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Das Vermächtnis des Martí Barbany

Das Vermächtnis des Martí Barbany

Titel: Das Vermächtnis des Martí Barbany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chufo Lloréns
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und Posaunen an, dass der Zug nahte.
     
    Ruth und Batsheva hatten sich unter die Menge gemischt. In ihre Mäntel gehüllt, warteten sie darauf, dass die prächtige Abordnung vorüberkam. Ihr Vater konnte sie nicht begleiten, weil er bei ihrer Mutter bleiben musste, doch wegen des außergewöhnlichen Ereignisses hatte er zugestimmt, dass sich seine Töchter die vorbeiziehende Gesandtschaft ansehen durften, dies allerdings unter der unumgänglichen Bedingung, dass sie zur festgesetzten Zeit auf jeden Fall nach Hause zurückkehren sollten, weil danach der Sabbat begann. Ishaí Melamed, der Sohn eines guten Synagogenfreundes, begleitete sie. Die drei hatten sich unter eine Arkadenreihe zurückgezogen und sahen dem Augenblick entgegen, an dem der Reitertrupp am Ende der Straße auftauchte. Der Lärm der Menge schwoll weiter an und ließ erraten, dass der Zug gleich um die Straßenecke biegen würde. Die Leute machten lange Hälse. Der Krach war ohrenbetäubend. An der Spitze des Zugs marschierte eine Kapelle, die alle möglichen Instrumente spielte, von denen viele der begeisterten Menge unbekannt waren. Was jedoch die Aufmerksamkeit aller Leute am stärksten fesselte, waren zwei Reiter. Sie saßen auf prächtigen arabischen
Hengsten, die mit grünen und goldenen Schabracken bedeckt waren. Die beiden Reiter trommelten auf große Pauken mit zwei Schlegeln und bestimmten damit den Marschrhythmus des Zuges. Danach kam eine aus dreißig Mann bestehende Eskorte, die von einem riesigen Mauren geführt wurde. Sie umringte eine Sänfte, die einen Belag aus chinesischem Lack und Blattgold trug und deren Dach an die spitz zulaufende Form eines Minaretts erinnerte. Sie wurde von zehn herkulischen Numidern getragen, deren Haut glänzte. Die Vorhänge waren aufgezogen, und darin sah man den Botschafter Abenamar, der die Menge begrüßte.
    Batsheva war nervös.
    »Ruth, die Sonne ist untergegangen. Wir kommen zu spät, und unser Vater wird uns ausschimpfen.«
    »Jetzt kann man unmöglich durchkommen, Batsheva. Außerdem sind wir ausgegangen, um die neuen Lichter zu sehen, und sie werden nicht angezündet, bevor es Nacht wird.«
    »Der Sabbat beginnt, wir müssen fort.«
    Ishaí unterstützte Ruth.
    »Batsheva, das wird Euer Vater verstehen. Es ist unmöglich, hinüberzukommen. Außerdem ist dies ein solch außergewöhnliches Ereignis, dass wir später unseren Kindern davon erzählen müssen. Ich übernehme die Verantwortung.«
    Batsheva drängte weiter: »Wenn es Nacht wird, dürfen wir Juden nicht außerhalb des Call sein. Uns bleibt gerade genug Zeit...«
    »Heute hat man das Glockenläuten auf später verschoben. Ihr werdet sehen, dass man auch das Abendläuten hinausschiebt.«
    Der Zug war zu ihnen gelangt, und der Lärm verhinderte, dass man ein einziges Wort verstand, wenn man nicht dem Nachbarn ins Ohr schrie.
    Die Abordnung kam in diesem Augenblick an den drei jungen Leuten vorbei. Der sevillanische Gesandte trug einen gelben Turban, in dessen Mitte ein großer Smaragd prangte. Als Ruth sein edles Gesicht, seine dunklen Augen, seine schneeweißen Zähne und den sorgfältig gestutzten Kinnbart erblickte, wurde ihr bewusst, dass sie Zeugin eines historischen Ereignisses war, und sie empfand Stolz, dass das prächtige Licht, das ihre Stadt erhellte, das Werk ihres Geliebten war.
     
    Martí hatte schon alles gesehen, was er wollte, und es war nicht notwendig, dass er im Schloss erschien. Die Gesandtschaft war bereits eingetreten,
und die großen Türen des Empfangssaals hatten sich geschlossen. Er wollte am nächsten Tag die Kathedrale besuchen, damit ihm Eudald von den Ereignissen erzählte und ihn über die Einzelheiten aufklärte, die sich nun da drinnen abspielen würden. Doch plötzlich überkam ihn das unbezwingliche Verlangen, seine Stadt mit der Aureole des neuen Lichts zu sehen. Er nahm seinen Mantel und verabschiedete sich von dem Offizier, der den Eingang bewachte. Er hüllte sich in den Mantel und mischte sich unter die Menge. Im Lichtschein wirkte alles anders auf ihn. Die alten Steine nahmen ungeahnte Farbtöne und Schattierungen an, jede bekannte Ecke wurde zu einer Entdeckung. Während er sich durchdrängte, dachte er daran, dass sein Leben wie ein reines Wunder verlaufen war. Er versenkte sich in Erinnerungen und gelangte zu der Schlussfolgerung, all dies sei darauf zurückzuführen, dass er einmal, von seinem guten Herzen getrieben, in einem fernen Hafen, in Famagusta, einen Menschen aus dem Wasser gerettet

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