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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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die bei den Besuchen stets dabei war, antwortete: »Das sind Wahnideen von jungen Mädchen. Jeden Tag kostet es mich ungeheure Mühe, damit sie so viel isst, wie sie in ihrem Alter braucht. Ihr Vater vergöttert sie, und es bringt ihn zur Verzweiflung.«
    So blieben die Dinge bis zu jenem Tag.
    Edelmunda stand angstbebend vor ihrem Herrn: Die Neuigkeit, die sie zu übermitteln hatte, war keine leicht mitzuteilende oder angenehm zu hörende Nachricht, und sie kannte nur zu gut die Wutanfälle ihres Gebieters. Inzwischen waren fünf Monate vergangen; sie hatte sich streng an seine Anweisungen gehalten und das Mädchen beim täglichen Besuch in der Zelle der Sklavin begleitet. Bernat hatte ausdrücklich befohlen, diese sorgfältig zu heilen und zu behandeln, trug ihre Genesung
doch entscheidend dazu bei, dass sich seine Pflegetochter seiner Leidenschaft unterwürfig hingab. Doch Laia vermochte nicht vorauszusehen, wie lange sie diese Schmach noch ertragen könnte. Die Sklavin hatte von alledem keine Ahnung, denn sie war ohnmächtig gewesen, als Laia in ihrer Zelle die erste Gewalttat über sich ergehen lassen musste. Jeden Tag beobachtete Aixa das abgezehrte Gesicht und die Schatten, die den Blick ihrer jungen Herrin verdüsterten, allerdings glaubte sie, Laia leide, weil Martí nicht da war und weil der Weg, auf dem sie ihre Briefe ausgetauscht hatten, entdeckt worden war.
    Bernat Montcusí blickte von den Dokumenten hoch und erkundigte sich energisch, während er einen Umschlag versiegelte: »Welche dringende Angelegenheit veranlasst dich, mich bei meiner Arbeit zu stören?«
    Edelmunda stand immer noch stumm da und zerknüllte ein Taschentuch in den Händen.
    »Rede, Frau!«
    »Also, Herr, es ist etwas geschehen, was, wie ich fürchte, unangenehme Folgen haben wird.«
    »Worum geht es? Und wer ist daran schuld?«
    Die Frau zuckte zusammen.
    »Es geht nicht um Schuld, sondern um einen schlimmen Zufall.«
    »Was gibt es, du Närrin? Rede endlich!«
    »Die Sache ist die, gnädiger Herr …« Die Frau atmete tief ein und sagte mit halb geschlossenen Augen: »Ich glaube, dass Laia guter Hoffnung ist. Sie wird im Herbst dieses Jahres niederkommen.«
    Der Intendant errötete. Die hochgezogenen Brauen kündigten einen gewaltigen Zornesausbruch an.
    »Willst du behaupten, dass sie ein Kind erwartet?«
    Edelmunda starrte zu Boden.
    »Das ist offensichtlich, wenn sie nicht an einer Krankheit leidet, die ich nicht kenne.«
    »Und du sagst, daran ist niemand schuld!«
    »Herr, ich habe für die erforderlichen Mittel gesorgt, aber manchmal gelingen die Dinge nicht, wie von uns erwartet.«
    »Und was ist aus all den Rezepten geworden, mit denen du geprahlt hast, um mein Geld einzustecken?«, schrie Montcusí.
    »Herr, ich darf Euch versichern, dass ich zum ersten Mal keinen Erfolg mit dem Mittel hatte, ein Tuch in Essig zu tränken und es in die Öffnung der Frau zu stecken.«

    Eine lange Pause trat ein. Montcusí war klar, wie gefährlich es für ihn wurde, wenn die Öffentlichkeit davon erfuhr, und Edelmunda wollte diese schlimme Sache mit allen Mitteln abwenden, denn ihr drohte der Verlust ihrer Stellung, wenn nicht noch mehr.
    »Herr, ich habe Mittel, damit die Schwangerschaft nicht zu einem guten Ende kommt.«
    »Du dumme Gans! Wenn alle deine Mittel so sind wie das, womit du mir angeblich geholfen hast, dann verzichte ich von nun an darauf. Verschwinde mir aus den Augen. Wenn ich eine Entscheidung getroffen habe, lasse ich dich rufen. Aber ich verbiete dir, mit jemandem über diese Angelegenheit zu sprechen. Wenn du mir nicht gehorchst, ist es aus mit dir. Hast du mich verstanden?«
    Edelmunda glaubte, dass sie vorläufig gut davongekommen sei. Sie nickte zustimmend und schwor heilige Eide, dass sie den Mund nicht aufmachen werde.
    »Von diesem Augenblick an«, befahl Bernat weiter, »bleibt die Sklavin ohne jede Verbindung nach draußen. Niemand, überhaupt niemand, darf sie besuchen.«
    Nachdem Montcusí Laia viele Monate lang genommen hatte, ganz wie es ihm beliebte, war seine Leidenschaft weitgehend erkaltet. Zudem ergrimmte ihn die völlige Teilnahmslosigkeit des Mädchens. Zuerst dachte er, dass ihre Unerfahrenheit sie daran hinderte, den Akt zu genießen, und er glaubte, wenn sie sich allmählich daran gewöhnte, werde ihr Verlangen zunehmen und sie sich eines Tages wie eine normale Frau verhalten. Aber so war es nicht: Wenn er ihr Gewalt antat, glaubte er, eine Leiche zu begatten. Außerdem war ihre Schönheit jeden

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