noch losschicken.«
Beim Namen des Magiers verzog Saranga voller Abscheu das Gesicht. »Ich hoffe nur, dass ich seine Gesellschaft nicht so schnell wieder genießen muss.«
»Sei nicht kindisch! Man braucht seinen Auftraggeber nicht zu mögen – Hauptsache, er bezahlt reichlich.«
»Tolle Einstellung! Was ich dich schon lange mal fragen wollte: Warum haben wir Astorin eigentlich angelogen und ihm gesagt, die Bücher, die wir den Priestern abgenommen haben, seien alle verbrannt? Schließlich haben wir
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