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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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bis zur Leistengegend hoch.
    Das Licht der Öllampe begann, sich vor Martís Augen zu drehen, und trotz der Nachtkälte befiel ihn eine unbezwingliche Fieberhitze. Bevor er das Bewusstsein verlor, flößte ihm Marwan einen Arzneitrank ein. Dann nahm er sein Messer und machte einen Einschnitt rund um den Stich. Hierauf drückte er die Lippen auf die Wundränder, saugte das Gift heraus und spuckte es aus. Danach bestrich er das Bein mit einer Salbe. Bevor Martí ohnmächtig wurde, hörte er als Letztes: »Ich sage dem Hauptmann Bescheid. Ihr werdet viele Tage lang krank sein.«

    Die Vorhersage traf ein. Später erfuhr Martí, dass er durch die sorgfältige Pflege seines Dieners mit dem Leben davongekommen war. Hugues de Rogent ließ eine Trage herrichten, die der Diener an der Kruppe des Kamels festband; so, ausgestreckt und mit Riemen festgebunden, legte Martí den Weg zurück. In seinen Fieberträumen erschien ihm das geliebte Gesicht Laias, die ihn mit ihren grauen Augen fest anblickte und ihm etwas sehr Ernstes sagen wollte, was er jedoch nicht verstehen konnte. Danach verschwand sie, und in seinem Kopf erdröhnte das sardonische Gelächter ihres Stiefvaters, der sich über seine Bemühungen lustig machte, das Bürgerrecht Barcelonas zu erhalten.
    Ein Angriff der »Wüstenratten« überraschte sie am Dienstagabend der dritten Woche. Nur Rogents Erfahrung und die Tapferkeit der Söldner verhinderten einen Sieg der Angreifer. Der Kampf endete mit fünf Toten. Als man sich Persien näherte, war Martí schwach wie ein Vögelchen, doch dann kam er langsam wieder zu Kräften, und nachdem er das Übel überstanden hatte, war er sicher, dass ihm Gott, die Vorsehung oder das Schicksal große Aufgaben vorbehielten.
    Als sie schließlich nach ar-Ramadi gelangten, verabschiedete sich Hugues de Rogent von dem Mann, der die Reise als sein Schutzbefohlener begonnen und als sein Freund beendet hatte.
    »Ich muss die Reise nach Kirkuk fortsetzen, und Ihr müsst nach Kerbela weiter. Seid vorsichtig. Die erste Meile ist genauso gefährlich wie die letzte. Denkt daran, wie viele am Wegesrand zurückgeblieben sind. Die Hölle ist voll von Wagemutigen. Wer nicht am Leben hängt, verliert es nur zu schnell.«
    »Nie kann ich Euch genug für das danken, was Ihr für mich getan habt.«
    »Das gehörte zur Abmachung, ich habe nur meinen Teil erfüllt.«
    »Nun sagt mir: Welchen Weg muss ich nehmen?«
    »Entfernt Euch nicht vom Lauf des Euphrat. Er führt Euch nach Bahr al-Milh. Von dort bis Kerbela habt Ihr nur noch eine kurze Strecke.«
    »Wann kommt Ihr zurück? Ich frage danach, weil ich es so einrichten möchte, dass ich mich wieder Eurer Karawane anschließen kann.«
    »Das weiß ich noch nicht. Aber Ihr solltet jedenfalls auf eine große Karawane warten oder den Weg in kleineren Etappen zurücklegen.«
    Nachdem sich Martí mit einer Umarmung vom Führer der Karawane verabschiedet und ihm für seine unschätzbaren Dienste gedankt hatte, brach er zusammen mit seinem Kameltreiber auf, um zu Rashid al-Malik
zu kommen. Dieser lebte in einem kleinen Dorf in der Nähe. Auf Marwans Rat hin tauschte er das Kamel gegen ein gutes Pferd.
    Als die Nacht hereinbrach, zeigte ihnen ein spärliches Licht, dass es nicht mehr weit bis zum Ziel war. Ein Hund bellte in der Ferne, und das half ihnen, das Dorf zu finden, wenn man diese wenigen Hütten denn so nennen konnte.

59
    Lüsternheit und Habgier
     
    G aia war nicht mehr das jugendfrische Mädchen von früher. Die Monate, in denen sie sich geopfert hatte, hatten sie schwermütig werden lassen, was der erloschene Glanz ihrer grauen Augen offenbarte. Ständig erwartete sie den Überfall, der nun beinahe jede Nacht stattfand. Tagsüber wich ihr das böse Weib nicht von der Seite, und sie setzte ihre gewohnten Verrichtungen fort. So hatte es ihr Vormund angeordnet. Sie besuchte die Gottesdienste, unterhielt sich mit den Gattinnen der Prohomes , die in ihr Haus kamen, und begleitete ihren Stiefvater zu langweiligen Zusammenkünften. Wenn manchmal jemand über ihr Aussehen sprach, behauptete Bernat: »Ihr wisst ja, dass die Mädchen, wenn sie sich entwickeln, ab und zu ein wenig kränkeln.« Und er setzte hinzu, dass der jüdische Arzt, der sie besuchte, ihr schon Eisenelixier und andere Stärkungsmittel verordnet habe.
    Die Einzige, die niemand täuschen konnte, war Adelaida, die alte Amme, die Laia oft besuchte. Einmal sagte Adelaida zu Edelmunda: »Dieses Mädchen hat Liebeskummer.« Die Anstandsdame,

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