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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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gekleidete Greisin kümmerte sich um die beiden. Sie fragte nicht, was sie essen wollten, denn es gab nur einen mit Honig und Gewürzen eingeriebenen Ziegenbraten mit Möhren, schwarzes Roggenbrot und einen Napf mit dicker Sauermilch. Es war bitterkalt, und sie stillten ihren Hunger am Feuer des großen Kamins, der im einzigen Zimmer stand, aber mehr als die Kohlenglut erwärmte ihren Körper ein durchsichtiger Schnaps, der zunächst die Eingeweide verbrannte, doch anschließend sehr wohltätig wirkte. Die Frau goss ihn in fingerhutgroße Gläser. Als die beiden satt waren, fragte Martí die Alte aus. Dabei benutzte er sein barcelonisches Latein, und zu seiner Überraschung verstand ihn die Frau, wobei sie für ihre Antworten eine andere, ähnliche Sprache mit abweichenden Wendungen gebrauchte.
    »Kennst du das Haus von Rashid al-Malik?«
    »Dieser alte Verrückte! Er lebt allein und kommt nur ins Dorf, um sich beim Krämer mit dem Notwendigsten zu versorgen.«
    »Kannst du mir den Ort genauer angeben?«
    »Es ist nicht zu verfehlen. Sein Haus liegt einen Tagesritt entfernt: Ihr findet es am See in Bahr al-Milh. Versucht nicht, nach dem Sonnenuntergang hinzukommen, denn er würde seine Hofhunde auf Euch loslassen. Ich habe es ja schon gesagt: Er ist ein Verrückter.«
    Bevor Martí erschöpft einschlief, empfand er die Gewissheit, dass seine Weltreise kurz vor dem Abschluss stand. Seine Gedanken schweiften nach Barcelona, und er machte neue Pläne. Er erinnerte sich an Baruch Benvenists Worte: »Die Geschäfte warten auf hoher See.« Er müsste
weitere Kapitäne für seine Schiffe suchen. Felet, ein anderer Gefährte aus Kindertagen, hatte sein Leben ebenfalls dem Meer gewidmet. Er würde ihn finden. Wenn er dann noch den Griechen Manipoulos überzeugen konnte, würde er allmählich über eine bedeutende Flotte verfügen. Er wollte Bernat Montcusí beweisen, dass er der Hand Laias würdig war …
    Ihm schien, dass er nur kurze Zeit ausgeruht hatte, als er spürte, dass ihn die Hand seines Kameltreibers wachrüttelte.
    »Herr, der Nachmittag ist halb vorüber. Wir müssen aufbrechen, wenn Ihr vor dem Dunkelwerden nach Bahr al-Milh kommen wollt.«
    Martí sprang sofort auf, und nachdem er sich kurz in einem Becken gewaschen hatte, zog er sich an. Der Diener packte inzwischen ihre Sachen zusammen. Nachdem Martí die Frau großzügig bezahlt hatte, ritten sie los. Er nutzte den Weg, um sich mit Marwan auf eine Abmachung zu einigen. Während der langen Wüstenreise hatte er genug Zeit gehabt, sich von dessen Fähigkeiten zu überzeugen: Er war zuverlässig, mutig und sehr fleißig, und er sprach mehrere Dialekte.
    »Was willst du tun, wenn ich nach Barcelona zurückkehre?«
    »Herr, das Einzige, was ich tun kann: mich einer anderen Karawane anbieten, die durch die Wüste ziehen will, und mir einen neuen Herrn suchen, der gewiss nicht wie Ihr ist, in dessen Dienst ich aber auch Geld zurücklegen kann. Wenn ich älter bin, würde ich mich dann gern in Sidon niederlassen und einen Kamelhandel aufmachen.«
    »Und was würdest du sagen, wenn ich dir anbiete, aus der Ferne mit mir zusammenzuarbeiten, wofür ich dir jedes Jahr viel mehr bezahle, als du einnehmen würdest, wenn du dreimal die Wüste durchquerst?«
    »Und was hätte ich da zu tun?«
    »Du müsstest von hier aus Karawanen mit für mich bestimmter Ladung auf den Weg bringen.«
    »Kann ich einmal im Jahr nach Sidon fahren?«
    »Wenn es dir deine Arbeit erlaubt und du es wünschst.«
    »Dort gibt es nämlich eine Frau, gnädiger Herr...«, gab der Kameltreiber mit einem offenherzigen Lächeln zu.
    »Das musst du mir nicht erst erzählen. Ich weiß, wie so etwas ist.«
    So fand Martí den Mann, der sein Stellvertreter in diesen fernen Ländern werden sollte.
    Am Abend trafen sie in Bahr al-Milh ein. Ein durchdringender Geruch stieg ihnen in die Nase. Als sie den Gipfel eines Hügels erreichten,
erstreckte sich zu ihren Füßen ein beinahe schwarzer See. An seinem Ufer lag ein großes Gebäude, das von mehreren kleinen umgeben und von einer Steinmauer umschlossen war. Die Hunde begrüßten ihre Ankunft mit lautem Gebell. Dies lockte einen bärtigen Mann mittleren Alters aus einer Hütte, der sehen wollte, welche ungewöhnlichen Besucher da auf sein Land kamen. Er trug eine Mütze aus Astrachanleder, einen braunen Überrock, eine Lammfelljacke und dicke Stiefel. Mit einer riesigen Axt in den Händen stellte er sich mitten auf den Weg.
    Martí stieg ab und fragte, ob er

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